Eine Grafschaft Spaniens?Der Katalonienkonflikt und die katalanische Kirche

Die katalanischen Unabhängigkeitsbefürworter und -gegner führen seit Jahren eine harte politische Debatte. Josep Maria Margenat Peralta SJ, Professor für Theologie- und Kirchengeschichte sowie für die Geschichte politischer Philosophie in Granada, erklärt, welche Milieus und Parteien sich in diesem Konflikt zusammentun – und auf welcher Seite die Kirche steht.

Jugendliche schalten an einer Steilküste am Meer die Scheinwerfer ihrer Autos ein. Die Stimmung ist angespannt. Zwei von ihnen lenken ihre Autos ins Leere. Wer als letzter aus dem fahrenden Auto springt, bevor es über die Klippen stürzt, gewinnt. Wer zuerst springt, ist ein Feigling, ein Verräter oder beides. Der Film Rebel without a cause („Denn sie wissen nicht, was sie tun“) des Regisseurs Nicholas Ray von 1955 beschreibt die Protagonisten, deren einzige Identität ihre Rebellion ist, als von einem gefährlichen narzisstischen Traum Besessene. Bei einem unbeabsichtigten Unfall stirbt einer von ihnen. Die anderen fliehen entsetzt.
In den letzten Monaten fühlten sich viele an diese Szene erinnert. Erneut sind wir Zeugen einer „Verschwörung von Verantwortungslosen“ geworden, so der Titel eines wichtigen Essays.1 Ein politischer Prozess, der beanspruchte, von großer Wichtigkeit zu sein, die Revision des Katalonischen Autonomiestatuts von 1979, eingeführt 2006 durch ein Gesetz des spanischen Parlaments, das seinerseits wiederum durch eine Volksbefragung in Katalonien bestätigt wurde, ist im Nachhinein von denen blockiert worden, die das Gesetz von Anfang an nicht unterstützt hatten: den Konservativen vom Partido popular (PP). Auch die Neoliberalen (Ciutadans) und die Republikaner der Linken (Esquerra, ERC) hatten das Gesetz 2006 nicht unterstützt. Diese explosive Mischung mündete in die tiefste institutionelle Krise der spanischen Demokratie seit 1975. Unerlöste Nationalisten, Populisten, Opportunisten und Taktiker bereiteten den Boden für eine Verschwörung, in der sich die – unterschiedlich schwerwiegenden – Verantwortungslosigkeiten aufaddierten. Nach der Meinung vieler war die Reform des Statuts nichts anderes als eine verdeckte Verfassungsreform. Anderen zufolge interpretierte das Verfassungsgericht die Verfassungsmäßigkeit des Statuts possibilistisch, als es 2010 den Antrag des PP, 50,4 % des Statuts für verfassungswidrig zu erklären, ablehnte und „nur“ 5,88 % der Bestimmungen für verfassungswidrig erklärte.
In den ersten zwei Jahren war dies die am meisten vertretene Interpretation. Viele denken weiterhin so, aber andere glauben, dass das Problem mit diesem Urteil begonnen hat. Es ist nicht leicht, sich über die Stimmung vor acht Jahren zu einigen. Jedenfalls ging man nach den harten wirtschaftlichen Strukturanpassungen durch die rechte Regierung in Madrid seit 2011 ebenso wie durch die rechtsnationalistische Regierung in Barcelona seit 2010 zu einem neuen Kampf über. Eine neue politische Bewegung begann, auf der Basis einer anderen Interpretation die Vorherrschaft anzustreben. Eine große Menge von „Empörten“ organisierte sich in einigen überparteilichen Bürgervereinigungen – der Assemblea nacional de Catalunya (ANC) und dem Ómnium cultural – und verdrängte die durch die Entwicklung überrollten Politiker. Es besteht der Verdacht, dass die ANC nachhaltig durch die Regionalregierung unterstützt und finanziert wurde, während sich am linken Flügel eine radikalkommunalistische Fraktion unterschiedlicher ideologischer Herkunft (der Unabhängigkeitsbewegung angehörende Republikaner, Anarchisten, Systemgegner, bis hin zu radikalisierten sozial-patriotischen Katholiken) bildete, die als Candidatura d’ Unitat Popular (CUP) um Wählerstimmen warb. Von diesem Moment an führten die stark politisierten überparteilichen Organisationen eine wachsende Bewegung der Abneigung gegenüber Spanien an („Spanien beraubt uns“), der Ablehnung des Verfassungskonsenses (Kritik am „System von 78“, der span. Verfassung von 1978) und des Traums eines kostenfreien Übergangs zu einem glücklichen Arkadien, von der Autonomie im Rahmen der spanischen Verfassung zur Unabhängigkeit im Rahmen der EU („Katalonien, neuer Mitgliedsstaat Europas“ war das Motto von 2012). Es war eine Verschwörung neuer Verantwortungsloser.
Seit 2012 war die Schaltzentrale der politischen Entwicklung nicht mehr im Regionalparlament in Barcelona oder bei den politischen Parteien, sondern auf der Straße. Die konservative nationalkatalanische Regierung der Convergència y Unió verlor durch einen Fehler nicht nur die kulturelle Vorherrschaft und die Vertreterrolle für das Bürgertum (im katalanischen Regionalparlament sank ihr Stimmenanteil von 38,47 % im Jahr 2010 auf 21,66 % im Dez. 2017), sondern sie ließ auch sämtliche politische Verhandlungsprozesse vor die Wand fahren, während in Madrid eine konservative Regierung jedwede Übereinkunft und jedwede politische Lösung der Krise blockierte und nur eine Lösung après coup durch das Verfassungsgericht zuließ. Dieses ist seinem Namen zum Trotz kein Arm der Judikative, und es sollte keinesfalls andauernd gegen seine Natur eingesetzt werden, indem es von einer parteilichen Regierungspolitik in Dienst genommen wird.
Heute fragen wir uns in Katalonien, in Spanien, in ganz Europa, wie es so weit kommen konnte. Diese Frage stellt sich katalanischen Nationalisten, nicht-nationalistischen politischen oder kulturellen Katalanisten und der Unabhängigkeit zuneigenden Nationalisten „guten Willens“. Sie stellt sich vielen Bürgern, die sich keiner Bewegung zugehörig fühlen. Nur die Extremisten und die Verantwortungslosen stellen sich die Frage nicht, weder die Vertreter einer neuen Zentralisierung noch die extremen Systemgegner (gegen die EU, gegen die soziale Marktwirtschaft, gegen den demokratischen und sozialen Rechtsstaat) von der winzigen Minderheit der CUP mit einer überwiegend kommunalistischen Wählerschaft in einigen ländlichen Gebieten. Es sind die Parteigänger einer politique du pire („je schlimmer, desto besser“), wie sie für die Faschisten der äußersten Rechten in den 1930er-Jahren charakteristisch war.

