Ausgrabungen in einer 9.000 Jahre alten Fundstelle bei Dehlitz in Sachsen-Anhalt

Archäologen des Landesamts für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt graben derzeit bei Dehlitz (Burgenlandkreis) einen Fundplatz aus der Zeit der bekannten „Schamanin von Bad Dürrenberg“ aus. Der etwa 9.000 Jahre alte mittelsteinzeitliche Fundort liegt in rund sechs Kilometern Luftlinie südlich ihres Grabes im Kurpark von Bad Dürrenberg. Funde und Befunde deuten auf ein temporäres, wohl mehrmals genutztes Jagdlager hin.

Grabung Dehlitz
Die Ausgrabungsfläche in Dehlitz, Sachsen-Anhalt.Oliver Dietrich Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt

Bereits seit längerem ist bei Dehlitz, Burgenlandkreis, Sachsen-Anhalt, ein reicher mittelsteinzeitlicher Oberflächenfundplatz bekannt. Der ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger Wolfgang Bernhardt konnte dort in fünf Jahren mehr als 6.000 Steinartefakte von der Oberfläche absammeln. Für einen Platz dieser Zeitstellung handelt es sich um eine beachtliche Fundmenge, die Fragen nach seiner Erhaltung und Funktion aufwarf. Zudem liegt der Fundort nur etwa sechs Kilometer Luftlinie von dem Fundort der Bestattung der Schamanin von Bad Dürrenberg, des reichsten mittelsteinzeitlichen Grabfunds Mitteleuropas, entfernt, der bereits 1934 im dortigen Kurpark zufällig beim Anlegen eines Wasserleitungsgrabens entdeckt wurde.

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Alter Fund neu im Blick – die »Schamanin« von Bad Dürrenberg

Die anfangs als jungsteinzeitlich eingestufte Bestattung einer Frau mit Säugling von Bad Dürrenberg in Sachsen-Anhalt stellt mittlerweile einen der wichtigsten Grabfunde mittelsteinzeitlicher Jäger und Sammler in Europa dar. Nachgrabungen am 1934 entdeckten Grab ergänzen nun die alten Funde und liefern eine Reihe neuer spannender Ergebnisse.

Seit Anfang August untersuchten daher Archäologen des Landesamts für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt die etwa 9.000 Jahre alte Fundstelle. Acht Grabungsquadranten von jeweils einem Quadratmeter Größe wurden angelegt und bis zum Erreichen des geologischen Untergrunds abgegraben. Neben zahlreichen Artefakten im Pflughorizont konnten eine ungestörte Fundschicht und Grubenbefunde festgestellt werden. Zahlreiche Steingeräte, Knochen- und Geweihreste wurden geborgen. Auffällig ist eine größere Anzahl an Mikrolithen, die als Bewehrung von Jagdpfeilen gedient haben dürften. Allerdings gibt es in Dehlitz kaum Kratzer oder Werkzeugformen, die auf eine Weiterverarbeitung von Jagdbeute o.ä. hindeuten. Es könnte sich um ein zeitweise, wohl auch in mehreren Etappen, genutztes Jagdlager gehandelt haben.

Verknüpfung des Jagdlagers bei Dehlitz mit der „Schamanin“ naheliegend

Aufgrund der räumlichen Nähe zum Grab von Bad Dürrenberg, der Ähnlichkeit des zur Geräteherstellung verwendeten Rohmaterials und der Verwandtschaft der Geräteformen ist eine Verknüpfung des Jagdlagers bei Dehlitz mit der „Schamanin“ naheliegend. Das Grab ist einer der spektakulärsten Befunde der mitteleuropäischen Archäologie. Vor etwa 9.000 Jahren war hier eine etwa 30 – bis 35-jährige Frau sitzend begraben worden. Sie hielt ein etwa sechs Monate altes Kind in ihren Armen. Ein Kopfschmuck aus Rehgeweih und Tierzahngehänge zeigen die besondere Stellung der Toten als Schamanin, als spirituelle Anführerin ihrer Gruppe. Seit 2019 fanden am Fundort Nachgrabungen statt. Im Rahmen eines multidisziplinär angelegten Forschungsprojekts konnte ein Team von Archäologen, Genetikern, Anthropologen und Medizinern in mehrjähriger Arbeit zahlreiche neue Erkenntnisse zu dem Fund gewinnen. Der Lagerplatz von Dehlitz gewährt nun erstmals einen genaueren Einblick in die Lebenswelt der mesolithischen Jäger und Sammler in der Region um Bad Dürrenberg und ergänzt damit das gewonnene Bild entscheidend.

Pressemeldung des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt – Landesmuseum für Vorgeschichte via idw

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