Anders als der Untertitel »Lateinische Inschriften aus dem LVR-RömerMuseum« vermuten lässt, ist der Sammelband mit seinen knapp 200 Seiten mehr als eine bloße Auflistung von Inschriften aus dem römischen Altertum. Vielmehr ist die Zielsetzung der reich bebilderten Aufsätze, durch schriftliche Zeugnisse einen Zugang zur regionalen Geschichte der antiken Siedlungen in dem Gebiet der heutigen Stadt Xanten zu finden. Dort befand sich seit dem Beginn der römischen Eroberungsversuche in Germanien ein großes Heerlager, dessen benachbarte Siedlung um das Jahr 100 vom Kaiser in den Rang einer Colonia erhoben und direkt nach sich selbst »Colonia Ulpia Traiana« benannt wurde.
In diese abwechslungsreiche Geschichte der antiken Stadt, die Auswirkungen der Varusschlacht und das Alltagsleben der Bewohner und der Soldaten bietet das Buch einen archäologischen Einblick durch steinerne Inschriften, aber auch geritzte Notizen auf Tonscherben und Holztafeln. Da die Aufsätze nicht durchgehend chronologisch oder thematisch sortiert sind, ist es auf den ersten Blick schwierig, eine durchgreifende Ordnung zu erkennen, was den Lesefluss allerdings nicht unbedingt stört, sofern man nicht nach einer bestimmten Information sucht, sondern an einem allgemeinen Lesevergnügen interessiert ist. Dabei werden auch Fragen besprochen wie »Woher wissen wir etwas über Kulturen ohne eigene Alltagsschrift wie die Germanen?« Die Autoren geben sich Mühe, nicht nur ein Fachpublikum anzusprechen. Manche Aufsätze bedürfen allerdings schon manchen Vorwissens.