Liebe Leserinnen und Leser,
sozialhistorische Erkenntnisse auf Grundlage archäologischer und naturwissenschaftlicher Forschungen bilden den roten Faden, der dieses wie immer spannende Heft der AiD durchzieht. 2025 jährt sich der Beginn eines historischen Großereignisses zum 500. Mal, das unter dem Stichwort der Große Bauernkrieg bekannt ist. Dazu gehört eine Reihe von Einzelereignissen wie Schlachten, Plünderungen und Zerstörungen, die Zeugnisse des die unteren Stände, zumeist Bauern, vereinenden, blutig verlaufenden und schließlich von den Herrschenden niedergeschlagenen Versuchs sind, die mittelalterlichen sozialen Ordnungen zu überwinden. Diese tiefgreifenden Ereignisse der deutschen Geschichte bieten Anlass, sich auch von archäologischer Seite mit dem vielschichtigen historischen Thema zu beschäftigen. Das Titelthema widmet sich mit einer breit gefächerten Palette an Artikeln diesem bislang wenig erforschten Gebiet der Neuzeitarchäologie.
Von großer sozialhistorischer Tragweite sind auch die neuesten genetischen Untersuchungen in den bekannten Prunkgräbern der Hallstattzeit des 7. bis 5. Jh. v. Chr. aus Baden-Württemberg. Über diese Ausnahmebestattungen wurde wiederholt in der AiD berichtet. Kürzlich konnten genetische Analysen der in den Gräbern bestatteten Personen zur Klärung der kontrovers geführten Diskussion über die soziale Organisation der eisenzeitlichen Eliten in diesem Teil Mitteleuropas beitragen. Der Nachweis von Verwandtschaften zwischen durch ihre Grabbeigaben oder aufwendigen Grabhügel als Mitglieder sozialer Eliten identifizierten Personen teils bis zum achten Verwandtschaftsgrad und mit bis zu ca. 100 km entfernten Herrschaftsbereichen ergibt das Bild einer über mehrere Generationen miteinander verwandten, weiträumig agierenden Herrscherschicht. Sie kann mit dem Etikett fürstliche Führungsschicht oder früher Adel beschrieben werden. Dass insbesondere Frauen in diesem sozialen Gefüge der frühkeltischen Gesellschaft eine bedeutende Rolle gespielt haben, wurde von archäologischer Seite seit Längerem postuliert. Nun konnte dies durch genetische Untersuchungen zu den Verwandtschaftsbeziehungen zusätzlich belegt werden.
Diese und die vielfältigen weiteren Themen des neuesten Hefts der AiD machen Ihnen hoffentlich ebenso viel Freude beim Lesen wie mir. Ich wünsche Ihnen dabei viel Spaß!
Carola Metzner-Nebelsick
Lehrstuhl für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie,
Ludwig-Maximilians-Universität München