Zusammenfassung / Summary
Wolfgang Cramers Philosophie gehört zu den originellsten und anspruchsvollsten systematischen Beiträgen der deutschsprachigen Philosophie des 20. Jahrhunderts. Ausgehend von einer Kritik der Kantischen Transzendentalphilosophie entwickelte Cramer eine Theorie des Absoluten, die auf seiner Theorie konkreter Subjektivität aufbaut und methodisch durch grundlegende apagogische Argumentationen einen apodiktischen Begründungsanspruch besitzt. Cramers Ansatz bietet für die aktuelle Gott-Welt-Debatte nicht nur wegen seiner hohen methodischen Reflektiertheit eine interessante Ressource. Auch inhaltlich bietet das Konzept des Absoluten als Prinzip der Bestimmtheit einen Anknüpfungspunkt für die gegenwärtige Diskussion, denn als in sich differenzierte Einheit mit der Möglichkeit zur Schaffung des Kontingenten kann sowohl die Freiheit des Absoluten als auch seine konkrete prinzipielle Bezogenheit auf das Kontingente begründet und als Strukturmerkmal des Absoluten ausgewiesen werden.
Wolfgang Cramer’s philosophy is among the most original and important achievements in twentieth-century German philosophy. Based on a critique of Kant’s transcendental philosophy, Cramer developed a theory of the absolute that builds on his theory of concrete subjectivity and, methodologically, with the help of basic apagogic argumentation, makes an apodictic foundational claim. Cramer’s approach brings an interesting resource to the recent God-worlddebate, not just because of the profundity of his methodological refl ection, but also for systematic reasons. Since the character of the absolute as the principle of determinacy is conceived as a complex unity, this principle enables one to account for both the freedom to create the contingent as well as the general relatedness to the contingent as structural characteristics of the absolute.