Wilhelm Unverzagt gehört zweifellos zu den bedeutendsten Prähistorikern Deutschlands im 20. Jh. Er besetzte in vier politischen Systemen (vom Ende des Kaiserreiches bis zu den Aufbaujahren der DDR) einflussreiche Leitungsstellen und prägte sowohl die Forschung als auch jene Institutionen, denen er vorstand. Mit erkennbarer Wärme bringt uns sein Biograf Achim Leube, der ihn noch persönlich als junger Wissenschaftler kennenlernte, den Menschen Unverzagt näher und verteidigt ihn gegen Darstellungen jüngerer Kollegen, die insbesondere Unverzagts Nähe zum NS-System und sein »Bild der Slawen« distanzierter sehen. Für beide Positionen lassen sich Argumente anführen.
Im Teil I beleuchtet Leube archivalisch unterlegt Leben und Wirken Unverzagts zwischen 1914 und 1971. So listet er mithilfe seiner Tagebücher alle Reiseaktivitäten auf, die ihn nicht nur als umtriebigen Menschen ausweisen, sondern als überaus erfolgreichen »Netzwerker«, der lebenslang den Kontakt zur Frankfurter RGK und der Zentrale des (späteren) DAI pflegte.
Teil II widmet sich dann einzelnen wissenschaftlichen und organisatorischen Aspekten. Von besonderer Bedeutung ist das Kapitel zum Aufbau des Instituts für Vor- und Frühgeschichte an der Ostberliner Akademie der Wissenschaften. Er etablierte hier seine republikweite Stellung als »Chef - archäologe« der frühen DDR. Ein interessantes und wichtiges Buch, das Leube vorgelegt hat. |