Archäologische Entdeckung im Geißelschen Garten

Nach Schäden des Tornados von 2022 in der städtischen Parkanlage „Geißelscher Garten“, “ auf der Paderinsel zwischen der Dielenpader und der Rothobornpader, plant die Stadt Paderborn die Neugestaltung der gesamten Fläche. Diese soll den Gartencharakter des Areals bewahren und die Natur sowie die Artenvielfalt respektieren und schützen. Im Vorfeld dieser Gestaltungsplanung wurde die Stadtarchäologie des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) vom Paderborner Amt für Umweltschutz und Grünflächen gebeten, archäologische Sondierungen an zwei markanten Stellen des Areals durchzuführen: Den Resten einer Mauer im Süden des Parks und in der Kuhle mit Findlingen schräg gegenüber.

Blick von Süd-Osten auf den Geißelschen Garten. Im Vordergrund der Schnitt 1 mit der freigelegten Abgrenzungsmauer der Parkanlage, die um 1830 errichtet wurde.
Blick von Süd-Osten auf den Geißelschen Garten. Im Vordergrund der Schnitt 1 mit der freigelegten Abgrenzungsmauer der Parkanlage, die um 1830 errichtet wurde.Foto: LWL-Stadtarchäologie Paderborn/P. Albert

Die Paderinsel war bis in die Frühneuzeit ein Sumpfgebiet und bis 1813 im Besitz der Kirche. Danach ging das Grundstück an Preußen und wurde erstmals als Park gestaltet. 1843 kaufte die Familie Rintelen die Insel und ließ zwei Gartenmauern im Süden und Norden errichten. Ihren heutigen Namen erhielt die Insel wegen Maximilian Geißel, dessen Familie noch heute in Warburg ansässig ist.

Die Insel wurde in dieser Zeit von den Rintelen und Geißels weiter ausgestaltet und ein Pavillon sowie eine Gartengrotte errichtet. 1940 erwarb die Stadt das Grundstück von den Nachkommen der Geißels, beließ aber den parkartigen Charakter, den das Areal heute noch hat. Das Geißel’sche Haus an der Michaelstraße wurde im Krieg zerstört. Der Pavillon und die Grotte fielen wohl den Aufräumarbeiten und der fehlenden Priorität zum Opfer.

Reste dieser Grotte hat die LWL-Stadtarchäologie Paderborn in den vergangenen Wochen wiederentdeckt. In der Senke mit Findlingen wurde eine kreisförmige Teichanlage mit einem Durchmesser von 6,6 Meter freigelegt. Die Wasserfläche wurde durch eine Bruchsteinmauer eingefasst und durch eine Bodenschicht aus gemörtelten Bruchsteinplatten nach unten hin abgedichtet. Der Wasserzufluss geschah über zwei Rinnsteine aus Kalksandstein, die eine kleine Wassertreppe bilden. Der obere Stein trägt eine Inschrift, von der heute noch „SE STEN HÖRT CL“ lesbar ist. Der fragmentarische Erhaltungszustand lässt vermuten, dass die Sandsteine im Rahmen der Teichanlage zweitverwendet wurden.

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Im Norden schließt sich an die Rinnsteine ein weiteres, höhergelegenes Becken an, dessen genaue Ausgestaltung und Funktionsweise auch nach intensiver Grabung noch nicht klar ist.

Es besaß eine Einfassung aus Backsteinen, an die innen ein Estrichboden aus wasserdichtem Kalkputz angesetzt war. Dieser Verputz setzte sich wohl im aufgehenden Mauerwerk fort, von dem sich allerdings nur ein einzelner Ziegel erhalten hat. Über den Innenbereich des Beckens lässt sich nichts mehr sagen, da hier die Mauerstrukturen zu stark durch Wurzelwerk und verstürzte Steine gestört sind.

Den einzigen Beleg für eine Wasser-Zu- oder Ableitung in der gesamten Anlage bildet ein Rohr in der Nordostecke des Beckens, welches auf die Dielenpader zuzulaufen scheint. Als Dekorationselemente fanden sich lediglich künstliche Korallen. Diese bestehenen aus Mineralablagerungen, die beim Reinigen der Salzsole in Gradierwerken entstehen, wenn das gelöste Salz über große Reisig-Lagen geleitet wird.

„Über diese Anlage existiert keine bildliche oder schriftliche Darstellung,“ erläutert die LWL-Archäologin Dr. Sveva Gai. „Die Erforschung der noch vorhandenen Quellen über das Gartenareal haben nichts ergeben. Auch die heute noch lebenden Nachkommen der Familie Geißel besitzen keine Privatdokumentation über das Aussehen der Anlage. Umso wichtiger erscheint es, auch die Überreste von neuzeitlichen Befunden zu erforschen und zu dokumentieren, wenn sich die Quellenlage fehlerhaft erweist,“ so Gai weiter. Wie Stadt und Gestaltungsbüro den Fund in die Planung miteinbeziehen, wird die Zukunft zeigen.

Pressemitteilung des LWL

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