Erwartungen eines Verlegers

Von meiner wissenschaftlichen Ausbildung her bin ich unter anderem Japanologe. Aber ich bin kein Japaner. So befasste ich mich mit Japan als ein Fremder, der von außen auf etwas zuging, das ihm zunächst nur sein Äußeres zeigte. Die Äußerungen Japans waren oft anders. Eine Differenz zu meinen Gewohnheiten, Erwartungen, Gepflogenheiten war spürbar. Mir stellte sich die Frage nach kulturellen Unterschieden. Aber was ist Kultur? – Diese Frage will ich voranstellen, bevor ich Erwartungen an eine christliche Kulturzeitschrift formuliere. Ich will keine Klärung voranstellen, was eine Zeitschrift ist und auch nicht, was ich unter christlich verstehe. Kultur scheint mir der schillerndste Begriff in diesem Triangel zu sein. In der Leit-Kultur- Debatte wurde klar, wie schwer zu greifen er ist.
Im Sprachgebrauch weist das Wort „Kultur“ viele Facetten auf, kann biologisch oder sozial verstanden, enger oder weiter gefasst und interpretiert werden. In der wissenschaftlichen Arbeit und später auch im Alltag hat mir eine knappe Definition weitergeholfen. Während meines Studiums stieß ich auf eine Arbeit aus den 1980er-Jahren, in der amerikanische Wissenschaftler weltweit und in unterschiedlichsten Sprachräumen das Wort Kultur auf seine Bedeutung hin untersuchten, um dann herauszufiltern, welcher gemeinsame Nenner sich abzeichnet. Das Fazit war: „Culture is the way people do things“.
Dieser Topos hat unterdessen in der angelsächsischen wissenschaftlichen Literatur den Rang einer allgemeingültigen Kurzdefinition erlangt, die augenscheinlich nicht mehr belegt werden muss. Glück für mich, denn die Quellenangabe aus Studienzeiten ist mir bedauerlicherweise verlorengegangen. Seinerzeit eignete ich mir diesen Topos an und übersetzte ihn mit „Kultur ist die Art, wie Menschen Dinge tun“.

