Wenn wir an Samurai denken, dann haben wir meist eine sehr genaue Vorstellung von deren Aussehen und Verhalten: stoische Krieger in markanten Rüstungen, die ihren Tod in jedem Kampf billigend in Kauf nehmen. Dieses Bild entspringt der Zeit des japanischen Bürgerkriegs (sengoku jidai 15. -16. Jh.), in der ein Großteil der Filme, Serien und Videospiele über Samurai verortet ist. Ghost of Tsushima entführt uns jedoch in ein unverbrauchtes Setting: die Zeit der Mongoleninvasion von 1274 – also knapp 300 Jahre vor der Zeit des Bürgerkriegs. Wir schlüpfen dabei in die Rolle von Jin, der sich als einer von 80 Samurai gegen die gelandete Invasionsflotte der Mongolen auf der Insel Tsushima zur Wehr setzt. Diese 80 Samurai gab es wirklich, die Geschichte von Jin, der in Guerilla- Manier die Mongolen alleine aufhält, ist jedoch eine fiktive.
Sucker Punch Productions bemüht sich hierbei, ein atmosphärisches Bild des Settings zu vermitteln. Rüstungen, Waffen und Kampftechniken sind mit einer Liebe fürs Detail implementiert worden, die hübschen Wettereffekte tun ihr Übriges. Ein Haar findet sich jedoch in der Suppe. Die Wiedergabe der Samurai in dem Spiel entspricht nicht einer historisch akkuraten Überlieferung des 13. Jahrhunderts, sondern orientiert sich an den überzeichneten Darstellungen des Bürgerkriegs. Dies ist per se nichts Schlechtes, das Spiel vergibt aber damit die Chance, mit unseren Sehgewohnheiten zu brechen und einer interessanten Zeit mit ihren Eigenheiten eine Bühne zu bieten.