Dogmengeschichte ist die wissenschaftliche (also methodische, analytische und systematische) Darstellung der Geschichte der dogmatischen Formulierungen einzelner Glaubenswahrheiten sowie der Geschichte des Ganzen des jüdisch-christlichen Glaubensverständnisses nach dem Abschluss der Offenbarung Gottes. Die Dogmengeschichte begann im evangelischen Bereich und verstand sich zunächst im Zeichen der Aufklärung als „Kritik des Dogmas“, mit einem Wiederaufleben dieser Richtung im 20. Jahrhundert in der evangelischen Theologie und im sogenannten Modernismus. Positiv gewendet wurde die Intention der Dogmengeschichte durch die Erkenntnis der Geschichtlichkeit der Wahrheit und damit auch der Dogmen. Die Dogmengeschichte ist ein ausgesprochenes Forschungsfach mit imponierenden Leistungen im 20. Jahrhundert. Schwierig ist es, von ihr außer exakter historischer Arbeit auch die Bemühung um ein explizites, glaubendes Verstehen ihres Untersuchungsgegenstandes zu erwarten und sie damit als strikt theologische Disziplin zu begründen. Der Unterschied von Dogmengeschichte und Theologiegeschichte ist kaum einsichtig zu machen, es sei denn, man erkläre eine hypostasierte Kirche zum Subjekt der Dogmengeschichte und verstehe die Theologiegeschichte als Geschichte einzelner Theologen.
Quelle: Herbert Vorgrimler: Neues Theologisches Wörterbuch, Neuausgabe 2008 (6. Aufl. des Gesamtwerkes), Verlag Herder