„Culture is the way people do things“

Obwohl unser Blick Kunstwerke, Architektur, Kulturlandschaften erfasst, unser Hören Klängen der Musik aus aller Welt lauscht, unsere Zunge unbekannte Speisen schmeckt und unser Denken uns in Lehre und Weltanschauung anderer Kulturen eintauchen lässt, so soll laut meiner Kurzformel noch vor dem „Was“ oder „Warum“ das „Wie“ im Vordergrund stehen? Das klingt zunächst oberflächlich, so als wären Gründe, Ursachen und Motivationen für Handlungen oder gar deren Ergebnisse nicht von zentraler Bedeutung für die Erschließung von Kultur. Vielleicht sind sie es in der Tat auch nicht, wenn wir zwischen Funktion und Form, Zweck und Gestalt unterscheiden. Ein Haus ist ein Haus. Aber ein Iglu ist keine Villa. Nahrung ist Nahrung – aber Sushi ist nicht Bockwurst. Urteil ist Urteil, aber ein Mufti ist kein Verfassungsrichter. Menschen organisieren die gleichen Dinge, Güter und Beziehungen, um ihre materiellen wie immateriellen Bedürfnisse zu befriedigen. Das Was unterscheidet die Menschen nicht zu sehr. Aber sie organisieren die Güter auf unterschiedliche Art und Weise. Und diese Unterschiede sind auffällig, hier wird Kultur ansichtig. Die Verhaltensweisen von Menschen, ihr Sprachgebrauch, ihre Werkzeuge, ihre Ästhetik sind das Gesicht der Kultur, daran erkennen wir sie. Ein Gesicht zu erkennen und seinen Ausdruck zu verstehen, sind zweierlei. Fürs Erkennen reicht die Identifikation von Merkmalen. Fürs Verstehen braucht es Kontext, Lebenserfahrung, Vertrautheit usw. Um zu verstehen, warum in Kulturen Dinge unterschiedlich ausgestaltet werden, muss man erkunden, welche Lebens- und Spielregeln bei der Gestaltung angewendet werden. Was gilt jeweils als wahr, richtig und selbstverständlich?
„Culture is the way people do things“ war das Ergebnis einer Studie unter zeitgenössischen Kulturen in allerlei Regionen der Welt. Dieser synchronen Betrachtungsweise kann eine diachrone beigestellt werden: Über die Zeit haben sich Kulturen örtlicher Gruppen verändert. Das ist zu spüren, wenn wir mit unserem Urteilsvermögen auf die Art und Weise blicken, wie in vergangenen Jahrhunderten Fakten geschaffen wurden. So geschehen im Sommer 2017.
Es meldete sich der emeritierte Papst Benedikt XVI. anlässlich des Todes seines langjährigen Weggefährten Joachim Kardinal Meisner mit einer Trauerbotschaft zu Wort. Darin würdigte Benedikt auch dessen Ausharren unter den ideologisch schwierigen Bedingungen in der damaligen DDR. Einer der Kommentare hielt diese Würdigung Benedikts für zynisch. Schließlich sei der Kirche vorzuwerfen, sie habe in früheren Jahrhunderten zumeist auf der Seite der Regime und Diktatoren gestanden, sie habe den meisten monarchischen Systemen ihren Segen gegeben. Tatsächlich, so war es. Aber taugt diese Tatsache als Vorwurf? Die Politik der Kirche im frühen und hohen Mittelalter stützte sich in ihrer Zeit auf ein Verständnis von Gemeinwesen, das weit entfernt war von unserem heutigen. Es wurzelte auf Augustinus‘ Unterscheidung zwischen himmlischer und irdischer Civitas. Letztere auf erstere hinzuordnen, ein eschatologisches Element im Spiel der Macht zu halten, hatte sich die Kirche ins Stammbuch geschrieben. Das Interesse der Kirche, Einfluss auf die Mächtigen und ihren Machtgebrauch zu erlangen und zu bewahren, erklärt sich (neben persönlichen Interessen einzelner) demzufolge auch kulturell. Im Kontext naturalwirtschaftlicher Gegebenheiten war anderes als das Feudalsystem wohl nicht denkbar im Sinne von unvorstellbar. In Konsequenz machte jeder an seiner Stelle mit – was aus heutiger Perspektive wie unterstützen oder fördern wirkt.
„Wie“ also sollen Zeitgenossen anders denken als im Kontext ihrer Zeit? Und wie sollten sie anders handeln, als sie denken? Dafür braucht es Umbrüche vom Ausmaß der Reformation. Sie gab den Anstoß, dass sich die Zuordnung von weltlicher und geistlicher Macht, Individuum und Gemeinschaft, Wert und Bedeutung von Freiheit und Selbstbestimmung, Methoden der Friedenssicherung, Machtverteilung und Partizipation über die Jahrhunderte eklatant gewandelt hat. Aufklärung, Weltkriege, perfektionierte Diktaturen des zwanzigsten Jahrhunderts und das Gedankengut der 68er-Generation schlugen weitere Wellen kultureller Veränderung in unseren Breiten.
Vom „Wie“ sind wir jetzt en passant zum „Warum“ fortgeschritten. Das Wie, ablesbar an der Differenz zwischen hier und dort, jetzt und einst, lässt sich nicht nur beschreiben, es lässt sich freilich auch auslegen. Die Art, wie wir Dinge tun, hat originär damit zu tun, wie wir sie denken. Geistesgeschichte fungiert als Schlüssel zur Kulturgeschichte, Ethnologie und Anthropologie erschließen die Kulturen der Gegenwart für einander. Sie versuchen, das Wie plausibel zu machen, müssen sich als Interpretationen aber auch mit beschränkter Geltungskraft und Kontingenz zufrieden geben.
Mein Herz schlägt für den initialen Moment, der die Frage nach dem Warum und die vage Interpretation erst im zweiten Schritt nach sich zieht. Mich fasziniert der Augenblick, in dem eine Differenz in die Wahrnehmung einbricht und umgehend dazu zwingt, das Gewohnte, Bekannte zu reorganisieren – und dadurch neu zu entdecken. Diese Momente zu erzeugen, ist für mich die vornehmste Aufgabe einer Zeitschrift, die sich mit Kultur beschäftigt. Ihre Beiträge faszinieren mich, wenn sie das „Wie“ in den Mittelpunkt stellt. Hier komme ich zu den Erwartungen an eine christliche Kulturzeitschrift.

