Der britische Journalist Dan Jones verspricht mit seinem jüngsten Buch nichts weniger als eine »neue Geschichte des Mittelalters«, also eine umfassende Geschichte Europas für die Zeit zwischen 500 und 1500 n. Chr. In der Tat bietet er eine pointiert geschriebene Darstellung, die sich an bemerkenswerten Personen und anekdotenhaften Ereignissen entlanghangelt. Es mag der Herkunft des Verfassers geschuldet sein, dass er sich überwiegend auf englischsprachige Literatur stützt und beispielsweise den osteuropäischen Raum nur streift. Dem Schreibstil des Buches merkt man die große Erfahrung des Autors an, schwierige Sachverhalte vereinfacht und verständlich zu erklären. So kann das Buch jenen Lesern empfohlen werden, die gut unterhalten und zugleich historisch informiert werden wollen.
Diese Stärke ist aber Schwäche zugleich: Das Werk bietet keine strukturelle Betrachtung, größere Zusammenhänge werden nur bedingt erklärt und manche der vermeintlich modernen Parallelen greifen etwas kurz. Auch gelingt die angestrebte Verknüpfung zwischen Archäologie, Geschichts- und Naturwissenschaften nicht immer. Will man verstehen, welche Grundlagen das Mittelalter politisch oder theologisch bestimmten oder wie sehr sein Erbe unsere moderne Welt prägt, so wird man bei Dan Jones nicht fündig. Seine Darstellung bleibt wohl bewusst manches Mal an der Oberfläche, und dieser Einschränkung muss man sich bewusst sein.