Gottes ewiges Wissen vom Zeitlichen – und der freie Mensch

Zusammenfassung / Summary

Um eine Kompatibilität zwischen göttlichem (Voraus-)Wissen und menschlicher Freiheit zu vertreten, erscheint eine äternalistische Auffassung Gottes als überzeugend. Es wird dafür argumentiert, dass Gott deswegen von zeitlichen Dingen weiß, weil er als ewiger mit allen Geschehnissen gleichzeitig ist und sie als gegenwärtig ablaufen sieht. Mit Überlegungen zum Wissen und zur Ewigkeit Gottes, wie sie von Boethius, Anselm von Canterbury und Thomas von Aquin vorgetragen werden, ist eine solche Konzeption eines „rezeptiven Äternalismus“ vereinbar. Dieses ewige Wissen von allen Ereignissen im Weltablauf hindert Gott aber nicht daran, frei eine Welt zu schaffen, da sein Wissen der ebenfalls ewigen Schöpfungsentscheidung logisch nachfolgt. Eine zirkuläre Abhängigkeit von kontingentem Wissen über die Schöpfung und freier Wahl unter den möglichen Welten besteht deshalb nicht. 

An eternalist conception of God seems to be successful in the attempt to show the compatibility between God’s (fore-)knowledge and human freedom. The article argues that God, although being eternal himself, knows things in time, because he is simultaneous to all temporal events and sees them in their present occurring. Such a concept of “receptive Eternalism” can be reconciled to refl ection about divine knowledge and eternity as found in Boethius, Anselm of Canterbury and Thomas Aquinas. His eternal knowledge about what happens in the world, however, does not hinder God from creating the world freely, because it is logically posterior to his – equally eternal – decision for creation. So there is no circular dependency between contingent knowledge about creation and God’s choice among possible worlds to create.