Eine christliche Kulturzeitschrift fundiert Urteilsbildung

Nicht alle Differenzen haben für mich die gleiche Bedeutsamkeit. Zwar ist vieles kurios, numinos und inspirierend, nichts jedoch so aufschlussreich und folgenschwer wie die Differenz in Sachen Religion. Ich halte die Frage nach Religion in Gesellschaft für eine zentrale Frage, geradezu für die zentrale Frage.
Religion schafft Ordnung. Das kann ganz schlicht eine erlebbare Ordnung der Zeit sein. Das Kirchenjahr bietet ein getaktetes Leben zwischen Fest- und Feiertagen an, zwischen ausgelassener Fröhlichkeit zu Karneval und kontemplativen Zeiten vor Ostern und im Advent. Das kann – weniger schlicht – eine Ordnung der Schöpfung sein, in der ein Mensch ein gezügeltes, behutsames Verhältnis zu seinen Mitgeschöpfen entwickelt und lebt, weil er sich in Demut der Gnade seines Schöpfers verdankt. Dieser Gedanke ist folgenreich, voller Belange und ganz sicher nicht für jeden akzeptabel. Denn hier zeigt sich, dass Religion insbesondere eines ordnet, um das unter Menschen heftig gerungen und gestritten wird: Wahrheit. Und die verschiedenen Wege, Wahrheit zu ordnen, erscheinen einander wiederum höchst unordentlich. Je stärker die Berührung der verschiedenen Ordnungssysteme, umso augenfälliger wird die Differenz. Das Nebeneinander von Religionen in einer globalisierten Welt ist von dieser Augenfälligkeit geprägt. Im Grenzfall feiert der eine gerade Fastnacht, derweil der andere seinen Ramadan hält. Jetzt wird es kompliziert, denn Ordnungen stoßen aneinander und stellen einander in Frage. Ordnung prägt immer auch Identität, denn sie kanalisiert die Selbstgestaltung und orientiert die Selbsterkenntnis. Identität hat mit Selbstwertgefühl zu tun, und wenn das Selbstwertgefühl qua Differenz in Frage gestellt wird, beschwört das Konflikt herauf, macht Konflikt unvermeidlich. Die Frage ist also nicht mehr, ob Konflikte entstehen, sondern wie sie gelöst werden.
Wie kann der Einzelne, wie kann eine Gesellschaft erwartbare Konflikte bearbeiten und zu einer positiven Lösung führen? Hier kommt einer christlichen Kulturzeitschrift eine besondere Bedeutung zu: Indem Ordnungen von Wahrheit einander gegenübergestellt werden, Differenzen ausgeleuchtet, Ähnlichkeiten und Nuancen pointiert werden, stimuliert sie ihre Leserschaft, das Vertraute gedanklich zu reorganisieren. Ein Qualitätskriterium ist es, wenn es der Zeitschrift gelingt, ebenso deskriptiv von der differenten Wirklichkeit zu erzählen wie nüchtern und plausibel die christliche Formatierung von Realität zu unterstreichen – auf dass sich jeder selbst ein Urteil bilden möge, wobei – und das macht das explizit Christliche aus – die unterschiedlichen Ordnungen sich an den Errungenschaften der christlichen Ordnung von Wahrheit unserer Zeit messen lassen müssen. Die Einordnung anderen Denkens in den Kontext des zeitgenössisch Christlichen macht eine christliche Kulturzeitschrift einzigartig.

Eine christliche Kulturzeitschrift konfrontiert

In meinem Rotary-Club hielt vor einigen Jahren ein angesehener Geistlicher einen Vortrag über religiöse Konnotationen bei Fußballspielen großer Vereine. Er erklärte, dass Insignien religiösen Handelns auch im Stadion zu finden seien: „liturgische“ Gesänge, „liturgische“ Gewänder, „sakrale“ Architektur, Bekenntnisse … Und er fragte, worin konzeptionell der Unterschied einer Stola und eines Fußballschals zu suchen sei. Vortrag und Frage elektrisierten mich, blieben bei der konservativen, bürgerlichen Zuhörerschaft aber nicht ohne Widerspruch. Aber was anderes hat er unternommen, als „die Art, wie Menschen Dinge tun“ zu untersuchen? Was anderes hat er herausgefunden, als dass religiöse Muster offenbar so strahlkräftig und tauglich sind, dass sie benutzt werden können, um Ordnung in einen ganz anderen Bereich zu bringen? Dass dominante Hochkultur und anrüchige Subkultur doch eine Verbindung miteinander haben, es etwas Einbegreifendes gibt, wo ansonsten der Eindruck von Abgrenzung vorherrscht?
Derartige Konfrontationen mit unerwarteten Synthesen, mit zumutbaren Zumutungen bringen Neues hervor, schaffen Anschlüsse. C. S. Peirce hat das als Verfahren abduktiven Schließens beschrieben. Abduktion hat gegenüber Deduktion und Induktion den Vorteil, neue, über den Beobachtungsrahmen hinausgehende Erkenntnisse zu befördern. Zur Erklärung für Phänomene werden Hypothesen gebildet. Ob die sich bewähren, wird dann im Nachgang deduktiv und induktiv erprobt. Interessant am abduktiven Vorgehen ist, dass Intuition eine Rolle spielt, also ein kreatives Moment, das fragwürdiges Phänomen und Erklärungsidee aufeinanderprallen lässt. Wenn die Art, wie Menschen Dinge tun, Fragen aufwirft, erhoffe ich mir von einer christlichen Kulturzeitschrift solcherlei Konfrontationen, um zusammenzuführen, was sich sonst nicht finden würde.