Die katalanischen Aufstände

Seit Mitte des 17. Jahrhunderts befand sich Katalonien – um nicht bis zu den Bauernaufständen (pagesos de remença) von 1462-1486 zurückzugehen – häufig im Zustand der Revolte: der Corpus de sang und der Versuch der Eingliederung in die französischen Kronländer, der mit dem Verlust von Nordkatalonien endete (1640- 1659); der spanische Erbfolgekrieg mit einer im katalanischen Volk starken habsburgischen Partei (1701-1714); der in Katalonien so genannte „Französische Krieg“ (1808-1814); die drei Kriege und Erhebungen gegen den liberalen Zentralstaat im 19. Jahrhundert; die anarchistische Arbeiterbewegung und die Reaktion des Pistolerismo Blanco, gefolgt von der Diktatur von Primo de Rivera; der spanische Bürgerkrieg zwischen Faschisten und dem linken Frente Popular (1936-1939), der mit der Franco-Diktatur endete.2 Der politische Katalanismus konnte 1918 in seinem Kampf um größere Selbstverwaltung bei gleichzeitiger Garantie eines spanienweiten geschützten Marktes für katalanische Produkte diverse Erfolge verbuchen. Ein konservativer andalusischer Abgeordneter, Niceto Alcalá Zamora, wandte sich mit folgenden berühmt gewordenen Worten an den Parteichef der Lliga regionalista, Francesc Cambó, einen gemäßigten Vertreter des politischen Katalanismus: „Sie müssen sich entscheiden, ob Sie der Bolívar von Katalonien oder der Bismarck von Spanien sein wollen, aber Sie können unmöglich beides zugleich sein wollen.“ Einige Jahre später schreibt Cambó, der wie Alcalá Zamora im Exil starb, dies sei „eine große Wahrheit“, denn indem er zugleich „konservativ und romantisch, regierungstreu und revolutionär“ gewesen sei, habe er in „eben dem Widerspruch“ gelebt, dessen Alcalá Zamora ihn bezichtigt habe. Der politische Katalanismus tritt häufig janusköpfig auf: nach außen reformfreudig-modernisierend, nach innen nostalgischreaktionär.
Bei der Fahrt in den Abgrund ist derjenige, der zuerst aus dem Auto springt, ein Feigling und Verräter. Zwei Entwicklungen verstärkten sich gegenseitig: Ein Prozess administrativer Zentralisierung auf Seiten des Zentralstaats, vereint mit der schwindelerregenden Zunahme sozialer Ungleichheit und dem Verlust an gesellschaftlichem Zusammenhalt, traf zusammen mit Prozessen der emotionalen Ablösung vom Zentralstaat und des Verlustes gemeinsamer Bezugsgrößen bei einem breiten Teil der katalanischen Bevölkerung.
Man kann die aktuelle Entwicklung der katalanischen Frage, die man als imbroglio (Verwirrung) bezeichnen kann, nicht verstehen, ohne die tiefe Legitimationskrise des spanischen Staates in den Augen vieler Bürger zu berücksichtigen. In der katalanischen Frage überlagern sich in Wahrheit vier Krisen: das bereits erwähnte Scheitern der Demokratie; die Krise der Beziehung zwischen Zentrum und Peripherie; der verschlechterte soziale Zusammenhalt zwischen Eliten auf der einen und verarmtem Mittelstand und Proletariat auf der anderen Seite; der Riss innerhalb der katalanischen Gesellschaft selbst. Die Wahlen im Dezember 2017 hinterließen ein katalanisches Regionalparlament, das in zwei fast gleich starke Blöcke gespalten ist: 43,45 % stimmten für die Verfassungstreuen und 43,04 % für die Sezessionisten; zu ersteren könnte man die 7,46 % Wählerstimmen der verschiedenen Linksparteien hinzurechnen (landläufige Linke, Ex-Kommunisten, Grüne usw.), so dass man auf 50,91 % käme; zu den Verfechtern der Unabhängigkeit könnte man die 4,46 % Stimmen der Systemgegner hinzurechnen und käme so auf 47,5 %. Die katalanische Gesellschaft ist – wenn auch gewaltfrei – tief gespalten.

