Gleichheit und Gerechtigkeit

Zur Gerechtigkeit gehört laut der deutschen Verfassung, dem Grundgesetz, auch die Gleichheit aller Menschen vor dem Gesetz. Dieser vielzitierte Artikel 1 GG wirft bis heute viele Fragen auf, die neben der konkreten Gesetzgebung auch unzählige gesellschaftliche und religiöse Fragen betrifft.

Der „Gender-Pay-Gap“ etwa bezeichnet die Tatsache, dass Frauen in Deutschland weniger Geld verdienen als Männer. Zwar arbeiten Frauen im Durchschnitt auch weniger als Männer, das liegt aber u.a. daran, dass sie sich häufiger (unbezahlt, d.h. ohne angemessenen sozialversicherungspflichtigen Ausgleich etwa für die eigene Rente) um Kinder oder pflegebedürftige Angehörige kümmern als Männer. Hinzu kommt, dass Frauen – wegen der genannten Betreuungsaufgaben – weniger Zeit zur Verfügung haben, um die Karriereleiter hochzusteigen, was insgesamt wiederum zu weniger Lohn führt.

Dieses Beispiel ist nur eines von vielen im weiten Feld der Debatten um Gleichheit und Gerechtigkeit. Junge Menschen in Deutschland etwa fordern mit der „Generationengerechtigkeit“ ein Umlenken in der Klimapolitik, damit der Planet auch für nachfolgende Generationen gut bewohnbar bleibt. Sozialverbände fordern ökonomische Gerechtigkeit angesichts steigender Preise und hoher Inflation bei gleichzeitig langsam steigenden Löhnen trotz rekord-hohen Gewinnen einiger großer Firmen, insbesondere seit der Corona-Pandemie und dem Krieg Russlands gegen die Ukraine.

Die katholische Kirche beruft sich in der sogenannten „Katholischen Soziallehre“ auf die Überlieferung des Neuen Testaments. Besonders beliebt ist in diesem Kontext die „Bergpredigt“, auch „Rede von der wahren Gerechtigkeit“ genannt (Mt 5,1-7,29). In der Bergpredigt geht es auch um das Himmelreich und das Gericht Gottes. In der katholischen Theologie spielen die Taten eines Menschen eine große Rolle für sein Seelenheil im Leben nach dem Tod, im „Reich Gottes“. Ein Leben nach den göttlichen Geboten, die sich u.a. an einem gerechten und barmherzigen Verhalten gegenüber allen Mitmenschen orientieren, gilt Christen deshalb als erstrebenswert.

Philipp Adolphs

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