Eine christliche Kulturzeitschrift sprengt Horizonte

Im Sommer 2017 zerlegten Gewalttäter einige Straßenzüge in Hamburg. Erfolgreich konnten sie das Geschehen der Kontrolle der Polizei entreißen. Anlass für die Ausschreitungen war der G-20-Gipfel, der in Hamburg abgehalten wurde. Nicht ganz verwischt werden konnte der Eindruck, es handle sich bei den Ausschreitungen um ein Schauspiel zugunsten der Berichterstattung in den Massenmedien. Von denen wurde schon im Vorfeld medialer Vorschub für die Gewalttäter geliefert. DER SPIEGEL titelte „Globalisierung außer Kontrolle. Traut Euch! Radikal denken, entschlossen handeln – nur so ist die Welt noch zu retten“. Hier werden Werte aufgerufen, Güter, für die es sich zu kämpfen lohnt. Wer wollte nicht die Welt retten? Auch wer mit den Gewalttätern nicht einer Meinung ist und ihr Handeln für falsch hält, wird ihnen zugestehen müssen, dass sie sich durch Moral motiviert, sich durch ihre moralischen Haltungen legitimiert sahen. Ganz ähnlich verhält es sich mit den muslimischen Selbstmordattentätern. Auch sie werden für sich moralisches Handeln beanspruchen, ja so immens moralisch, dass sie bereit sind, ihr Leben für die Tat zu opfern.
Hier wird der Diskurs zünden können, inwieweit bei den Aggressoren die Unterscheidung von moralischen Instanzen und die Güterabwägung funktioniert haben. Genau das ist die Art von Auseinandersetzung aus christlicher Warte mit Differenz, binnengesellschaftlicher Pluralität, Fremdheit und Legitimität, die in einer christlichen Kulturzeitschrift erhofft werden darf.
Hier kommt eine christliche Kulturzeitschrift deshalb ins Spiel, weil Moral und Religion ihren Weg durch das Zeitgeschehen nicht weit voneinander entfernt gehen. Ihre Auseinandersetzung geht in zweierlei Hinsicht über die Kommentare des Eintagsjournalismus hinaus: Sie wird mit ruhiger Hand unaufgeregt von Fachleuten verfasst und nimmt sich Zeit, die Erscheinungen durch eine christlich vergütete Brille gegen den Strich zu lesen. Das bringt im besten Fall Erkenntnisse hervor, auf die ich nicht von selbst gekommen wäre.

