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Stimmen der Zeit. Die Zeitschrift für christliche Kultur 148 (2023) Heft 5

Über diese Ausgabe

Editorial

Artikel

  • Plus S. 323-331

    Identitätspolitik und katholische WeltanschauungEine kritische Annäherung

    Der Kampfbegriff „Identitätspolitik“ wird gebraucht, um entweder eine Verfalls- oder eine Fortschrittsgeschichte zu erzählen, um die eigenen politische Präferenzen zu er-klären und zu rechtfertigen. Weil solche Narrative unterkomplex sind und stark polarisieren, sollten Katholiken der Versuchung widerstehen, sie sich in einer konservativen und kulturpessimistischen Verfallsvariante oder aber einer liberalen und progressiven Fortschrittsvariante einfach unkritisch zu eigen zu machen, schreibt Patrick Zoll SJ. Der Autor ist Professor für Metaphysik an der Hochschule für Philosophie der Jesuiten in München.

  • Gratis S. 333-344

    Rechtsruck des französischen Katholizismus

    In Frankreich sind die politische Rechte und der kirchliche Konservativismus eng verbunden. Wie kam es zu dieser Entwicklung, was zeigt die Gegenwart? Der Artikel ist ein Warnruf sicherlich nicht nur für deutschsprachige Länder. Yann Raison du Cleuziou lehrt Politikwissenschaft am Institut für Montesquieu-Forschung der Universität Bordeaux; zusammen mit Florian Michel gab er „À la droite du Père: Les catholiques et les droites de 1945 à nos jours“ (Seuil 2022) heraus. Übersetzung des Artikels aus dem Französischen von Stefan Kiechle SJ.

  • Plus S. 345-355

    Indigenes WissenEin kritisches Korrektiv unseres Verhältnisses zur Natur

    Angesichts der weltumspannenden ökologischen Krise liefert uns die Naturphilosophie indigener Traditionen ein kritisches Korrektiv. Sie führt uns unsere ethische Verantwortung gegenüber der gesamten Schöpfung vor Augen, schreibt Barbara Schellhammer. Nachhaltiges Handeln bestehe in der Fähigkeit zu hören, sich berühren zu lassen und zu antworten – auf den Schrei der Natur ebenso wie auf Kulturen, die bis heute massiv unter den Folgen einer brutalen Kolonialisierung leiden, sowie auf die Bedürfnisse nachfolgender Generationen. In der vermeintlichen Freiheit von und der damit einhergehenden Verfügungsmacht über die Natur haben wir uns von uns selbst entfremdet. Die Autorin ist Professorin für „Intercultural Social Transformation“ an der Hochschule für Philosophie in München und leitet das dort ansässige Zentrum für Globale Fragen.

  • Plus S. 359-370

    Drei Jahre Synodaler WegEine Zwischenbilanz

    Im März 2023 ging, durch Corona verlängert, der Synodale Weg der Katholischen Kirche Deutschlands zu Ende – vorerst, denn er wird sich in neuen Gremien fortsetzen. Bernhard Emunds, Professor für Christliche Gesellschaftsethik und Sozialphilosophie und Leiter des Nell-Breuning-Instituts in Frankfurt am Main, Sankt Georgen, beschreibt die inhaltlichen Kernpunkte und zieht vorläufige Bilanz.

  • Die Kirche Maria Regina Martyrum in Berlin. Fotografien von Alfred Englert 2013.
    Gratis S. 373-382

    Gebaute AbstraktionDie Architektur von Maria Regina Martyrum

    Die Kirche Maria Regina Martyrum wurde 1960 bis 1963 als „Gedächtniskirche der deutschen Katholiken zu Ehren der Blutzeugen für Glaubens- und Gewissensfreiheit in den Jahren 1933-1945“ gebaut. Sie steht nicht weit von der Gedenkstätte Plötzensee entfernt und hat einen gemeinsamen Glockenturm mit dem evangelischen Gemeindezentrum Plötzensee, ebenfalls einer Gedenkkirche. 1952 rief der Berliner Bischof Wilhelm Westkamm beim 75. Katholikentag in Berlin zum Bau einer Gedenkkirche in diesem Anliegen aus. Auf dem 78. Katholikentag 1958, der wieder in Berlin stattfand, gelobten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, „Maria Regina Martyrum“ zu erbauen. Am 5. Mai 1963 weihte Julius Kardinal Döpfner die Kirche zusammen mit Bischof Alfred Bengsch und dem französischen Erzbischof Louis de Bazelaire ein. In diesem Jahr feiert Maria Regina Martyrum den 60. Jahrestag seiner Einweihung. Die Kirche steht für die Entscheidung des Katholizismus in Deutschland, das Gedenken an die Blutzeugen für Glaubens- und Gewissensfreiheit wachzuhalten. Das Gedenken ist unverzichtbar, wenn die Kirche weiterhin aufmerksam sein will für alle, die auch heute im Einsatz für Glaubens- und Gewissensfreiheit ihr Leben riskieren oder bereits lassen mussten. Kerstin Wittmann-Englert ist Professorin für Architektur und Kunstgeschichte an der TU Berlin.

  • Plus S. 383-392

    Alles knappÜberlegungen zu einer Theologie des Mangels

    Inflation, steigende Energiepreise oder Lebensmittelknappheit: Die von Bundeskanzler Olaf Scholz ausgerufene „Zeitenwende“ hat etwas in unserem Inneren verändert. Seit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine werden Selbstverständlichkeiten getilgt. Knappheit und Mangel werden zu einem Metathema. Für Joachim Valentin ist „klar, dass wir unser gesamtes Verhalten ändern müssen, wenn wir auf Dauer gut leben, internationale Abhängigkeiten verringern und die Klimakatastrophe so weit wie möglich abmildern wollen.“ Andererseits dürfe Armut aus christlicher Sicht nicht zu einem ethischen Ideal verklärt werden. Der Autor ist Direktor der Katholischen Akademie Rabanus Maurus, dem Haus am Dom in Frankfurt am Main, und Professor für Christliche Religions- und Kulturtheorie an der Goethe-Universität. Der Artikel basiert auf einem Vortrag für die „Ökumenische Expert:innentagung Film“ in Frankfurt.

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