Für die archäologischen Ausgrabungen, die am 13. März 2023 starteten, sind insgesamt 12 Monate vorgesehen. Das zu untersuchende Gebiet hat eine Größe von 8,5 ha. Derzeit arbeiten zwei Grabungsteams parallel auf der Fläche. Die übergeordnete Grabungsleitung liegt in den Händen von Herrn Eric Müller, Grabungsleiterin des zweiten Teams ist Frau Fleur Schweigart. Die Projektleitung liegt bei Frau Anja Austen.
In bisher vier Wochen wurden etwas mehr als 10.000 m² Fläche geöffnet und bereits über 650 archäologische Befunde freigelegt. Innerhalb dieser Befunde konnten bisher die Grundrisse von 12 vorgeschichtlichen Langhäusern, 16 Grubenhäusern, sieben Speicher- oder Nebengebäuden, drei Körpergräbern, drei Öfen, mehreren Gruben sowie Grabenabschnitten und weiteren Siedlungsstrukturen identifiziert werden.
Aufgrund der reichen Keramikfunde kann die Mehrzahl der Befunde, darunter die Körpergräber und der überwiegende Teil der Grubenhäuser, in die frühe Völkerwanderungszeit (4./5. Jh. n. Chr.) datiert werden. Ein Teil der Befunde ist noch älter und stammt aus der frühen/älteren Römischen Kaiserzeit (1. Jh. n. Chr.).
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Kulturerbe in Nord- und Ostsee
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Exklusiv in der AiD 5/22
Umfang und Spektrum der archäologischen Befunde sind aus wissenschaftlicher Sicht von großer Bedeutung: So war aus der Völkerwanderungszeit an der schleswig-holsteinischen Westküste bisher nur ein Grubenhaus bekannt. Auch Körpergräber aus dieser Zeit sind selten. Eines der bisher untersuchten Gräber weist jedoch reiche Beigaben auf: Gefäßbeigaben, mindestens zwei Fibeln (Gewandnadeln) sowie mindestens eine Bernsteinkette wurden dem Toten mit ins Jenseits gegeben. Auch die Grubenhäuser erscheinen hinsichtlich der zu erwartenden Funde vielversprechend: In einem wurde ein vollständiger Satz von Webgewichten in situ geborgen.
Bemerkenswert ist auch die Erhaltung der Funde. Sie sind durch die mindestens 0,8 m mächtige Bodenüberdeckung besonders gut erhalten.
Die bisher freigelegten Strukturen lassen bereits zum jetzigen Zeitpunkt vermuten, dass auch in den noch nicht geöffneten Flächenbereichen mit einer ähnlich hohen Befunddichte zu rechnen ist.
Sehr gute Erhaltungsbedingungen sind auch in den Randbereichen des Moores zu erwarten, die nach derzeitiger Planung im Sommer dieses Jahres untersucht werden sollen. Dort wurden bei Voruntersuchungen die Reste eines hölzernen Knüppeldamms freigelegt, der vermutlich aus der Römischen Kaiserzeit stammt.
Aus archäologischer Sicht ist also noch einiges zu erwarten und die Fachleute sind auf die weiteren Ergebnisse sehr gespannt.
Nach Pressemitteilung des ALSH