Zusammenfassung / Summary
Christian faith as an act engaging the whole person is believed to be rationally communicable. But how can one move from only a relative certainty received from some rational arguments for the Christian belief in God to an unconditionally surrendering faith in God? Since the 16th century, this question has been discussed under the title: “faith analysis” (analysis fidei). Prof. Emeritus Erhard Kunz SJ, a dogmatic Professor from Frankfurt, has, in his theological work, developed an approach that, on the one hand, seeks to present a reflective understanding of the Christian faith and an analysis of the act of faith that goes beyond an unreflective theological positivism and, on the other hand, goes beyond theological thinking that cannot preserve the substance of the Christian faith. Kunz shows that with the help of Ignatian spirituality one can understand how, in the act of faith, a rational human structure of expectations and historical revelation form a harmonious unity. Revelation, as this paper presents, can thus be understood, beyond revelatory-positivist and faith-subjectivist positions, as indirectly mediated by history in which human experience appears as a way to God.
Der christliche Glaube als ein den ganzen Menschen beanspruchender Akt erhebt die Überzeugung, vernünftig vermittelbar zu sein. Doch wie kommt es bei einer nur relativen Sicherheit von Glaubwürdigkeitsgründen für den christlichen Gottesglauben zu einer unbedingten, sich Gott restlos anvertrauenden Zustimmung zu Gott im Glaubensakt? Diese Frage wird in der Theologie seit dem 16. Jahrhundert unter dem Stichwort der „Glaubensanalyse“ (analysis fidei) behandelt. Der emeritierte Frankfurter Dogmatiker Erhard Kunz SJ hat in seinem theologischen Werk einen Ansatz entwickelt, jenseits von einem unreflektierten theologischen Positivismus einerseits und einem theologischen Denken, das die Substanz des christlichen Glaubens nicht bewahren kann, andererseits ein reflektiertes Verständnis des christlichen Glaubens und eine Analyse des Glaubensaktes vorzulegen. Wie eine menschlich-rationale Erwartungsstruktur und die geschichtliche Offenbarung im Glaubensakt eine Einheit bilden, kann für Kunz dabei im Blick auf die ignatianische Spiritualität verständlich werden. Offenbarung, so legt dieser Beitrag dar, kann somit jenseits von offenbarungspositivistischen und glaubenssubjektivistischen Positionen als indirekt geschichtlich vermittelt verstanden werden, indem die menschliche Erfahrung als ein Weg auf Gott hin erscheint.