Der Patriotismus der Kirche und seine Grenzen

Der zeitgenössische Katalanismus hat zwei Wurzeln: eine katholisch-konservative und eine linke, republikanisch-föderalistische, häufig kirchenfeindliche. Dies war jedoch nicht immer so. Der katalanische Nationalismus, eine Erscheinungsform der größeren Bewegung, die wir allgemein als Patriotismus oder Katalanismus bezeichnen können, entstand als solcher erst am Ende des 19. Jahrhunderts. Sein Beginn lässt sich auf die „Grundsätze für eine katalanische Regionalverfassung“ datieren, die von der am 27. März 1892 in Manresa abgehaltenen Ratsversammlung verabschiedet wurden. Danach konsolidierte sich der politische Katalanismus, zeitgleich mit dem literarischen Phänomen der Renaixença und der künstlerischen Moderne (entspr. dem Jugendstil).
Johann Gottfried Herder (1744-1803) hatte die Ideen von Sprache und Heimat zusammengeführt, und die Romantik hatte im 19. Jahrhundert gegenüber der aufgeklärten kosmopolitischen Rationalität die Emotionalität und die Rückkehr der mittelalterlichen Ideale beschworen.3 Die katalanische Kirche, der Großteil des Klerus und viele Orden hatten sich in dieser Zeit dem Karlismus angeschlossen. Dieser war nicht nur eine politische Bewegung, die den Monarchismus und ein bestimmtes Rechtssystem vertrat, sondern eine Volksbewegung gegen den entstehenden liberalen Zentralstaat, der die Liberalisierung und Vereinfachung des Binnenhandels durch Protektionismus nach außen anstrebte. Der Staat konsolidierte und modernisierte sich – was allerdings bis in die 80er-Jahre des 20. Jahrhunderts nicht vollständig gelang – durch territoriale Neuordnung und Neuverteilung in den Provinzen und durch sprachliche Vereinheitlichung, wozu die Schule als Instrument genutzt und die Kontrolle über die Kirche gesucht wurde, um letztlich eine Identifikation von Nation und Staat zu erreichen. Viele Historiker und Soziologen haben jedoch einen wichtigen Unterschied zwischen zwei in Spanien beheimateten Nationalismen hervorgehoben, die in ihren religiösen Wurzeln und in ihrem (antiliberalen, prokarlistischen und partikularrechtlichen) Ursprung verwandt sind: Während der baskische Nationalismus seit jeher einen mehr ethnisch-territorialen Fokus hat, zeichnet sich der katalanische durch seinen linguistisch-kulturellen Fokus mit einer starken geschichtlichen Verwurzelung vor allem im Mittelalter aus. Dem gegenüber war der spanische Nationalismus stärker bürokratisch-zentralistisch geprägt, häufig mit nationalkatholischer Tendenz.
Gegenüber der liberalen und auf Assimilation bedachten spanischen Position entwickelte sich in Katalonien eine wachsende Bewegung kulturellen Widerstands, in der drei Richtungen nebeneinander existierten. Die Kirche war in diesem Widerstand von Anfang an präsent und unterstützte, vor allem zu Beginn, den Karlismus und später dessen Nachfolgebewegung, den Integrismus, der sich jeglicher Konzession an die Liberalen widersetzte. Es waren die Jesuiten, aber nicht nur sie, die diese Bewegung inspirierten, die nach Joan Bonet Baltà4 Ende des 19. Jahrhunderts noch 90 % des Klerus auf ihrer Seite hatte und die vor allem durch die Revista Popular vertreten wurde. Hingegen war der liberale Katholizismus französischer Prägung eine verschwindende Minderheit. Wirklich neu war die Entstehung einer dritten Position, der „Schule von Vic“: Hier hatte der moderate Katalanismus seinen Ursprung, dessen offene Einstellung zunehmend Anhänger fand. 1906 wurde mit der Solidaritat catalana ein multilaterales Bündnis gegründet, an dem sich die Katholiken beteiligten (auch dank der Unterstützung durch Ignasi Casanovas SJ, eines moderaten Kulturkatalanisten); es erzielte einen beachtlichen Wahlerfolg. Das Bündnis führte viele Katholiken vom Integrismus zum moderaten Katalanismus als der Art, wie die Katholiken sich an der Wiedergeburt der katalanischen Heimat beteiligen sollten.
Möglicherweise kann die Tatsache, dass die Berufung zum Katalanismus, die ein Abdriften in linke und antiklerikale Gewässer verhindert, bei einem guten Teil des Klerus andauert, auch kürzlich vertretene Positionen erklären. Große konservative Politiker wie Prat de la Riba, Puig i Cadafalch und auf andere Weise Cambó sind Vertreter dieser moderat nationalistischen katholischen Richtung. Auf die Ausrufung der Republik im April 1931 war der Katholizismus in Katalonien besser vorbereitet als in anderen spanischen Regionen, wo die Kirche noch auf die Allianz zwischen Thron und Altar vertraute und sich angesichts der neuen Republik ungleich hilfloser fühlte. Mehrere zeitgleiche Bibelübersetzungen ins Katalanische (in Montserrat durch die Fundació bíblica catalana des Kapuziners Miquel d’Esplugues mit finanzieller Unterstützung von Cambó und durch das Foment de pietat catalana), die archäologischen Studien, die kulturellen Institutionen, die künstlerische Wiederherstellung der bedrohten katalanischen Romanik oder die vom Montserrat ausgehende liturgische Erneuerung zeugen von der Vitalität der katalanischen Kirche jener Jahre.
