Wer glaubt, Romane zur Antike kämen nicht ohne Verschwörung, eine Mordserie und verschollenes Gold aus, darf sich überraschen lassen! Diese Kelten sind weder verkleidete Fernsehwikinger noch restlos esoterisch, sondern – ein hochaktueller Ansatz – Kinder einer Umbruchszeit, die einander ihre Geschichten erzählen, nicht zuletzt um mit Leid, Hass und einer ungewissen Zukunft fertigzuwerden: der neuen politischen und kulturellen Umgebung unter zunehmend spürbarer römischer Herrschaft. Der Lebenslauf der Titelheldin, einer helvetischen Adligen, dient dabei als roter Faden, aber alle, selbst ein lästiger Räuberhauptmann, spinnen ihr Garn dazu. Das Ergebnis ist ein Panorama der letzten zwei Generationen vor der Gründungsphase der neuen Metropole Aventicum (Avenches) – und ein erzählerischer Vorschlag, wie man sich neu erfinden kann und muss, wenn die gewohnte Lebens - weise nicht länger trägt.
Eine besondere Stärke des Romans (beinahe ist es eher ein Geschichtenzyklus) liegt in der pragmatischen und zugleich optimistischen Grundannahme, dass sich auch dann mit Menschen auskommen und neu anfangen lässt, wenn sie Teil der Katastrophen im eigenen Leben waren. Auch wer sich in der gallorömischen Vergangenheit der Westschweiz aktiv umsehen möchte, bekommt für solche Reisepläne viele »Appetitmacher« geliefert. Keine Angst vor den wenigen kurzen Fußnoten: Es handelt sich durchweg um hilfreiche Erklärungen!