Die Hügelgräberzeit zwischen 1550 und 1300 v. Chr. ist in erster Linie anhand von Grabfunden bekannt. Schwerpunkte in Süddeutschland zeichnen sich insbesondere auf der Fränkischen Alb im Bereich zwischen Altmühl und Regen oder der Schwäbischen Alb zwischen Albstadt und Münsingen ab. Im Zusammenhang mit der Entstehung von Altertumsvereinen und -sammlungen im 19. Jh. waren die für die Epoche namensgebenden und damals im Gelände gut sichtbaren Grabhügel wahrhafte Fundgruben, um das Bedürfnis nach Erkenntnissen und – dem damaligen Zeitgeist folgend – national und historistisch geprägter Identitätsfindung zu stillen.
Das angesichts der Industrialisierung der Landwirtschaft ab etwa 1860 / 70 zunehmend denkmalpflegerisch motivierte Engagement der Altvorderen hat einen wesentlichen Anteil daran, dass wir gut über Bestattungspraktiken, Lokalgruppen und Trachtenkreise der »Hügelgräbler« informiert sind. Im Gegensatz dazu bestehen noch immer erhebliche Wissenslücken zur Siedlungsarchäologie, den Subsistenzgrundlagen oder der Landnutzung. Zwar rückten auch die teils bis jetzt eindrucksvoll erhaltenen Wallanlagen auf Anhöhen um 1900 verstärkt in den Blick von Denkmalpflege und Forschung, doch waren sie indes mit den damaligen Methoden schlecht zu datieren. Völlig außerhalb des Blickwinkels lagen etwa Wohnstellen ohne oberirdische Spuren. Bis in jüngere Zeit blieben Siedlungsindikatoren fast ausschließlich Lesefunde und Funde aus Kulturschichten, das heißt weitgehend kontextloses bzw. häufig sekundär verlagertes Material.
Dies änderte sich seit den 1990er-Jahren mit der Ausgrabung von Befunden wie Hausgrundrissen oder Hitzesteingruben an vielen Orten. Erstaunliche Erkenntnisse erbrachten die Grabungen in der Siedlung Forschner am Federsee, wo klar wurde, dass auch jenseits von Höhenlagen bronzezeitliche Befestigungen bestanden und die erhaltenen Holzbefunde detaillierte absolutchronologische Aussagen ermöglichten. Aufgrund ihrer kulturgeschichtlichen Bedeutung sind diese und weitere Feuchtbodensiedlungen heute UNESCO-Welterbe.
Gerade die letzten zwei Jahrzehnte erbrachten einen deutlichen Zuwachs an Erkenntnissen, die folgenden Beiträge versuchen einen Einblick zu geben. Spektakulär ist die Entdeckung einer zyklopischen Befestigung der Mittelbronzezeit auf dem Stätteberg. Wie die bronzezeitliche Heuneburg unterscheidet sie sich von Fortifikationen wie jenen auf den Anhöhen der Schwäbischen Alb. Thematisiert wird der immense Zuwachs an Siedlungsfundstellen im westlichen Bodenseegebiet und der Ostschweiz, aber auch jenseits der Verbreitung der Hügelgräberkultur in Sachsen. Wie klimatische Gegebenheiten das Siedelverhalten beeinflussten, zeigt exemplarisch die intensivierte Forschung zu Mensch-Umwelt-Beziehungen während der Bronzezeit. Insgesamt ergeben sich nun neue Einsichten in Siedlungen, (Kultur) Landschaft, Kommunikations- und Handelswege, die teils Ansätze zu Strukturen erkennen lassen, wie sie gemeinhin erst für die Zeit nach 1000 v. Chr. mit hinreichend Klarheit nachvollziehbar sind.