Dieselbe Vitalität zeichnete die Kirche auch im apostolischen, sozialen und politischen Bereich aus. Die Unió Democrática (UDC), eine christlich inspirierte Partei, die bis zum Ende des Bürgerkrieges loyal, wenn auch kritisch, zur Republik stand, und der Partido Nacionalista Vasco (PNV-EAJ) waren vor 1936 die einzigen wirklich christlich-demokratischen Parteien in Spanien. Nach 1939 wurde die Kirche daher zum Refugium von Widerstandsbewegungen, zum Ort der Erhaltung des Katalanischen als Kultur- und Volkssprache (in Predigt, Liturgie, Katechese usw.) und zur Brutstätte von zunächst moderat, später offen gegen die Diktatur opponierenden Aktivitäten. Die Thronerhebung der Muttergottes von Montserrat im Jahr 1947 bedeutete in diesen schwierigen Jahren die öffentliche Wiederherstellung der Einheit von Kirche und katalanischem Volk. Etwa Mitte der 60er-Jahre kam offene politische Kritik hinzu: die Protestkundgebung von 150 Priestern gegen die Folterung von Studenten durch die Polizei, die Initiierung der Kampagne „Wir wollen katalanische Bischöfe“ und die caputxinada, die Belagerung einer studentischen Versammlung im Kapuzinerkonvent von Sarrià (Barcelona) durch die Sicherheitskräfte. Die Kirche übte angesichts nicht vorhandener bürgerlicher Freiheiten und demokratischer Rechte eine klare Stellvertreterfunktion aus. Das einheitliche, parteienübergreifende Organ der katalanischen Opposition gegenüber der Diktatur, die Assemblea de Catalunya, wurde 1971 in einer Pfarrei gegründet, und die Convergència democrática, die neue nationalkonservative Partei mit seinerzeit starkem Rückhalt im Nationalkatholizismus entstand 1974 im Kloster Montserrat. Es versteht sich von selbst, dass moderater Katholizismus und konservativer Nationalismus damals tief verbunden waren und es bis heute sind.
Kann man Ende des 19. Jahrhunderts in der katholischen Kirche drei Richtungen unterscheiden – die integristische (die Mehrheitsmeinung, die zwar abgenommen hat, aber niemals ganz verschwunden ist), die liberale und die regionalistische –, so kann man heute beim katholischen Klerus ebenfalls eine klar nationalistische oder gar der Unabhängigkeit zuneigende Einstellung ausmachen, mit der bis zu fünf der vierzehn katalanischen Bischöfe und ein guter Teil der Männer- sowie einige Frauengemeinschaften sympathisieren, während die meisten Bischöfe sowie viele Priester und Ordensleute als „prokatalanisch“ bezeichnet werden können, ohne dass sie notwendigerweise militante Verfechter der Unabhängigkeit wären, jedoch bereit, diese zu unterstützen, soweit dies in ihren Kreisen die dominierende Einstellung ist. Eine Schweigespirale verhindert, dass in bestimmten gesellschaftlichen Kreisen Meinungen, die von der Mehrheitsmeinung abweichen, geäußert werden, weil man nur jene für hoffähig hält.
Während der mehr als vierzigjährigen Franco-Diktatur füllte die Kirche „die Rolle eines Volkstribuns“ aus:5 Sie lieh den Grundrechten und den Interessen des Volkes ihre Stimme, da es in einem diktatorischen, autoritären und antikatalanischen Regime keine andere Institution gab, die dazu in der Lage war. Viele Katholiken, darunter auch einige Bischöfe, dachten, dass sie im neuen demokratischen Zeitalter, das 1975 nach dem Tod des Diktators begann, nicht aufhören könnten, sich für die kulturelle Hegemonie einzusetzen. Seitdem kämpfte die Kirche für die Hegemonie mit eben jenem konservativen Katalanismus, der aus ihr hervorgegangen war – im Gegenüber zum Katalanismus der sozialistischen Linken und der in Katalonien beJosep deutenden, dem Katholizismus nahestehenden kommunistischen Linken des Partit socialista unificat de Catalunya (PSUC), sowie zum traditionell kirchenfeindlichen kleinbürgerlichen Republikanismus. Dieser Kampf für die Hegemonie auf dem Schlachtfeld des Nationalismus ist immer noch einer der Schlüssel dessen, was in Katalonien geschieht. Die Kirche wollte oder konnte sich nicht aus diesem Kampf heraushalten, wobei sie in letzter Zeit zu sehr und überstürzt die Unabhängigkeitsbewegung unterstützte. Damit ist die Kirche Opfer einer unkritisch übernommenen „Wahlverwandtschaft“ geworden. Wahrscheinlich ist ihre Einstellung keine andere als die, die wir mit der Entwicklung des Regionalismus seit dem Ende des 19. Jahrhunderts gesehen haben. Dennoch hat der katalanischen katholischen Kirche meiner Einsicht nach insgesamt die kritische Perspektive gefehlt, um wahrzunehmen, dass die katholisch-nationalkonservative Einstellung zum Nationalismus zu einer Art Ersatzreligion ausartete.6
Es gibt einen Meilenstein in der theologisch-lehramtlichen und pastoralen Formulierung dieser von Torras i Bages und dem moderaten katalanischen Nationalismus katholisch-konservativen Ursprungs übernommenen Position: 1985 veröffentlichten die katalanischen Bischöfe ein Dokument über die christlichen Wurzeln Kataloniens (Arres cristianes de Catalunya), an das 25 Jahre später als „eine mutige und opportune Anregung“ erinnert wurde, wobei zugleich die Verbundenheit der Bischöfe „und der ganzen katholischen Kirche in Katalonien mit unserem Volk“ erneuert wurde (Lehrschreiben Al servei del nostre poble, 2011).7 1985 hatten die Bischöfe drei grundlegende Fakten und hermeneutische Prinzipien formuliert: die Identität Kataloniens, die Rolle des Christentums bei der Herausbildung dieser Identität und die Verpflichtung der Kirche zum Dienst an der katalanischen Gesellschaft. Ich fasse einige Aussagen beider Schriften knapp zusammen, um danach deren Bedeutung zu bedenken:

