Zusammenfassung / Summary
Der politische Status religiöser Überzeugungen in postsäkularen Gesellschaften ist nach wie vor ungeklärt. Diese Unklarheit ist verantwortlich für die vielfältigen Spannungen, die religionspolitische Konflikte in zeitgenössischen Gesellschaften hervorrufen. Der vorliegende Aufsatz soll zur Klärung dieses Status beitragen. Ich verteidige die These, dass religiöse Überzeugungen zwar allgemein zugänglich, aber nicht allgemein akzeptabel sein können. Darum erfüllen sie nicht den „Goldstandard“ öffentlicher Rechtfertigung; jedoch kann ihnen eine Vielzahl weiterer öffentlicher Rollen jenseits der Rechtfertigung politischer Normen zugewiesen werden. Diese Position nenne ich ‚Moderater Exklusivismus‘, weil es gelingt, den Anspruch auf die allgemeine und reziproke Rechtfertigung politischer Normen zu sichern, ohne religiöse Überzeugungen zur bloßen Privatsache zu degradieren.
The political status of religious convictions in postsecular societies has yet to be resolved. Various conflicts between religion and politics in contemporary societies arise from this unresolved issue. This paper aims at clarifying the contentious political status of religious convictions. I defend the thesis that religious convictions may be intersubjectively accessible, but fail to be mutually acceptable. For this reason, they do not fulfil the ideal of public justification. However, there are multiple roles for religious convictions in public discourse beyond the justification of political norms. This position can be called ‘Moderate Exclusivism’ because it manages to integrate the requirement of a mutually reciprocal justification of political norms with the avoidance of a privatization of religion.