Atacama-Wüste: Gewalt in frühen Gesellschaften

In einer neuen Studie untersuchten Forscherinnen und Forscher die langfristige Geschichte der Gewalt in Gesellschaften, die an der Küste der Atacama-Wüste in Nordchile lebten. Dabei nutzen sie drei Arten von Beweisen: menschliche Überreste, geologische Hinweise und Informationen über die damalige Kultur, wie beispielsweise Felsmalereien, Waffen und Siedlungsmuster.

Karte der Atacama-Wüste mit den untersuchten Gesellschaften
Karte der Atacama-Wüste mit den untersuchten Gesellschaften (Karte: Vivien G. Standen et al.)

Diese Bevölkerungsgruppen, die vor etwa 10.000 Jahren in dieser Region lebten, führten einen Lebensstil, der auf Fischfang, Jagd und dem Sammeln von Meeresfrüchten basierte, ergänzt durch Ressourcen vom Land. Das Team analysierte Überreste von 288 erwachsenen Individuen, um nach Spuren von Gewalt zu suchen. Sie nutzten Isotope, um festzustellen, ob Personen, die Gewalt erlebt hatten, aus dieser Region stammten. Zusätzlich wurden Siedlungsmuster, Felsmalereien und Waffen untersucht.

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Die Kultur der Moche

Rund 1000 Jahre vor dem Untergang des berühmten Inka-Reiches stand die nordperuanische Moche-Kultur (100–800 n. Chr.) in ihrer Hochblüte. Internationale Expertinnen und Experten informieren uns im Titelthema u.a. zu den rätselhaften Porträtgefäßen, gewaltvollen Kriegerdarstellungen sowie zur allgemeinen Lebenswelt der Moche-Kultur.

Konstante Gewalt in der Atacama-Wüste über 10.000 Jahre hinweg

Die Ergebnisse zeigen, dass die Gewalt über einen Zeitraum von 10.000 Jahren in dieser Region relativ konstant war. Allerdings gab es während der Formativen Periode (von etwa 1000 v. Chr. bis 500 n. Chr.) eine Veränderung in der Art der Gewalt, sie wurde tödlicher. In der Spätintermediären Periode (von 1000 bis 1450 n. Chr.) blieben die Art der Gewalt und ihre tödlichen Folgen ähnlich wie in der Formativen Periode. Die Forschenden fanden heraus, dass die Gewalt wahrscheinlich zwischen lokalen Bevölkerungsgruppen stattfand. Die Anwesenheit von Waffen und Felsmalereien, die Kämpfe darstellen, stützen diese Annahme. Interessanterweise gibt es in den Siedlungsmustern keine Anzeichen für das Vorhandensein von Verteidigungsanlagen.

Foto verschiedener perimortale Schädelfrakturen
Perimortale Schädelfrakturen an Schädeln aus der Formativen Periode (Foto: Vivien G. Standen et al.)
Zeichnung mit Prozentangaben zu der Verteilung geheilter Schädelverletzungen
Verteilung geheilter Schädelverletzungen in den untersuchten Zeitabschnitten (Illustration: Vivien G. Standen et al.)

Mögliche Ursachen für die gefährlichen Auseinandersetzungen

Die Abwesenheit zentralisierter politischer Systeme sowie der Wettbewerb um begrenzte Ressourcen in der extremen Umgebung der Atacama-Wüste könnten dazu beigetragen haben, dass Gewalt in dieser Region auftrat. Es kann auch sein, dass es Konflikte zwischen Fischern und ihren Nachbarn, die Landwirtschaft praktizierten, gab, insbesondere ab der Formativen Periode.

Nach einem Artikel auf PlosOne von Vivien G. Standen, Calogero M. Santoro, Daniela ValenzuelaI, Bernardo Arriaza, John Verano, Susana Monsalve, Drew Coleman und Pablo A. Marquet (2023) Violence in fishing, hunting, and gathering societies of the Atacama Desert coast. A long-term perspective (10,000 BP—AD 1450). PLoS ONE 18(9): e0290690. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0290690

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