Katalonien besitzt einen eigenen Charakter, eine eigene Identität und Merkmale einer eigenständigen Nation (Arrels Nr. 3, 6, 7, 8; Al servei Nr. 4, 6).

Die Existenz einer katalanischen Nation wird vom kirchlichen Lehramt bestätigt; deren politische Anerkennung obliegt jedoch der bürgerlichen Ordnung (Arrels Nr. 8).

Die katalanische Gesellschaft hat Zukunft in dem Maß, in dem es ihr gelingt, „die Vielfalt, die sie ausmacht, zu integrieren“ (Al servei Nr. 5).

Die Kirche ist in der Realität der katalanischen Nation inkarniert (Arrels Nr. 3).

Die „grundlegende Souveränität“ der Nation, die in der „nationalen Kultur“ zum Ausdruck kommt, wird bekräftigt (Al servei Nr. 4 und 5, mit Bezug auf Johannes Paul II.). Damit verbunden wird die „übergeordnete menschliche Souveränität“ bekräftigt als ein Wegweiser, der anderen, verzerrten Vorstellungen von Souveränität vorbeugt (Al servei Nr. 5).

Die christlichen Wurzeln haben gesellschaftliche Bedeutung für die lebendige und soziale Gestaltung Kataloniens auf der Basis eines Konzeptes sozialer Liebe (Arrels Nr. 1 und 3; Al servei Nr. 1, 4 und 7).

