Archäologische Funde aus der sogenannten Adams-Kaserne in Soest im LWL-Archäologiemuseum zu sehen

Begleitend zur Ausstellung „Modern Times. Archäologische Funde der Moderne und ihre Geschichten“ zeigt das Museum für Archäologie und Kultur des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) insgesamt vier kleine Studioausstellungen zu Fundplätzen der Moderne in Westfalen. Den Auftakt macht die Ausstellung „Versorgt aus der Heimat“ über das Offizierslager des Zweiten Weltkriegs in Soest (Oflag VI A). Die Ausstellung ist vom 20. Oktober bis zum 10. Dezember in Herne zu sehen.

Die Masse der Funde aus der Ausgrabung in Soest war im Voraus nicht zu erwarten und stellt noch immer eine große Herausforderung dar.
Die Masse der Funde aus der Ausgrabung in Soest war im Voraus nicht zu erwarten und stellt noch immer eine große Herausforderung dar.Foto: Stadtarchäologie Soest



Im Jahr 2017 entdeckten Archäolog:innen der Stadtarchäologie in Soest bei Ausgrabungen mehrere Müllgruben mit tausenden Objekten. Darunter sind militärische Ausrüstungsgegenstände, Arzneimittel und Kochgeschirr – aber auch einzigartige Objekte aus den Bereichen Sport und Musik. Die Funde geben einen Einblick in das Alltagsleben der Offiziere im Kriegsgefangenenlager, das von 1939-1945 in der sogenannten Adam-Kaserne in Soest bestand. „Wir wissen durch andere Grabungen und schriftliche sowie mündliche Überlieferungen einiges über die Lebensumstände der Häftlinge in Kriegsgefangenen-Mannschafts-Stammlagern (Stalags). Hier handelt es sich allerdings um ein Oflag – das bisher einzige in Deutschland, das archäologisch erfasst ist. Diese Ausgrabungsstätte ist aufgrund von tausenden Funden wirklich bemerkenswert“, so Julia Ricken, Leiterin der Stadtarchäologie Soest.

Von den über 3.000 Funden präsentiert das Archäologiemuseum in der Studioausstellung über 1.500 Objekte. Die Masse der Funde aus der Ausgrabung in Soest zeigt ein spezifisches Problem der Archäologie der Moderne: „Die schiere Masse an Objekten war im Voraus nicht zu erwarten und ist für uns eine große Herausforderung“, so Ricken. Nie zuvor wurde die Archäologie mit solchen Fundmassen konfrontiert. Sie stellen Archäolog:innen vor schwierige, teils fundamentale Fragen: Was aufheben, was wegwerfen? Wo ist Platz, um so viele Funde zu lagern? Sollen all diese Dinge restauriert werden? Der Chefarchäologe des LWL, Prof. Dr. Michael Rind, dazu: „Die Bodendenkmalpflege hat den klaren gesetzlichen Auftrag, kulturelle Hinterlassenschaften vergangener Epochen zu sichern, zu erhalten, zu erforschen und auszustellen. Hierzu gehört auch die Moderne, die bis in die jüngste Vergangenenheit hineinreicht.“ Dabei widmet sich die Archäologie erst seit den 1980er-Jahren verstärkt diesem Forschungsfeld. Die Ausgrabungen im KZ Witten-Annen im Ruhrgebiet waren die ersten, die sich explizit mit einem Ort des nationalsozilistischen Terrors auseinandersetzten.

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Dass die Archäologie zum Verständnis der Zeitgeschichte und zur gesellschaftlichen Entwicklung der jüngsten Zeiten neue Erkenntnisse beizutragen hat, zeigt die aktuelle Ausstellung „Modern Times. Archäologische Funde der Moderne und ihre Geschichten“. „Die Archäologie muss nicht jedes Artefakt aus der Moderne aufheben, um die vorangegangenen 200 Jahre erklären zu können. Vielmehr trifft sie im Austausch mit anderen Fachdisziplinen sinnvoll Entscheidungen für eine Auswahl, die dann wiederum in Ausstellungen präsentiert werden kann“, so Museumsleiterin Dr. Doreen Mölders. Der Fundplatz Oflag VI A auf dem Gelände der sogenannten Adam-Kaserne in Soest ist ein Beispiel dafür. Es ist ein einzigartiger Schauplatz der Archäologie der Moderne. Nicht nur die schiere Masse, sondern vor allem die Art der Objekte bezeugen die Lebensumstände der vorrangig französischen und belgischen kriegsgefangenen Offiziere im Zweiten Weltkrieg. Bei ihnen hielt sich das nationalsozialistische Deutschland noch an die Genfer Konvention. Eine weitere Studioausstellung „Überleben!“ im April und Mai 2024 über das Kriegsgefangenenlager Stalag 326 (VI K) in Schloss Holte-Stukenbrock wird zeigen, dass die Konvention über Kriegs- und Völkerrecht gegenüber sowjetischen Kriegsgefangenen von Beginn nicht beachtet worden ist.

Die Geschichten über die ausgestellten Objekte werden den Besucher:innen wie in der Hauptausstellung über eine App zur Verfügung gestellt. Für die Darstellung der App kann das eigene Smartphone genutzt werden. Das Museum stellt aber auch Tablets für den Rundgang zur Verfügung.

Mehr Informationen erhalten Interessierte auf der Website zur Ausstellung: https://www.sonderausstellung-herne.lwl.org
LWL-Museum für Archäologie und Kultur, Europaplatz 1, 44623 Herne, Tel. 02323 94628-0

Pressemitteilung des LWL

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