Am 6. / 16. November 1632 lieferten sich bei Lützen die kaiserlich-katholischen Truppen unter dem Oberbefehl Albrechts von Wallenstein und die schwedischen Truppen unter der Führung Königs Gustav II. Adolf eine der blutigsten und für beide Seiten verlustreichsten Schlachten des Dreißigjährigen Krieges. Zum Schauplatz einer historischen Zäsur wurde das Lützener Schlachtfeld durch die Tatsache, dass mit Gustav II. Adolf auch die Galionsfigur der Protestanten vor Lützen fiel. Sein Tod machte das Schlachtfeld zu einem bedeutenden Ort kollektiver Erinnerung. In Lützen wie auch auf anderen europäischen Schlachtfeldern wurden schon bald regelmäßige Gedenkfeiern abgehalten. Darüber hinaus wurde zum Gedenken an den Tod des Königs der sogenannte Schwedenstein aufgestellt und dieser 2o5 Jahre nach der Schlacht durch einen von Karl Friedrich Schinkel entworfenen Baldachin eingefasst. Bis in die 8oer Jahre des 2o. Jahrhunderts wurde die deutsch-schwedische Gedenkstätte am Todesort von Gustav II. Adolf weiter ausgebaut; heute ist er ein Ort der Begegnung für Angehörige verschiedener Nationen, die sich hier einst feindlich gegenüber standen.
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In dieses Ensemble reiht sich nun das von der Peter Zirkel Gesellschaft von Architekten mbH entworfene und geplante Museum ›Lützen 1632‹ ein. Signifikant am Gebäude ist das markante Pultdach, das als neues Wahrzeichen der Gedenkstätte wahrgenommen werden wird. Das Museum wird den Ort des Gedenkens an den bei der Schlacht von Lützen gefallenen Schwedenkönig Gustav Adolf baulich ergänzen. Neben dem gusseisernen Baldachin von Karl Friedrich Schinkel aus dem Jahre 1837, der Kapelle des schwedischen Architekten Lars Wahlman von 1907 und den zwei Blockhäusern von 1932 und 1982 wird das neue Museum vor allem an die Tausenden namenlosen Soldaten erinnern, die im Verlauf dieser bedeutenden Schlacht des Dreißigjährigen Krieges ihr Leben lassen mussten. Das Herzstück der Sammlung wird das Lützener Massengrab bilden, das somit unweit seiner Auffindungsstelle einen ständigen Ausstellungsort findet.
Seit 2008 führte das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt in Zusammenarbeit mit international führenden Experten der Schlachtfeldarchäologie archäologische Untersuchungen zur Erforschung des Schlachtfeldes von Lützen durch. 2011 erfolgte die Entdeckung des Massengrabes mit den sterblichen Überresten von 47 männlichen Individuen. Der Fund bestätigt die Überlieferung, wonach die Gefallenen in der Nähe der alten Land- und Heerstraße Via Regia vergraben worden waren. Das Grab wurde im Ganzen als sogenannte Blockbergung gesichert und zählt mit einer Größe von 3,5,m x 4,5m zu den größten Bergungen im Block, die jemals in Sachsen-Anhalt durchgeführt wurden.
Nach seiner Sicherung wurde das Grab sorgfältig freigelegt, mit Hilfe modernster bioarchäologischer Methoden erforscht und unter restauratorischen Gesichtspunkten präpariert. Dadurch war es möglich, den namenlosen Toten im Grab ein Gesicht und zumindest einen kleinen Teil ihrer Identität zurück zu geben und damit leidvolle Aspekte der Geschichte zu beleuchten, die in den schriftlichen Quellen selten Erwähnung finden.
Nachdem es 2015/16 in der Ausstellung ›Krieg – eine archäologische Spurensuche‹ im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle sowie 2018/19 als Hauptexponat der Präsentation ›Krieg. Auf den Spuren einer Evolution‹ im Naturhistorischen Museum Wien zu sehen gewesen war, kehrte das mehrere Tonnen schwere Massengrab am 11. Juli 2023 an seinen Herkunfts- und endgültigen Ausstellungsort zurück. Im neuen Museum ›Lützen 1632‹ wird es als dauerhaftes und allgemeingültiges Mahnmal gegen die Schrecken des Krieges das Kernstück der künftigen Ausstellung bilden. Zahlreiche weitere Zeugnisse, wie Waffen aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges und archäologische Funde vom Schlachtfeld, anthropologische Ergebnisse und historische Quellen werden daneben den Ablauf der kriegerischen Auseinandersetzung verdeutlichen und betten sie in den zeitgenössischen Zusammenhang ein.
Pressemitteilung des Landesamts für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt und Landesmuseums für Vorgeschichte
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