Die erste der genannten Schriften war das Lehrstück, das die Kirche in Katalonien während der letzten 33 Jahre inspiriert hat. Sie geht explizit von der katalanistischen Tradition eines Torras i Bages und vom Engagement der Kirche für die moralische und kulturelle Hegemonie im konservativen Katalanismus aus, vom Anfang des 20. Jahrhunderts über die Franco-Diktatur bis hin zur Phase der „nationalen Wiederherstellung“ (für andere eine „erzwungene Nationalisierung“) Kataloniens (1975-2003). Arrels formulierte 1985 eine reflexive politische Theologie aus einer naturrechtlichen Grundhaltung heraus, die vom „Patriotismus“ und von der Liebe zu Katalonien ausging: „Katalonien stellt für alle seine Bürger das Gemeinwesen und die kulturelle Grundeinheit dar, von wo aus sie sich in die universelle Kultur eingliedern“, und formulierte mit Verweis auf Kardinal Feltin von Paris, dass die Heimat ein Teil der gottgewollten Ordnung sei (1966).8
Die Gedenkschrift (Al servei, 2011) betonte weiterhin die kollektive Identität, den eigenen Charakter und die eigenständigen nationalen Merkmale Kataloniens (Al servei Nr. 4), verwies dabei jedoch auf die Soziallehre der Kirche, die in Arrels nirgends direkt zitiert worden war (außer in Nr. 4, 23, 24 und 27, dort aber nicht im Zusammenhang mit der Nation). In Al servei wurde nach der Bekräftigung der Verbundenheit der Kirche mit der katalanischen Nation eine detailliertere Darstellung des „sozialen Evangeliums“ (vgl. Evangelii gaudium 2013) vorgetragen.
In letzter Zeit haben unter anderem die katalanischen Bischöfe und die ständige Kommission der spanischen Bischofskonferenz verschiedene Kommuniqués und Noten publiziert. Daraus sei hier nur Weniges9 angedeutet: Immer wieder ermahnen die Bischöfe zum Dialog und zur Gemeinschaft, zur gegenseitigen Achtung und zur Geschwisterlichkeit, zum Vertrauen in eine plurale Gesellschaft und zur Besonnenheit. Einvernehmen müsse auf der Basis einer Verhandlungskultur erreicht werden. Das katalanische Volk habe legitime Wünsche und eine nationale und kulturelle Einzigkeit; diese müssten mit Blick auf das Gemeinwohl und in Solidarität mit den Ärmsten gewahrt werden. Moralisch seien verschiedene Optionen in Bezug auf die politische Struktur Kataloniens legitim. Die Kommission Justitia et Pax betont, dass nach der katholischen Soziallehre jede Nation ein Recht auf freie Selbstbestimmung habe, sie mahnt demokratisches Verhalten des Staates zum katalanischen Volk an und fordert eine partizipative und friedliche Lösung.

