MAGISJesuiten auf dem Weltjugendtag in Madrid

Vom 16. bis 21. August 2011 findet in Madrid der 26. Weltjugendtag statt. Der Jesuitenorden und andere ignatianische Gemeinschaften werden sich wieder mit einem eigenen Vorprogramm für junge Erwachsene beteiligen: MAGIS

Das Wort "magis" (lateinisch für "mehr") stammt aus dem Wortschatz der Geistlichen Übungen (Exerzitien) des heiligen Ignatius von Loyola (1491-1556) und bedeutet, daß bei allem, was wir tun, immer zu fragen ist, was mehr dem Willen Gottes entspricht. Am bekanntesten ist dieses Wort daher auch im Zusammenhang mit dem Motto der Gesellschaft Jesu: "Omnia ad maiorem Dei Gloriam" - alles zur größeren Ehre Gottes.

Wie aber kann für ein Weltjugendtreffen ein Programm gemacht werden, bei der Gelegenheit besteht, daß sich jeder einzelne diese Fragen stellen kann?

Üblicherweise wird eine solche Haltung des Erwägens und Suchens nach dem Willen Gottes in Schweigeexerzitien eingeübt und nicht auf Festivals. Deshalb haben sich schon die Veranstalter des ignatianischen Vorprogramms für den Weltjugendtag 2005 (Köln) entschieden, daß MAGIS keine Großveranstaltung sein soll, sondern in vielen Kleingruppen stattfindet. Keine Gruppe darf größer als 25 Teilnehmer sein.

2005 nahmen 2300 Jugendliche aus über 40 Ländern teil. Sie wurden aufgeteilt in 84 international gemischte Gruppen. Für den Weltjugendtag in Madrid haben sich 2600 Teilnehmer bei MAGIS eingeschrieben. Sie werden in 114 Gruppen aufgeteilt. Jede Gruppe wird an einem eigenen Ort ein eigenes Programm haben - ein Programm, bei dem die Elemente des Erwägens und Suchens nach dem Willen Gottes einen festen Ort haben. Die Programme werden in Anlehnung an die "Praktika", die ein Jesuitennovize im Rahmen seiner Vorbereitung auf das Ordensleben machen muß, "ignatianische Experimente" genannt. Denn darum geht es: Erfahrungen zu machen und sie bewußt und systematisch auf ihre Bedeutung für unser Leben mit Gott zu untersuchen.

Damit Erlebnisse zu geistlichen Erfahrungen werden können, wird bei MAGIS bewußt die Geschwindigkeit reduziert und - ganz im Sinne der ignatianischen Exerzitien - Zeit zum "Verkosten" gegeben. Dazu versammeln sich die Pilger an jedem Abend in festen Grüppchen zu sieben oder acht Personen und blicken miteinander auf die Erfahrungen des Tages zurück: Was haben wir erlebt? Wie habe ich es erlebt? Wie haben es die anderen erlebt? Diese "MAGIS-Runden" sind auch der Ort, um miteinander zu beten und das Erlebte vor Gott zu tragen. Die Erfahrung zeigt, daß diese Anhörkreise zu einer großen Erlebnisintensität führen und zu einer hohen Vertrautheit der Pilger untereinander.

Bevor die MAGIS-Pilger in ihre Experimentgruppen aufgeteilt werden, gibt es im August allerdings drei Tage Zeit zum Ankommen und gegenseitigen Kennenlernen. Dazu werden alle Pilger am Abend des 5. August 2011 am Geburtsort des heiligen Ignatius, im baskischen Loyola, erwartet. Neben dem Erkunden der Attraktionen und Sehenswürdigkeiten dieses Pilgerortes, werden Workshops angeboten, durch die sich die Jugendlichen auf die bevorstehenden Experimente einstimmen lassen können. Am Abend des 7. August werden dann alle Pilger in einem feierlichen Gottesdienst gesegnet und von Pater Adolfo Nicolàs SJ, dem Generaloberen der Jesuiten, an die verschiedensten Experimentsorte in Spanien und Portugal ausgesandt.

Auch die 55 deutschen MAGIS-Pilger werden in verschiedene Projekte aufgeteilt. Einige pilgern ein Stück auf dem berühmten Camino in Richtung Santiago, andere werden sich in Cordoba mit eingewanderten Juden bzw. Muslimen auseinandersetzen, wieder andere nehmen an einem Spieleprojekt mit Straßenkindern in Gijon teil oder in Barcelona beim "Magis Circus" als Künstler und Schauspieler. Auch in Lissabon wird es ein Experiment mit deutscher Beteiligung geben.

Die erste Herausforderung - aber auch der große Reiz des Projektes - besteht für die Pilger darin, sich auf eine völlig fremde Umgebung und ebenso auf fremde Menschen einzulassen, wobei alle Gastgeber und Gäste zugleich sein sollen. Nur das kleine spanische oder auch portugiesische Leitungsteam ist mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut. Darüber hinaus haben die Experimente sehr unterschiedlichen Charakter: von Pilgerprojekten und Work-Camps über Sozialarbeiten bis hin zu kreativen Projekten (Kunst, Musik, Theater) ist alles dabei.

Neben Offenheit für Neues und Bereitschaft, sich auf einen derartigen Exerzitienprozeß in Gemeinschaft einzulassen, ist auch persönliches Engagement gefragt. Es soll nicht einfach nur ein Programm konsumiert werden. Die Teilnehmer sind vielmehr eingeladen, sich mit den eigenen Gaben und Möglichkeiten einzubringen - sei es beim Zubereiten von Mahlzeiten, sei es in der Liturgie oder auch bei der Gestaltung des Programms selbst.

Im Anschluß an die Zeit in den Experimenten treffen sich alle Experimentgruppen am 14. August in Madrid. Sie werden dort im Colegio Nuestra Señora del Recuerdo, einem der größten Jesuitenkollegien Spaniens, gemeinsam untergebracht. Von dort haben sie die Möglichkeit, auch während des Weltjugendtags in ihrer internationalen Gruppe zusammenzubleiben. Erst zur Abschlußveranstaltung des Weltjugendtages, wenn die erwarteten 1,5 Millionen Teilnehmer sich vor den Toren Madrids mit Papst Benedikt XVI. und den angereisten Bischöfen der Weltkirche zum letzten Gottesdienst versammeln, heißt es, sich definitiv von einander zu verabschieden und in die nationalen Gruppen zurückzukehren. Denn nach diesem Abschluß geht es direkt auf die Busse und zurück in die Heimat.

Verantwortlich für das Programm in Spanien und Portugal sind die dortigen Jesuitenprovinzen. Einen guten Einblick in die Vorbereitung aber auch Bilder und Informationen von der Veranstaltung selbst gibt es im Internet unter ‹www.magis2011.org›.

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