Hierarch und Heiliger
(eBook (PDF))
Zur Denkform der Amtstheologie bei Pierre de Bérulle (1575–1629)
- Verlag Herder
- 1. Auflage 2024
- virtuell (Internetdatei)
- 328 Seiten
- ISBN: 978-3-451-83384-7
- Bestellnummer: P833848
Gegenwärtig ist das Priestertum in einer erheblichen Krise: Zu nennen sind u.a. Einbrechende Bewerberzahlen, sinkende Strahlkraft der priesterlichen Lebensform, Diskussionen um die Zugangsvoraussetzungen zum Amt und um Sinn und Zweck priesterlicher Existenz, vor allem aber das ungeheure Ausmaß des durch Kleriker begangenen sexuellen Missbrauchs und die Vertuschung solcher Straftaten durch die kirchlichen Autoritäten.
Das Buch stellt die Frage, in welchem Bezug die kirchliche Dogmatik vom Amt zu diesen allgemeinen Krisensymptomen steht. Die Habilitationsschrift geht dabei davon aus, dass die Denkformen, aus der die amts-theologischen Vorgaben entwickelt werden, insofern einen Beitrag zur Krise leisten, als sie in gegenwärtigen Denkformen nicht reformuliert werden und insofern auch nicht angesichts der Krise sprachfähig gemacht werden können. Der Grund für die Divergenz zwischen formulierter Amtstheologie und Gegenwartsdiskursen liegt, darin, dass die Amtstheologie wesentlich die im Mittelalter sich ausbildenden (neu-)platonischen Denkformen rekapituliert, die unter der Großdenkform der Analogie subsumiert werden können, die heute kaum mehr plausibilisierbar zu machen ist. Aufgabe der Dogmatik wäre deshalb, die Reformulierung von Gehalt und Inhalt der dogmatischen Vorgaben in gegenwartsaffinen Denkformen zu erreichen, um dadurch die Amtstheologie wieder diskursfähig zu machen.
Das Buch geht der hier entscheidenden Bruchmarken nach, die sich deutlich in den Schriften des Franzosen Pierre de Bérulle (1575-1629) zeigt, der 1611 ein Oratorium für Priester gründete, das als ‚priesterliche Elite‘ ein erneuertes Priestertum vorleben und exerzieren sollte. Es zeigt im historischen Kontext die analoge Denkform bei Bérulle auf, die ihrerseits mit der beginnenden Subjektphilosophie bereits nicht mehr kongruent ist und schon damals einen Hiatus zwischen Amtstheologie und neuzeitlichem Wirklichkeitsverständnis aufzeigt. Hünerfeld zeigt abschließend, wie das monistische Gepräge der analogen Denkform mit einem Differenzdenken überwunden werden kann, innerhalb dessen freiheitstheoretisch Dogma und Gehalt des priesterlichen Amtes zu reformulieren wären.
Autor
Bruno Hünerfeld, geb. 1978, Dr. theol., Priester des Erzbistums Freiburg, Hochschulseelsorger und als Geistlicher Mentor in der Ausbildung der Theologiestudierenden dort tätig.