Das Auffinden menschlicher Überreste gehört zum archäologischen Alltag, doch der Umgang mit ihnen ist für Archäologen oft eine Herausforderung. Dies betrifft Freilegung, Dokumentation und Bergung vor Ort, wie auch die Beurteilung der Aussagekraft der Knochen durch Paläoanthropologen. Umso erfreulicher ist es, dass nun auch für Archäologen im deutschsprachigen Raum ein umfassendes anthropologisch-medizinisches Handbuch erschienen ist, eine große Hilfe für Verständnis und Interpretationsmöglichkeiten der osteologischen Paläopathologie. Wie wichtig die genaue Untersuchung von Knochenmaterial ist, zeigt sich in der daraus folgenden Interpretation der Grabbefunde. An erster Stelle steht die anthropologische Geschlechtsbestimmung – nicht immer mit der archäologischen Interpretation übereinstimmend, die durch scheinbar geschlechtsspezifische Beigaben erfolgt.
Nicht nur klassische Bereiche, wie Geschlechtsdiagnose, Schätzung von Sterbealter und Körperhöhe sowie Demografie werden anschaulich dargestellt, sondern auch Themen wie Verletzungen bzw. Gewalteinwirkung, Mangelernährung, Infektionen, Abnutzungserscheinungen, Parasitenbefall, seltene Krankheiten und vieles mehr. Zahlreiche qualitätsvolle Fotos von archäologischem Skelettmaterial, Röntgenaufnahmen und Dünnschliffen beleuchten die facettenreiche Aussagekraft menschlicher Knochen. Zentrale Punkte sind in den einzelnen Kapiteln farblich hervorgehoben und helfen, Krankheitsbilder und Fachbegriffe, auch für den eigentlich fachfremden Archäologen, schnell und informativ zu überblicken.