Die bildenden Künste standen schon seit Menschengedenken im Dienst der Religion. Bis ins späte Mittelalter widmeten sich Maler und Bildhauer vor allem religiösen Motiven für Heiligenstatuen, verzierte Altären, Marienbildnisse und aufwendige Verzierungen in Abschriften der Heiligen Schrift. Erst in der Frühen Neuzeit öffnete sich das künstlerische Schaffen in Europa auch für weltliche Motive.
Etwa zur gleichen Zeit entfernten zahlreiche Anhänger der Reformation im sogenannten „Bildersturm“ Kunstwerke aus Kirchen oder zerstörten sie. Sie rechtfertigten ihre Taten mit dem ersten der zehn Gebote, dem mosaischen Bilderverbot aus dem Buch Exodus (Ex 20): „Du sollst neben mir keine anderen Götter haben. Du sollst dir kein Gottesbild machen und keine Darstellung von irgendetwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde. Du sollst dich nicht vor anderen Göttern niederwerfen und dich nicht verpflichten, ihnen zu dienen.“
Das Bilderverbot wird von modernen Theologen u.a. so ausgelegt, dass der menschliche Verstand zu begrenzt sei, um das göttliche Wesen in Gedanken – geschweige denn in Bildern – zu erfassen. Somit berge jede bildliche Darstellung die Gefahr einer Verengung: Wir machen Gott viel kleiner als er ist, und vielleicht schreiben wir ihm dabei Attribute zu, die er gar nicht aufweist, schlussendlich wissen wir es ja nicht. In der Folge des Bildersturms finden sich in protestantischen Kirchen in der Regel deutlich weniger bildliche Darstellungen als in katholischen Kirchen. Insbesondere süddeutsche und Kirchen des europäischen Südens weisen demgegenüber eine teils überbordende Bildwelt auf: goldene Barockengel, riesige Ölmalereien von der Muttergottes und bunte Kirchenfenster.
In der zeitgenössischen weltlichen Kunst lassen sich bis heute zahlreiche religiöse Anspielungen und biblische Motive entdecken. Der Umgang mit diesen Symbolen ist viel freier als früher, und der Kontext sowie die Intention der Künstlerinnen und Künstler ist nicht mehr zwingend mit der christlichen Lehre verbunden.
Philipp Adolphs