Eine christliche Kulturzeitschrift ist ein zeitgenössischer Scout

Die synchrone Betrachtung von Kulturen deckt auf, wie die Art, wie Menschen Dinge tun und denken, sich im Laufe der Zeit wandelt. Es ist schwer zu unterscheiden, wann und wo jeweils ein Ereignis oder ein Gedanke für mehr steht als für eine vergängliche Mode. An welcher Marke beginnt sich eine Epoche zu wenden? Die Art, wie Menschen Dinge tun, wird geprägt durch Denkrahmen, durch Paradigmata. Paradigmata liefern Regelwerke von gedanklichen Mechanismen, an deren Ende ein „richtig“ oder „falsch“ herauskommen kann.
War es für den liebenden katholischen Vater vor fünfzig Jahren noch „richtig“, dem ungezogenen Sohn den Hintern zu versohlen, ist dies für den liebenden katholischen Vater von heute „falsch“. War es für die wohlmeinenden Eltern vor vierzig Jahren noch üblich und „richtig“, sich im Streitfalle zwischen Schüler und Lehrer mit der Lehrerschaft zu identifizieren, werden die meisten Eltern von heute es „richtig“ finden, sich mit ihren Kindern, den Schülerinnen und Schülern zu solidarisieren. Als mein Ur-Ur-Ur-Großvater Bartholomä Herder 1798 in der freien Reichsstadt Rottweil am Neckar seinen Verlag begründen wollte, wurde ihm das von der Obrigkeit untersagt, weil es dort schon einen Verleger gab. Aus der Sicht des Magistrats der Stadt war das Monopol die Grundlage wirtschaftlicher Sicherheit innerhalb des Ortes. Dieser Wert war somit vorrangig. Heute gibt es mit dem Kartellamt eine mächtige Behörde, die Monopolbildung verhindert und freien Wettbewerb als Indikator wirtschaftlicher Gesundheit fördert. Von größerer Tragweite noch: Die Geschichte weiter Teile der Welt wird immer wieder geprägt von gewalttätigen Auseinandersetzungen um den rechten Glauben, die richtige Überzeugung. Und das nicht nur zwischen den Religionen, sondern ebenso intensiv binnenreligiös. Innerhalb der Christenheit wurden Templer, Katharer und Hussiten blutig verfolgt, in der Bartholomäusnacht und in Nordirland zeigte sich, wie gewaltsam die Konflikte eskalieren konnten. Die Beispiele ließen sich mehren. Dem Christentum sind hier üble Traditionen eingraviert. Aber das Handlungsmuster der gewalttätigen Überzeugung wich einer praktizierten Ökumene. Die ist zwar noch ausbaufähig, jedoch nicht mehr wegzudiskutieren und wird insgesamt als richtiger Weg eingeschätzt.
Wann hat der Wandel jeweils begonnen? Woran war er abzulesen, und wie sind die Zeichen der Zeit damals beurteilt worden? Welche Veränderungen bewirken wir heute, welche Konsequenzen lassen sich daraus vorwegnehmen und wie ist das aus christlicher Perspektive einzuschätzen? Darüber möchte ich von einer christlichen Kulturzeitschrift informiert werden, die vermittels ihrer Autorenschaft ein feines Sensorium dafür hat, was dauerhaft von Relevanz sein wird.
Kurzum: Eine christliche Kulturzeitschrift ist eine Zeitschrift, die der Leserschaft dabei hilft, Gedanken, Gedankenmuster, Denkstrukturen und Paradigmata zu erkennen und zu durchdringen. Sie macht sie mit Phänomenen und Entwicklungen aus jeglichen Bereichen der Kultur und Kulturen vertraut. Sprache, Tradition, Identitäten, Regionen, kulturelle Praktiken und Artefakte sind ihre Gegenstände. Popkultur, Hochkultur, Massenkultur, das Verhältnis jener zueinander und freilich auch Kulturkritik thematisiert sie. Dabei kommt es – aussichtsloses Unterfangen – gar nicht auf eine Systematisierung der Gegenwart an, sondern auf Spotlights auf Erscheinungen, die immer wieder den Horizont der Leserinnen und Leser weiten. Sie begründet die Bewertung ihrer Beobachtungen aus einer christlichen Perspektive und lässt der Leserschaft Freiräume, mit diesen Bewertungen eigene Urteile um weitere Facetten zu ergänzen.
Leserinnen und Leser freuen sich auf die neuen Ausgaben, weil sie es schätzen, überrascht zu werden, weil sie Erörterungen und Einordnungen finden, die aktuell sind, aber dennoch aus dem Tagesaktuellen herausstechen.
Die „Stimmen der Zeit“ pflegen eine im guten Sinne Suche nach dem Zeitgeist. Der Leser dieser christlichen Kulturzeitschrift verharrt damit aber nicht in einer bloßen Zeitgenossenschaft, er ist seiner Zeit immer auch ein Stück voraus. Was ich als Verleger mit Freude festgestellt habe: Wer die „Stimmen der Zeit“ aufmerksam liest, dem begegnet in den Folgemonaten kaum etwas in den anderen Medien, was er nicht durch die Artikel in den „Stimmen der Zeit“ schon antizipieren konnte. Dass ihr dieses in den letzten Jahren oftmals gelungen ist, verdankt sie denen, die sie publizistisch geleitet haben: Einen herzlichen Glückwunsch sage ich dem langjährigen Chefredakteur Pater Batlogg SJ und seinem Team. Viel Glück und Erfolg wünsche ich dem neuen Team mit Pater Kiechle SJ, Pater Klaus Mertes SJ und Philipp Adolphs. Ich freue mich auf die zukünftige Lektüre der „Stimmen der Zeit“.

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