In seinem neuen Roman „Yoga“ setzt Emmanuel Carrère (*1957) die eigene Person als Instrument der Wirklichkeitswahrnehmung ein, und in dieser Instrumentalität ist sie notwendig selbst Gegenstand literarischer Aufmerksamkeit: Autofiktion. Religion oder Meditation versprechen als Praxis der Lebensbewältigung Integration des Chaos, Klarheit, Struktur und Sinn. Carrères „Yoga“ konfrontiert dieses Angebot mit seinem eigenen Scheitern. Knut Wenzel, Professor für Fundamentaltheologie und Dogmatik an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main, liest „Yoga“ als Verhandlung zwischen Spiritualität und Depression. Der Text geht auf einen Beitrag anlässlich einer Studienveranstaltung der Katholischen Akademie in Berlin im 12. März 2022 zurück.
Von Knut Wenzel