Der Hamburger Sozialwissenschaftler Jan Philipp Reemtsma hatte schon vor 25 Jahren erkannt: »Wo immer wir leben, wir haben es nicht weit zu einem Lager oder einem, mehreren Nebenlagern«. Diese obertägig oft nicht mehr sichtbaren Gewalt- und Zwangsräume stellen für die Landesarchäologie seit rund zwei Jahrzehnten ein nicht zu unterschätzendes Tätigkeitsfeld dar. Darüber hat Thomas Kersting ein Buch verfasst, das eindrucksvoll belegt, wie viele Spuren davon heute noch im Boden zu finden sind. In Brandenburg wurden diese Orte bereits 2004 unter Schutz gestellt, da dort – besonders um Berlin – eine einzigartige Dichte an Gedenkorten existiert: zwei Konzentrationslager, drei Kriegsgefangenen-Stammlager mit mehreren Hundert Außenlagern, dazu »zivile« Zwangsarbeits- und andere Lager. Dass die Archäologie dabei eine führende Rolle spielen würde, diese Orte aufzuspüren, ihre materiellen Reste zu sichern, zu erforschen und als Gedenkorte zu bewahren, wird im Buch mehr als deutlich. Thomas Kersting gibt das in über 30 Jahren erfolgreicher Tätigkeit erworbene Wissen nicht nur weiter, sondern er analysiert weitsichtig und fachübergreifend. Klug und übersichtlich gegliedert, versucht der Band alle Aspekte zu beleuchten, die sich aus der bodendenkmalpflegerischen Verpflichtung ergeben: Historische Recherche, Erfassung der Befunde, Bergung und Konservierung der Funde, sowie ihre Präsentation. Besonders dort, wo durch die Archäologie Einzelschicksale namhaft und sichtbar gemacht werden können. Lesenswert!