Datenbank ROAD: Forschungsergebnisse aus 2.400 prähistorischen Fundstätten

Die Rolle der Kultur bei der Ausbreitung des Menschen: Digitale Datensammlung (Datenbank ROAD – ROCEEH Out of Africa) enthält Forschungsergebnisse aus 150 Jahren und 2.400 prähistorischen Fundstätten, welche von Laien und Forschenden genutzt werden kann.

Die Karte zeigt die Verteilung afrikanischer, asiatischer und europäischer Fundstellen in der Datenbank ROAD. Sie enthält Fundgattungen wie beispielsweise (v. unten links im Uhrzeigersinn): Faustkeil, Mahlstein mit rotem Ocker, Muschelperle, Steinspeerspitze, Bovidenschädel, Pollenkorn, Menschenschädel, Doppelspitze aus Knochen, und Stuck orangen Ockers. (Maßstab variiert)
Die Karte zeigt die Verteilung afrikanischer, asiatischer und europäischer Fundstellen in der Datenbank ROAD. Sie enthält Fundgattungen wie beispielsweise (v. unten links im Uhrzeigersinn): Faustkeil, Mahlstein mit rotem Ocker, Muschelperle, Steinspeerspitze, Bovidenschädel, Pollenkorn, Menschenschädel, Doppelspitze aus Knochen, und Stuck orangen Ockers. (Maßstab variiert)Foto: Christian Sommer (ROCEEH)

Menschheitsgeschichte auf einen Klick: In einer großangelegten Datenbank lassen sich erstmals eine Vielzahl von bekannten Fundstätten zur Menschheitsgeschichte aus der Zeit vor drei Millionen bis 20.000 Jahren abrufen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Forschungsstelle ROCEEH („The Role of Culture in Early Expansions of Humans“) haben hier Informationen zu 2.400 prähistorischen Fundstätten und 24.000 Fundinventaren aus mehr als 100 alten Kulturen zusammengestellt. Die digitale Datensammlung in englischer Sprache steht Forschenden wie auch Laien kostenfrei zur Verfügung und wurde kürzlich in der Fachzeitschrift PLoS ONE veröffentlicht.

Die Forschungsstelle ROCEEH ist an der Universität Tübingen und der Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung angesiedelt. Gefördert durch die Heidelberger Akademie der Wissenschaften und zudem von der Union der deutschen Akademien finanziert. Die Datenbank ROAD (ROCEEH Out of Africa Database) sei eine der größten digitalen Datensammlungen zu Archäologie, Anthropologie, Paläontologie und Botanik, sagt der Archäologe Dr. Andrew Kandel von der Universität Tübingen. Sie verknüpft Informationen zu kulturellen Fundstücken und menschlichen, tierischen sowie pflanzlichen Fossilien aus vergangenen 150 Jahren. Diese werden geografisch und chronologisch eingeordnet. 

Seit 2008 hatte ein internationales Team mühevoller Kleinarbeit die Daten zusammengetragen. Unter anderem wurden mehr als 5.000 Publikationen in zahlreichen Sprachen ausgewertet, darunter Chinesisch, Russisch, Englisch, Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch.

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Eine Studie von US-Forschern legt nahe, dass Frauen in den meisten Populationen auf der ganzen Welt auf Nahrungssuche gingen. Die Autoren haben Daten aus den letzten 100 Jahren von mehr als 60 Gemeinschaften in Nord- und Südamerika, Afrika, Australien, Asien und dem ozeanischen Raum ausgewertet, die mit archäologischen Funden übereinstimmen.

Über eine einfach zu bedienende Kartenschnittstelle der Datenbank wird die Verteilung der Fundstätten über den Globus angezeigt. Sie ermöglicht es auch, die Ergebnisse einer Abfrage grafisch darzustellen. So können Nutzer eigene Karten über eine bestimmte Kultur, Zeit oder Region erstellen. Darüber hinaus können sie auch eine Zusammenfassung der Fundstelle als pdf-Datei herunterladen.

Auch für komplexe Forschungsfragen zur menschlichen Evolution lasse sich ROAD nutzen, sagt Kandel. „Welche Kategorien von Steinwerkzeugen wurden in Afrika nachgewiesen oder wie verbreiteten sich Pferde, Nashörner und Rentiere während der vielen Eiszeiten, die unsere Vorfahren erlebten? Für solche Abfragen erhalten Forschenden hier große Datenmengen, die sie mit verschiedenen Methoden der Visualisierung und Analyse weiter untersuchen können.“

Die weißen Flecken auf der Karte zeigen, dass ein Großteil der prähistorischen Welt unerforscht ist. Die Visualisierung basiert auf einer Kerndichteschätzung der Daten in ROAD. Standorte mit größerem Bestand an Fundinventar erscheinen farbintensiver. Australien war nicht Teil der Studie. Foto: Christian Sommer (ROCEEH); made with Natural Earth – public domain

ROCEEH hat ROAD entwickelt, um die frühe menschliche Geschichte besser zu verstehen. „Wir untersuchen die vielschichtigen Beziehungen zwischen Kultur und Umwelt und ihre Auswirkungen auf die Ausbreitung des Menschen“, sagt der Wissenschaftler. „Im Sinne einer fairen und offenen Wissenschaft war es dem Team wichtig, dass die Daten allen Interessierten weltweit zur Verfügung stehen.“

Die Datenerfassung zeige, dass ein Großteil der wissenschaftlichen Erkenntnisse über unsere Vergangenheit aus nur wenigen, sehr gut untersuchten Regionen stammt. Südlichen und östlichen Afrika, aus Europa sowie Zentral- und Ostasien. Ozeanien war jedoch nicht Teil der Studie. „Die weißen Flecken auf der Weltkarte versprechen weitere spannende Entdeckungen über die Vergangenheit unserer Spezies in den Bereichen Archäologie und Anthropologie.“

 

Nach einer Pressemeldung der Universität Tübingen

Die Datenbank ROAD ist abrufbar unter: https://www.roceeh.uni-tuebingen.de/roadweb/

„The Role of Culture in Early Expansions of Humans” (ROCEEH): www.roceeh.net

Publikation:

Kandel AW, Sommer C, Kanaeva Z, Bolus M, Bruch AA, Groth C, et al. (2023): “The ROCEEH Out of Africa Database (ROAD): A large-scale research database serves as an indispensable tool for human evolutionary studies”. PLoS ONE 18(8): e0289513. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0289513

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