Das Wort "Pastor" (lat. = Hirt), von Jes 40,11; Ez 34; Joh 10 aus gebildet, bezeichnete im Frühmittelalter den Bischof, seit dem 7. Jahrhundert auch den Leiter einer Pfarrkirche, zum Teil noch heute für den Pfarrer einer Pfarrei gebräuchlich. Seine Tätigkeit wird, obwohl mehrere Arbeitsfelder umfassend, mit dem Sammelbegriff "Seelsorge" oder "Pastoral" bezeichnet. "Pastoral" heißt die auf das Gottesverhältnis der Menschen direkt ausgerichtete Aktivität der Kirche im Unterschied zur reflektierteren Tätigkeit der Lehre und Forschung und zu den der Ordnung dienenden Diziplinarvorschriften.
Pastoraltheologie ist eine selbständige theolologische Disziplin seit dem Ende des 18. Jahrhunderts. Sie war bis Mitte des 20. Jahrhunderts auf das Amt der "Hirten" bezogen (ähnlich die evangelische Konzeption der Pastoraltheologie) und auf die Selbstverwirklichung der Kirche im Gegensatz zur "Welt" hinorientiert. In der neueren Zeit wurden Katechetik, Homiletik und Liturgiewissenschaft als eigene Disziplinen aus der Pastoraltheologie ausgegliedert. Zur Pastoraltheologie werden je nach dem Spezialisierungsbedarf die Teilfächer Pastoralsoziologie, Pastoralpsychologie und Pastoralmedizin gerechnet.
Mit der Erneuerung des Kirchenverständnisses im II. Vaticanum wurden neue "Entwürfe" der Pastoraltheologie vorgelegt, die in die Richtung einer Handlungstheorie (nicht nur der Amtsträger) wiesen und die wissenschaftliche Reflexion der kirchlichen Praxis in Gemeinden, (neuen) Gruppen und Bewegungen und bei einzelnen Menschen unter Einbeziehung der Verantwortung der Kirche für die Welt als Aufgabenstellung vortrugen. Leitend war dabei die Gliederung der Grundfunktionen der Kirche in Martyria, Leiturgia und Diakonia, eventuell noch mit Koinonia. In diesem Sinn bildet die Pastoraltheologie einen wesentlichen Teil der Praktischen Theologie.
Quelle: Herbert Vorgrimler: Neues Theologisches Wörterbuch, Neuausgabe 2008 (6. Aufl. des Gesamtwerkes), Verlag Herder