Zusammenfassung / Summary
Seit den sechziger und siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts war die Johannesforschung stark von der Hypothese einer johanneischen Gemeinde oder Schule be-stimmt, die hinter der Entstehung des Vierten Evangeliums stehen würde. Im Laufe der Zeit geriet diese Hypothese in die Kritik. Wenn und soweit es eine johanneische Gemeinde gab, erscheint sie auf jeden Fall voll in das frühe Christentum eingegliedert und nicht als eine Art Sekte, und das Vierte Evangelium dürfte auf einen einzelnen Verfasser zurückgehen. In neuerer Zeit verschiebt sich das Interesse mehr und mehr von der Welt hinter dem Text zum Text selber. Schweizer Autoren wie Jean Zumstein und Andreas Dettwiler haben vorgeschlagen, bestimmte Abschnitte des Johannesevangeliums als eine „relecture“, eine „neue Lesung“ früherer Abschnitte anzusehen. Eines der bekanntesten Beispiele dafür ist die Annahme, in den Abschiedsreden Jesu von Kapiteln 15–17 des Johannesevangeliums eine „relecture“ einer ersten Abschiedsrede in Joh 14 zu sehen. Der vorliegende Beitrag nennt weitere Beispiele einer solchen möglichen „relecture“.
Since the sixties and seventies of the last century, Johannine research was largely centred on the hypothesis of a Johannine Community or School standing behind the composition and growth of the Fourth Gospel. In the course of the time reservations have arisen about such a hypothesis. If there was a Johannine Community, it was in any ease fully integrated into Early Christianity as such and not a sect, and the Fourth Gospel should go back to an individual author. More recently, there has been a shift of interest from the world behind the text to the text itself. Swiss authors like Jean Zumstein and Andreas Dettwiler favoured an approach to the text of the Fourth Gospel which sees in certain passages “re-readings” of earlier ones. One of the best known examples is that of seeing chapters 15-17 as re-readings of an earlier Farewell Discourse in John 14. The author gives some further examples of “re-readings” in John.