Liebe Leserinnen und Leser,
wie erzählt man 1000 Jahre Geschichte, wenn in erster Linie auf archäologische Befunde und Funde zurück gegriffen werden muss? Diese Frage stellte sich uns bei der Konzeption der Großen Landesausstellung Baden-Württemberg »The Hidden LÄND – Wir im ersten Jahrtausend«, die seit dem 13. September 2024 im Kunstgebäude in Stuttgart zu sehen ist.
Wie man sich der Fragestellung am besten annähern könnte, wurde im Vorfeld intensiv diskutiert. Dabei kam es dem Projekt zugute, dass sich das baden-württembergische Landesamt seit jeher auch als Forschungseinrichtung versteht und auf eine langjährige Erfahrung in diesem Bereich zurückblicken kann. Im Schwerpunkt dieses Heftes präsentieren wir Ihnen nun gleichsam als Werkstattbericht verschiedene Projekte, die teilweise Eingang in die Ausstellung gefunden haben, teilweise aber auch eigenständige Untersuchungen sind, die in den nächsten Jahren weiter verfolgt werden. Da der Zeitrahmen immerhin ein ganzes Jahrtausend umfasst, kann es sich nur um Schlaglichter handeln, die exemplarisch für diese heterogene Epoche stehen.
Konkret handelt es sich um eine besonders spektakuläre Befundsituation in einigen römischen Fundorten, die uns erlaubt, direkt aus sich heraus auf die tatsächlichen Größenverhältnisse römischer Bauten zu schließen. Daneben stellen wir mit Konstanz am Bodensee eine Schlüsselfundstelle für das Verständnis der Spätantike und den Übergang in das Frühmittelalter bis hin zur Herausbildung eines Bischofssitzes und einer anschließend florierenden mittelalterlichen Stadt vor. In Heilbronn-Sontheim wird anhand der aktuellen Untersuchung eines frühmittelalterlichen Reihengräberfelds beleuchtet, vor welche Herausforderungen eine solche Grabung die Landesarchäologie stellt, und schließlich stellen wir mit dem Kloster Unterregenbach im hohenlohischen Jagsttal einen rätselhaften Platz vor, der schon seit Jahrhunderten bekannt ist, seine Geheimnisse aber erst in jüngster Zeit nach und nach preisgibt. Wichtig war uns bei der Themenauswahl, dass immer ein Bezug zu den denkmalpflegerischen Aufgaben gegeben war. Dies bedeutet, dass durch diese Forschungen stets ein konkreter Mehrwert für die tägliche Arbeit abfallen muss, da Forschung an einem Denkmalamt ja kein reiner Selbstzweck ist, sondern in laufende wissenschaftliche Fragestellungen und gesellschaftliche Herausforderungen eingebunden ist.
Ich wünsche Ihnen viele neue Erkenntnisse beim Lesen dieses Heftes, vertiefen Sie diese anschließend durch einen Besuch in der Stuttgarter Ausstellung und bleiben Sie der Archäologie insgesamt gewogen.
Ihr Claus Wolf,
Präsident des Landesamts für Denkmalpflege Baden-Württemberg und Direktor des Archäologischen Landesmuseums Baden-Württemberg