Beruht "Hexerei" in der Teufelskirche von Koli auf akustischer Resonanz?

Der Nationalpark Koli im Osten Finnlands beherbergt eine berühmte, 34 Meter lange Felsspaltenhöhle, die als Pirunkirkko (Teufelskirche) bekannt ist. In der Folklore war diese Höhle als ein Ort bekannt, an dem sich die örtlichen Weisen trafen, um mit der Geisterwelt in Kontakt zu treten. Auch heute noch wird der Ort von Schamanisten aufgesucht, die in der Höhle Trommelsitzungen veranstalten.

Aufnahmen der Teufelskirche
Fototour in der Pirunkirkko-Höhle: (a) Eingang zur Höhle; (b) äußerer Gang von Norden aus gesehen. Der „Schwellenstein“ im Vordergrund; (c) Blick von der dunkelsten Stelle; Fotos: Julia Shpinitskaya.

In einem neuen Artikel untersuchen Riitta Rainio, Archäologin an der Universität Helsinki, und Elina Hytönen-Ng, Kulturwissenschaftlerin an der Universität Ostfinnland, die Akustik der Teufelskirche und gehen der Frage nach, ob die akustischen Eigenschaften der Höhle den mit ihr verbundenen Glauben erklären könnten und warum sie als Ort für Aktivitäten und Rituale, die mit Klang verbunden sind, gewählt wurde.

Die Forscher fanden heraus, dass die Teufelskirche ein ausgeprägtes Resonanzphänomen aufweist, das den Klang bei einer bestimmten Frequenz verstärkt und verlängert. Dieses Phänomen könnte den Glauben und die Erfahrungen, die mit der Höhle verbunden sind, erheblich beeinflusst haben.

Resonanz als Verstärker für Heilungsrituale und Trommelsitzungen

Die Forscher untersuchten historische Archive, aus denen hervorging, dass in der Region Koli mehrere bekannte Heilkundige und Heiler tätig waren. Der berühmteste unter ihnen war ein Mann namens Kinolainen, manchmal auch Tossavainen genannt, der die Teufelskirche für magische Rituale nutzte.

Dem Volksmund zufolge nahm Kinolainen seine Patienten mit in die „Kirche“, um mit dem Teufel über die Ursachen und die Heilung ihrer Beschwerden zu sprechen. Zu dieser Art von Heilungsritual gehörten oft lautes Schreien, Stampfen, Schießen und Klopfen“, fasst Rainio die traditionellen Aufzeichnungen zusammen.

Hytönen-Ng interviewte und beobachtete auch einen modernen Schamanisten, der die Teufelskirche für Rituale nutzt. Dem Praktiker zufolge herrscht in der Höhle eine besondere Energie, die eine starke Verbindung zur umgebenden Natur und zu den eigenen Wurzeln schafft.

„Der Praktiker erzählte im Interview, dass die Trommelsitzungen vor allem im hinteren Teil der Höhle ’neue Horizonte‘ eröffnet haben.“

Laut Rainio haben akustische Messungen, die in dem korridorartigen, glattwandigen hinteren Teil der Höhle durchgeführt wurden, ein starkes Resonanzphänomen ergeben.Das Phänomen wird durch eine stehende Welle zwischen den glatten, parallelen Wänden verursacht, die einen Ton mit der natürlichen Frequenz der Höhle, 231 Hz, erzeugt, der nach scharfen Impulsen wie Klatschen, Trommeln oder lauten Schlägen etwa eine Sekunde lang hörbar bleibt.

Töne, die in der Höhle in der Nähe der Frequenz von 231 Hz geäußert werden, werden durch die Höhle verstärkt und verlängert.

„Wir haben den schamanisch Praktizierenden aufgezeichnet und festgestellt, dass er wiederholt Töne bei 231 Hz vokalisierte, die dann von der Höhle in ihrer natürlichen Frequenz verstärkt wurden.

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Ein seltenes Phänomen in der natürlichen Umwelt

Resonanz ist ein häufiges Phänomen in der bebauten Umwelt, insbesondere in kleinen Räumen, aber es ist selten in der natürlichen Umwelt, wo glatte und feste, parallele Oberflächen selten zu finden sind. Den Forschern zufolge kann daher davon ausgegangen werden, dass die im Innersten der Teufelskirche auftretende Resonanz ein außergewöhnliches Klangphänomen für die Menschen war, die vor Jahrhunderten in dieser Region lebten.

Ähnlich ausgeprägte Resonanzen in der natürlichen Umgebung wurden beispielsweise in den paläolithischen Höhlen Frankreichs und Spaniens gemessen, die vor allem in der Nähe von Malereien an Höhlenwänden auftreten.

Rainio und Hytönen-Ng vermuten, dass bei den Ritualen in der Teufelskirche wahrscheinlich ein resonanzverstärkter, anhaltender Ton zu hören war. Den Forschern zufolge könnte die Wirkung dieser Resonanz subtil und unbewusst gewesen sein, dennoch könnte sie den Glauben und die Erfahrungen, die mit der Höhle verbunden sind, wesentlich geprägt haben.

„Wo ein Akustikforscher eine Resonanz wahrnimmt, haben die Menschen der Vergangenheit vielleicht die Anwesenheit eines Geistes gespürt, und ein schamanisch Praktizierender kann die Anwesenheit einer außergewöhnlichen Energie spüren, je nach ihrem Hintergrund“.

Die Studie auf dem Gebiet der Archäoakustik wurde von der Finnischen Akademie finanziert. Die Studie wurde in Zusammenarbeit zwischen Forschern der Universität Helsinki und der Universität von Ostfinnland durchgeführt. Diese Forschung wird in einem von der Kone-Stiftung finanzierten Projekt (2023-2026) fortgesetzt. In diesem untersucht die Forschungsgruppe die historischen und aktuellen akustischen Traditionen Fennoskandiens. Eine audiovisuelle Virtual-Reality-Rekonstruktion der Teufelskirche in Koli wird derzeit zu Forschungs- und Demonstrationszwecken erstellt.

Meldung der University of Eastern Finland

Originalbeitrag:

Rainio, Riitta & Elina Hytönen-Ng 2023. Ringing Tone and Drumming Sages in the Crevice Cave of Pirunkirkko, Koli, Finland. Open Archaeology 2023 (9): 20220328 (Special Issue “Past Sounds: New Perspectives in the Field of Archaeoacoustics”, eds. Margarita Díaz-Andreu & Neemias Santos da Rosa). https://doi.org/10.1515/opar-2022-0328  

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