Kelly, Maite
Wolffsohn, Michael
Historiker und Publizist
Frings, Thomas
Wehrmann, Ilse
Diplom-Sozialpädagogin und Erzieherin
Krumeich, Gerd
Historiker
Leben und Tod sind eng verbunden. Das gilt in besonderem Maße für die archäologische Erforschung von Bestattungsorten. Denn Grüfte, Gräber und Gebeine verraten uns nicht nur viel darüber, welche Vorstellungen die Menschen historischer Zeiten mit dem Tod verbanden, sondern auch unter welchen Bedingungen sie lebten und in welche sozialen Strukturen sie eingebunden waren.
Im Mittelpunkt stehen die interdisziplinären Forschungen zur Geschichte des Todes in der Frühen Neuzeit, also dem Zeitabschnitt von etwa 1500 bis 1800. In dieser Epoche, die zwischen Mittelalter und Moderne steht, erlebte Europa einige tiefgreifende Veränderungen in Gesellschaft, Politik und Kultur. Verschiedene Faktoren haben auch zu einem Wandlungsprozess im Bestattungsbrauchtum geführt. Besonders unter dem Einfluss der Reformation wurde die Verlegung der Friedhöfe vor die Stadtmauern gefördert, weil die Ablehnung der Reliquienverehrung und der Fürbitte für die Toten dem Friedhof eine andere Bestimmung zugewiesen hatte. Auch kollidierte das bis dahin übliche Treiben auf dem Kirchhof mit Festen und Versammlungen mit den Vorstellungen Luthers von einem Gottesacker als Ort der Ruhe für die Toten und der Besinnung für die Lebenden.
Vor dem Hintergrund der wichtigen Rolle des Todes in der Neuzeit mag es überraschen, dass dem Bestattungswesen dieser Zeit bislang wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Darüber hinaus zeichnet sich die Frühe Neuzeit im Gegensatz zu prähistorischen Zeitabschnitten durch eine große Quellenvielfalt aus, welche die Forschung bereichert. Neben Bodenfunden und menschlichen Überresten tragen auch Bildquellen wie Leichenporträts oder Schriftquellen wie Leichenpredigten zur Entschlüsselung von neuzeitlichen Vorstellungs- und Lebenswelten bei. Durch Totenmasken ist es manchmal sogar möglich, das Antlitz des Verstorbenen zu erkennen.
Daher sind neben der Archäologie der Neuzeit gleichermaßen Fächer wie Anthropologie, Kunstgeschichte, Geschichte, Europäische Ethnologie und Theologie an der Erforschung der Sepulkralkultur (von lat. sepulcrum = Grab) der Neuzeit beteiligt.
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