Das Religiöse im Werk von Thomas Hürlimann
Thomas Hürlimann gehört zu den profiliertesten Stimmen der deutschen Gegenwartsliteratur. Sein Erzählkosmos ist durchzogen von vielfältigen religiösen Motiven, die im vorliegenden Band aus literaturwissenschaftlicher, philosophischer und theologischer Sicht gedeutet werden. Der Titel »Der große Niemand« spielt auf die durchgehende Präsenz der Themen ›Tod‹ und ›Theodizee‹ in Hürlimanns literarischem Werk an. Woher kommt das Böse, wenn Gott doch gut ist? Wie kann man leben, wenn man weiß, dass man sterben muss?
Diese Frage spielt bei Thomas Hürlimann eine zentrale Rolle. Schon die frühe Erzählung Die Tessinerin (1981) beschreibt den Sterbeprozess einer Frau, die in dem Dorf, in dem sie gelebt hat, immer fremd geblieben ist – eine Erzählung, in die biographische Einschübe über das Sterben des eigenen Bruders eingeflochten sind. Der Roman Der große Kater (1998) handelt vom Sturz des Schweizer Bundespräsidenten durch eine böse Intrige. Dieser sieht sich mit dem Vorwurf konfrontiert, er würde den eigenen Sohn auf dem Altar der Öffentlichkeit opfern. Sein Optimismus zerbricht, er ringt mit dem »großen Niemand«. Die Novelle Fräulein Stark (2001) erzählt vom Erwachen des Geschlechts. Ein Schüler verbringt seine Ferien im Stift St. Gallen und entdeckt in der »Bücherarche« das andere Geschlecht. Zugleich keimt sein Interesse für die eigene Genealogie auf, deren jüdische Wurzeln tief in die Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts hinabreichen …
Der Band versammelt Beiträge von Alfred Bodenheimer, Jakob Helmut Deibl, Christoph Gellner, Thomas Hürlimann, Helmuth Kiesel, Sebastian Kleinschmidt, Elke Pahud de Mortanges, Hans-Rüdiger Schwab, Jan Juhani Steinmann, Jan-Heiner Tück und Irmgard Wirtz.
Mit Beiträgen von Alfred Bodenheimer, Jakob Helmut Deibl, Christoph Gellner, Thomas Hürlimann, Helmuth Kiesel, Sebastian Kleinschmidt, Elke Pahud de Mortanges, Hans-Rüdiger Schwab, Jan Juhani Steinmann, Jan-Heiner Tück, Irmgard Wirtz