Die Weisheit der Unterscheidung: Notwendigkeit einer kritischen Theologie

Nun einige kritische Bemerkungen zur gegenwärtigen Situation: Zunächst sollte man unterscheiden zwischen „der Verteidigung der moralischen Legitimität aller politischen Optionen“ und der recht häufig zu hörenden Behauptung, alle derzeitigen politischen Positionen seien aus kirchlicher Sicht hinsichtlich ihrer moralischen Legitimität gleichwertig. Wenn wir ihre Auswirkungen voraussehen oder feststellen, sind nicht alle Optionen „gleich legitim“. Dieser A-priori-Pluralismus könnte korrigiert werden, wenn man anerkennt, dass nicht alle Optionen gleichermaßen die Bedingungen erfüllen, die die Bischöfe selbst benennen: (1) Achtung vor der unveräußerlichen Würde der Person; (2) Achtung vor der unveräußerlichen Würde der Völker; (3) geduldige Suche nach Gerechtigkeit und Frieden; (4) Dialog und Einvernehmen aller beteiligten Parteien; (5) Verfolgung gerechter und stabiler Lösungen; (6) Förderung der Solidarität als direkte Voraussetzung menschlicher und christlicher Geschwisterlichkeit; (7) Integration der Verschiedenheit; (8) Beteiligung aller am Prozess; (9) Berücksichtigung der sich aus der Würde der Person ergebenden Rechte und Pflichten; (10) Offenheit für transzendente Werte (Al servei Nr. 5). Diese 10 Kriterien können in Bezug auf Orientierung und Bewertung nicht alle gleichberechtigt sein. Daher ist es angemessen, sie weise und mit Augenmaß zu gebrauchen. Jedoch scheinen sie ausreichend Orientierung zu geben, um den Satz „Wir verteidigen die moralische Legitimität aller politischen Optionen“ nicht in dieser Verkürzung stehen zu lassen.
Wenn nicht alle politischen Optionen gleich legitim sind, sind jene politischen Optionen, die die erwähnten Kriterien nicht erfüllen, auszuschließen. Aus diesem Grund bitten die Bischöfe die Katholiken, gleich welcher politischen Einstellung, „Instrumente des Friedens und der Eintracht inmitten der katalanischen Gesellschaft zu sein“ (Note vom 11.5.2017).
In den letzten Märzwochen10 2018 hat sich die Situation nach mehreren Versuchen, einen neuen Präsidenten der Regionalregierung zu wählen, nach der Flucht von Politikern des Unabhängigkeitslagers, nach der Ausstellung europaweiter Haftbefehle und nach den Festnahmen von Führungspersönlichkeiten des sezessionistischen Lagers in Spanien weiter zugespitzt. Währenddessen arbeitet die autonome katalanische Regionalverwaltung weiter, aber im Unterschied zu den übrigen 16 spanischen Regionen wird Katalonien von Madrid aus durch hohe Chargen der Zentralregierung gesteuert. Katalonien ist gleichsam politisch besetzt. Fast ein halbes Jahr, nachdem die Zentralregierung die Kontrolle übernommen hat, und nach zweieinhalb Jahren gesetzgeberischer und administrativer Lähmung aufgrund der ständigen Erpressung des Regionalparlaments durch die extreme Linke (2015-2018) scheinen die Befürworter der Unabhängigkeit keine Eile zu haben, die Institutionen ihres Landes zurückzugewinnen. Derzeit sitzen neun Anführer der Unabhängigkeitsbewegung, darunter der Präsidentschaftskandidat, der am 22. März vom katalanischen Regionalparlament abgelehnt wurde, in Madrider Gefängnissen, der Ex-Präsident der autonomen Region ist geflohen und in Schleswig-Holstein verhaftet worden, weitere sechs geflüchtete Anführer verteilen sich auf Flandern, die Schweiz und Schottland. Die Situation ist instabil, sie kann jederzeit umschlagen. Das Klima kann noch mehr vergiftet werden.
Die Kirche hat Stellung bezogen angesichts der „unverständlichen Inhaftierungen“ (so der Abt von Montserrat), die „uns schmerzen“ (so einige führende Bischöfe). Die Kirche ist besorgt, weil die – womöglich unnötige – Demütigung von Personen zunimmt, die für viele Katalanen, nicht nur für die Anhänger der Unabhängigkeit, eine symbolische Bedeutung haben, und dadurch das Zusammenleben und die Versöhnung erschwert werden. Die Hierarchie erhebt ihre Stimme und sagt: „Dies ist nicht der Weg.“ Die Kirche arbeitet intensiv, wenn auch noch wenig sichtbar, für die Versöhnung, aber die Dynamik des Faktischen macht es ihr schwer: Die Situation wird von Tag zu Tag „besorgniserregender und schmerzlicher“ (so der Abt von Montserrat). Ähnlich hat sich der frühere spanische Ministerpräsident und Generalsekretär der Sozialisten, Felipe González, geäußert, kurz bevor fünf katalanische Abgeordnete durch richterlichen Befehl ins Gefängnis geschickt wurden: „Die Unabhängigkeitsbewegung muss man nicht zerstören, man muss sie gewinnen.“ In einigen Bereichen der spanischen öffentlichen Meinung wachsen die Rachegelüste. „So nicht“, denken viele katalanische Bürger, und sicher nicht nur Unterstützer der Unabhängigkeit. Diejenigen, die von den Vertretern der Unabhängigkeit und von den Vertretern der Einheit angewidert sind, weil sie gleichermaßen verantwortungslos sind, und diejenigen, die von den Rachsüchtigen angewidert sind, denken: „So nicht“. Papst Benedikt XVI. sagte am 22. September 2011 im Berliner Reichstag: „In einem Großteil der rechtlich zu regelnden Materien kann die Mehrheit ein genügendes Kriterium sein. Aber dass in den Grundfragen des Rechts, in denen es um die Würde des Menschen und der Menschheit geht, das Mehrheitsprinzip nicht ausreicht, ist offenkundig: Jeder Verantwortliche muss sich bei der Rechtsbildung die Kriterien seiner Orientierung suchen.“11

Was können wir tun?

