Ein Vorschlag zu einem konstruktiven Umgang mit religiöser Diversität: „Gerechtfertigte Religiöse Differenz“

Zusammenfassung / Summary

In diesem Aufsatz wird ein Vorschlag zu einem konstruktiven Umgang mit religiöser Vielfalt ausgearbeitet, der als „gerechtfertigte religiöse Differenz“ bezeichnet wird. Dieser beruht auf zwei Grundlagen:

a) einer Ablehnung des logischen Bivalenzprinzips beziehungsweise des Satzes vom ausgeschlossenen Dritten und damit dem Eingeständnis, dass es in bestimmten Wirklichkeits- und Erkenntnisbereichen unmöglich sein kann, Aussagen die Wahrheitswerte „wahr“ oder „falsch“ zuzuweisen, und

b) dem Vorschlag, dass in diesen Fällen der Wahrheitsbegriff durch den pluralisierbarer Rechtfertigung ersetzt werden sollte.

Unter der Voraussetzung, dass Religion zu diesen Fällen gehört, ist es möglich, religiöse Differenzen als gerechtfertigt anzusehen. Dieses Resultat wird zu einer Rekonstruktion (der Grundlagen) des interreligiösen Dialogs verwendet und gegenüber religiösen Pluralisten wie John Hick zur Geltung gebracht.

This article provides a constructive paradigm to deal with the issue of religious difference, called „justifi ed religious difference“. It is based on two foundations, viz: (a) the rejection of the logical principles of bivalence and tertium non datur and the acknowledgement that there are realms of inquiry in which it may be impossible to apply to some statements the bipolarity of truth values („true“ or „false“), and (b) the suggestion that, in those cases we should replace the concept of truth with that of justifi cation which allows for pluralization. Given that religion is one of those realms, religious differences can be acknowledged as justifi ed. This being the case, the (foundations of) interreligious dialogue need to be reconstructed, e. g. in a fashion which is opposed to religious pluralisms à la John Hick.