Gnade und (Arbeits-)GesellschaftZeitgenössische Gnadentheologie im sozialen Kontext

Zusammenfassung / Summary

Der Artikel revitalisiert und aktualisiert eine Theologie der Gnade unter den heutigen gesellschaftlichen Bedingungen. Er erinnert dazu an den in der Nouvelle Théologie verorteten Aufbruch zu einer Theologie der Arbeit, wie ihn der Dogmatiker und Theologiehistoriker Marie- Dominique Chenu OP um die Mitte des 20. Jahrhunderts unternommen hat. Die vorgelegten Überlegungen schreiben dieses Anliegen fort. Sie identifizieren den derzeitigen gesellschaftlichen Kontext als Arbeitsgesellschaft, in der Identitäts- und Handlungslogiken zunehmend nach ökonomischen Kriterien ausgerichtet werden („Selbstvermarktung“). In einer gabetheoretischen Re-Interpretation werden die christlichen Zentralworte „Gnade“ und „Rechtfertigung“ vor diesem Hintergrund hermeneutisch neu erschlossen und ihre anthropologischen Implikationen freigelegt. Diese können gerade in einer Gesellschaft, die von instrumentellen Selbst- und Sozialverhältnissen geprägt ist, ein humanisierendes Potenzial entfalten.  

The article revitalizes and updates the theology of grace against the backdrop of contemporary social conditions. To that end the article calls to mind the emergence of a theology of work that was based in the Nouvelle Théologie and put forth by professor of Dogmatics and History of Theology, Marie- Dominique Chenu, OP, in the mid-20th century.
The presented refl ections uphold Chenu’s concerns. They identify the current social context as “working society” that submits the logics of identity-fi nding and action according to economic criteria (“self-promotion”). Reinterpreting the central Christian terms of “grace” and “justifi cation” by using theories of the gift allows to uncover anew their anthropological implications. They can unfold their humanizing potential especially in a society that is strained by instrumental relations to both the self and the social.