Selbstfahrende Autos, täuschend echte Fälschungen von Video- und Bildmaterial, Pflegeroboter und weitere technische Neuheiten werfen ethische Fragen um den richtigen Umgang und notwendige Regulierungen auf. Denn einerseits macht uns Künstliche Intelligenz das Leben in vielen Bereichen leichter. In der Medizin etwa sehen Experten vielversprechende neue Behandlungs- und Operationsmöglichkeiten.
Andererseits sehen nicht wenige hinter der schnellen technologischen und digitalen Entwicklung auch z.T. schwerwiegende Gefahren. Drehbuchautorinnen und -autoren in den USA streiken derzeit, unter anderem, weil sie um ihre Jobs bangen, wenn große Filmproduzenten die Texte von Künstlicher Intelligenz oder von Algorithmen wie „ChatGPT“ erstellen lassen. Bei den intelligenten Autos wird oft das Beispiel der Güterabwägung angeführt: Wenn ein selbstfahrendes Auto sich „entscheiden“ muss, ob es bei einem zu kurzen Bremsweg lieber weiter auf eine alte Dame auf der Straße zuhalten soll, oder ob es stattdessen zur Seite ausweichen und damit auf ein spielendes Kind zufahren soll, dann betrifft das ethische Fragen, die selbst ein menschlicher Fahrer aus moralischen Gründen nicht so einfach treffen kann. Wie wäre ein selbstfahrendes Auto also zu programmieren?
Die Europäische Union ist eine der ersten Gesetzgeberinnen, die der Künstlichen Intelligenz deshalb eine eigene Verordnung (KI-VO) geben will. Vorgesehen ist etwa, dass Zeitungen, Fernseh-Sendungen und Internetseiten automatisch die von einer KI oder einem Algorithmus generierten Inhalte als solche kenntlich machen muss, damit die Nutzer wissen, dass Menschen wahrscheinlich nur noch bei der Schluss-Kontrolle beteiligt waren.
Weitere Fragen der digitalen Ethik betreffen das Phänomen des Transhumanismus. Im Transhumanismus versucht der Mensch, mithilfe von technischen Verbesserungen und Augmentationen zunehmend über sich selbst hinauszuwachsen. Kritiker sprechen von einem „Optimierungswahn“, der dem biblischen Schöpfungsgedanken zuwiderläuft, dass wir Menschen gut so sind, wie Gott uns schuf. Andererseits wird heutzutage kaum jemand etwas gegen Kontaktlinsen, ein künstliches Kniegelenk oder ein Hörgerät einzuwenden haben. Auch hier verschiebt sich die Grenze dessen, was die Gesellschaft als tolerierbar aushandeln möchte, und was uns vielleicht (noch?) anmutet wie aus einem gruseligen Science-Fiction-Film, etwa Elon Musks Plan für einen Chip im Kopf, der Informationen und Musik direkt in unser Hirn einspielen können soll.
Philipp Adolphs