Die historische Fassung der katalanischen Nationalhymne „Els Segadors“ (Die Schnitter) beginnt: Catalunya, comtat gran („Katalonien, du große Grafschaft“). Um 1640, zum Zeitpunkt einer als Corpus de Sang bekannten Hungerrevolte, war Katalonien eine Grafschaft in der föderalen hispanischen Monarchie. Das alte Volkslied aus dem 18. Jahrhundert erinnert an den Schnitteraufstand am Fronleichnamstag 1640. Der habsburgische spanische König Philipp IV., der 1635 auf der Seite des Heiligen Römischen Reiches in den Dreißigjährigen Krieg eingetreten war, belastete seine Untertanen mit den Kriegskosten in Form von neuen SteuJosep ern, Aushebung von Soldaten und dem Befehl an die Dörfer in der Grenzregion zu Frankreich, die kaiserlichen Truppen zu beherbergen, was den Aufstand der katalanischen Bevölkerung zur Folge hatte.12 Das Lied beginnt: „Katalonien, du große Grafschaft, wer dich gesehen hat so reich und aufgeblüht! Nun der König, unser Herr, hat uns den Krieg erklärt.“ Am Fronleichnamstag erhoben sich die Schnitter in Barcelona, unterstützt durch die Ratsversammlung (Generalitat), und beschwerten sich über die Lasten, die der König ihnen auferlegte; es war eine der katalanischen Revolten der Moderne.
Im Gedächtnis vieler Katalanen wurde die Zeit der föderalen hispanischen Monarchie, das sogenannte österreichische Modell im Gegensatz zum bourbonischen Zentralismus und zum späteren jakobinisch-republikanischen Modell, idealisiert: In ihm war die Grafschaft Barcelona rechtlich eigenständig und durch einen Pakt gegenseitiger Loyalität gemäß dem spätmittelalterlich-bürgerlichen, scholastischen Herrschaftsverständnis an den Souverän gebunden. Das war das große Katalonien: eine Nation, zu klein, um einen eigenen Staat zu bilden, aber mit dem Willen, eine reiche und blühende Nation zu sein. Dieses Katalonien inszeniert heute eine weitere Revolte seiner Geschichte, allerdings im neuen Kontext der Fragilität und der Zentrifugalkräfte des föderalen Projekts Europa.
Was können wir tun? Diese Frage ist oft wiederholt worden. Journalisten, Politiker, Meinungsmacher, Kirchenleitungen, Intellektuelle und Geschäftsleute veranstalten Gedenkfeiern, publizieren Stellungnahmen, unterstützen Initiativen, um zu begleiten, Blockaden aufzuheben, zu versöhnen, Vertrauen zu schaffen, über Alternativen nachzudenken, Netzwerke aufzubauen und Dynamik zu erzeugen. Ist alles möglich? Kann noch alles getan werden? So könnte man mit Lluis Llach in der Paraphrase eines Gedichts von Miquel Martí i Pol fragen. Jedoch kann nicht alles getan werden, und mit Sicherheit ist nicht alles möglich.
Weil nicht alles möglich ist und getan werden kann, muss das versucht werden, was durchaus möglich ist und getan werden kann: ein Dialog, der die anderen anerkennt als Träger sinnvoller Erfahrungen und überzeugender oder zu respektierender Gründe und Werte, der die anderen zum Zweck und nicht zum Mittel macht und der davon ausgeht, dass der andere nicht betrügen oder vernichten will. Solch ein Dialog ist von einigen als transforming conversations („verwandelnde Gespräche“) bezeichnet worden.13 Jeder muss seine Argumente klar darlegen, seine Einstellungen und Ziele genau benennen, ohne die anderen anzugreifen, sondern indem er die Differenzen oder umstrittenen Fragen aus der eigenen Perspektive darstellt, ohne sie zu verbergen oder zu umgehen, aber eben auch ohne von der Konfrontation als erster und einziger Möglichkeit auszugehen. In jedem Fall ist es wesentlich, bei der Darstellung der eigenen Position einen Ausweg für die andere(n) Seite(n) offen zu lassen, der diese weder ignoriert noch vernichtet noch demütigt. Indem sie in einigem nachgeben, können alle viel gewinnen; wenn sie kein bisschen nachgeben, können alle viel verlieren. Diese Art von transforming conversations lässt sich nicht auf eine Mediation, Schlichtung oder Verhandlung reduzieren oder als solche vereinfachen. Es geht um komplexere und ebenso notwendige vorbereitende Schritte, die bei den Affekten ansetzen, die der Politik vorausliegen, dort, wo die stärksten Motive entstehen und verwurzelt sind. In solchen Gesprächen werden die Affekte auf beiden Seiten an der Lösungssuche beteiligt. Interessen und Ziele werden klar benannt und Vorschläge zur Durchsetzung der eigenen Ziele offen auf den Tisch gelegt, jedoch ohne die Konfrontation zu suchen. Dieses Gespräch erfordert emotionale und spirituelle Intelligenz. Und es braucht einen kompromissbereiten und verwandelnden Führungsstil. Vielleicht ist es das, was Katalonien und in ähnlicher Weise Spanien und Europa fehlt.
Die politischen Führungen Europas könnten, beispielsweise über ihre transnationalen Organisationen wie das Europaparlament oder den Europarat, für eine Agenda von transforming conversations werben. Ebenso wie die Lösung des Problems in Katalonien nicht nur eine Sache des Regionalparlaments ist und wie zur Wiederherstellung des Grundkonsenses und zu einer Wiedereingliederung Kataloniens in Spanien die Tätigkeit der Regierung und der Gerichte nicht ausreicht, so müssen auch in Europa die Politiker und Institutionen nicht alles allein machen: Auch die Zivilgesellschaft und die europäischen Bürger müssen ein Problem angehen, das ein europäisches ist, und dessen Lösung vorantreiben. Es ist an der Zeit für vertrauensbildende transforming conversations in Katalonien, in Spanien und in Europa, um neue Konsense zu erzeugen. Auch kirchliche Führer, Gemeinden und Institutionen (Communità di Sant’Egidio, Iustitia et Pax, die COMECE, der Ökumenische Kirchenrat usw.) sollten zum Prozess beitragen. Wir europäische Christen müssen zu jenem Geist und zu jener Praxis von Zusammenarbeit und Dialog zurückfinden, in denen Europa aufgebaut wurde.14

Aus dem Spanischen übersetzt von Birgit Opielka.

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