Die Geschichte Europas ist auch eine Geschichte des Matriarchats. Karin Bojs trägt die neuesten Ergebnisse der Paläogenetik und Archäologie zusammen und fragt, wann und warum im prähistorischen Europa das Patriarchat entstand. Lange dominierte das Bild des Mannes und der seines Einflusses auf die Menschheitsgeschichte die archäologische Forschung. Mit den neuesten Erkenntnissen zeigt sich ein ganz anderes Bild: Migrationswellen, die Mischung von Genpoolen und ein viel gleichberechtigteres Geschlechterverhältnis in prähistorischen Gesellschaften. Das Europa von heute konnte nur durch Migration entstehen – was die jüngsten Erkenntnisse der aDNA-Forschung zeigen.
Bojs stellt Überlegungen zur Rollen- bzw. Machtverteilung zwischen den Geschlechtern an und untersucht innere und äußere Einflüsse, die zur Entwicklung von Hierarchien beigetragen haben. Dank der Weiterentwicklung archäologischer Forschungszweige ist es immer besser möglich einzuordnen, welche Rolle die Frau in dieser europäischen Vorgeschichte spielte. Der Titel führt ein wenig in die Irre, da es nicht nur um Mütter geht, sondern um die Gesellschaften Europas zu Beginn der Menschheitsgeschichte. Zwar bleibt die Frage »Wann und warum entstand das Patriarchat?« unbeantwortet, dennoch bietet dieses Sachbuch einen spannenden Einblick in die Thematik. Bojs spannt einen roten Faden durch ihre Geschichte, der trotz populärwissenschaftlicher Vereinfachung wissenschaftlich, sachlich und aktuell bleibt.