Ein neues Bild der Bronzezeit

Liebe Leserinnen und Leser,

das erste Heft 2024 heißt Sie mit dem Runden Berg bei Bad Urach im neuen Jahr willkommen. Die markante Erhebung steht stellvertretend für die mittlere Bronzezeit, unser Titelthema.

Doch zunächst führt die aktuelle Forschung Sie auf die Straße der Romanik, zur Burg Landsberg bei Halle/ Saale. Ist die Doppelkapelle obertägig erhalten, enthüllen flächige Ausgrabungen andere Burgteile.

Mit weitem Blick nach Osten stoßen wir auf einen rund 2500 Jahre alten Damensattel aus einem Grab in Yanghai am Rand der Turfan-Senke, Nordwestchina. Das lederne Stück ist so gut überliefert, dass technisch ausgereifte Details zu bestaunen sind.

Zurück zum Thema zeigen die Entdeckungen der letzten Jahre, dass das Wissen um die mittlere Bronzezeit, die Hügelgräberzeit, nicht mehr nur auf Grabfunden basiert. Auch das Befestigungs- und Siedlungsgeschehen von 1550 bis 1300 v.Chr. wird deutlicher sichtbar. Einblicke gewährt die Zweischalenmauer vom Stätteberg in Oberbayern, der sich zu anderen Befestigungen entlang der Donau gesellt. Auf der Schwäbischen Alb gibt es neue Belege für Höhenbefestigungen als Kontrollpunkte von Handelsrouten, und dendrochronologisch datierte Bauhölzer aus dem Federseebecken lassen auf enge Verbindungen zwischen den Siedlungen schließen. Neue Ergebnisse der Klimageschichte des 2. Jt. deuten an, dass im Gegensatz zur älteren Forschungsmeinung die mittlere Bronzezeit eine Phase der Klimagunst war, während die Pfahlbauten dieser Epoche mit Kaltphasen zu verbinden sind. Im Südwesten Deutschlands erweitern Siedlungsbefunde das Bild vom hügelgräberzeitlichen Hegau und Westallgäu. Im deutlichen Kontrast dazu präsentiert sich die materialarme Mittelbronzezeit in Sachsen, wo viele Elemente der Hügelgräberkultur fehlen.

Polykulturell geht es mit einem internationalen Projekt zur Siedlung und Nekropole von Bisenzio im Latium sowie mit alpinem Kupferbergbau aus Cotschens in Graubünden weiter.

Zerstörerisch war das Hochwasser 2021 in Nordrhein-Westfalen für viele Fundstellen. Ein durch die beiden Fachämter für Bodendenkmalpflege gemeinsam erstellter Schadenskataster soll helfen, mit präventiven Maßnahmen zukünftigen Starkwetterereignissen vorzubeugen.

Erfreulicher ist ein Besuch im LWL-Museum für Archäologie und Kultur in Herne, das am Ende des Heftes mit »GrabungsCAMP« und »Modern Times« lockt.

Ihre Regina Smolnik, Landesarchäologin von Sachsen

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