Die abendländische Christenheit im Mittelalter
(Gebundene Ausgabe)
- Verlag Herder
- 1. Auflage 2025
- Gebunden mit Schutzumschlag
- 432 Seiten
- ISBN: 978-3-451-02977-6
- Bestellnummer: P029777
Das Buch präsentiert in 17 Kapiteln Zugänge zur Geschichte der mittelalterlichen Christenheit (5.-15. Jh.) aus der Perspektive unterschiedlicher Glaubenserfahrungen. Im Vordergrund stehen nicht die (kirchen-)geschichtlichen Ereignisse (Könige und Päpste, kirchliche Reformen, Krieg und Frieden). Die Darstellung versucht vielmehr, die Glaubensüberzeugungen, die wir erfassen können, und die Lebenswelt der Menschen im Mittelalter in ihren Wechselwirkungen zu begreifen. Dabei zeigt sich, dass die fortschreitende Christianisierung der Bevölkerung die Inhalte des Glaubens deutlich veränderte. Beginnend als eine Religion der Sieger im Milieu der Könige und Krieger mit alttestamentarischen Vorbildern, verschob sich die Aufmerksamkeit zunehmend auf das Vorbild des armen Jesus, dem Menschen aller Schichten nachfolgen wollten. Im ausgehenden Mittelalter (14./15. Jh.) gewinnt der Blick auf das Leiden Jesu von Nazaret die Oberhand, ein nahbarer Gott, der das eigene Leid erträglich werden ließ.
Im Zuge dieser Geschichte veränderte die christliche Religion ihr Gesicht enorm. Der Gott, der nach den Worten der frühmittelalterlichen Missionare auf fränkischen, englischen oder skandinavischen Stammesversammlungen den Sieg im Krieg schenkte, war zu einem Gott geworden, dessen offene Wunden die Gläubigen zu Tränen rührten. Sie mussten nun nicht mehr überzeugt, sondern wollten innerlich bewegt werden. Die Geschichte der Gewalt aus dem Glauben kommt ebenso zur Sprache wie die Verfolgungen Andersgläubiger, die Geschichte des Armutsideals, die Kenntnisse und Wirkungen der Schrift, die Rolle der Frau, die Welt der Magie.
Autor
Martin Kaufhold, geb. 1963, Dr. phil., Studium der Geschichte und Germanistik an der Universität Heidelberg, Habilitation 2000; seit 2003 ordentlicher Professor für Mittelalterliche Geschichte an der Universität Augsburg.