„Ein Tritt in einen Kothaufen soll bekanntlich Glück bringen. Ob das stimmt, sei dahingestellt. Sicher ist jedoch, dass Exkremente auch nach Millionen von Jahren viel über ihren Erzeuger verraten. Ein Glücksfall, zumindest für Fossilienforscher“, so Martin Gross, Paläontologe am Universalmuseum Joanneum, der nun gemeinsam mit weiteren Wissenschaftlern eine Studie über diese Funde im Wissenschaftsjournal Historical Biology veröffentlich hat.
Fossile Exkremente geben Aufschluss über Ernährungsweisen
Aufgrund der chemischen Zusammensetzung, ihrer Form und Größe und den enthaltenen Nahrungsresten konnten diese sogenannten „Koprolithen“ einer kleinen Hyäne und einer großen Säbelzahnkatze zugeordnet werden. Sie erlauben Rückschlüsse auf deren Ernährungsweise und sind die bisher ältesten bekannten Exkremente dieser Raubtiere überhaupt“, erklärt Martin Gross weiter.
Die Kotsteine geben Aufschluss darüber, ob es sich beispielsweise um einen Pflanzen-, Fleisch- oder Allesfresser gehandelt hat. Bisher wurden in dieser Tongrube Knochenreste von vier fleischfressenden Säugetieren gefunden, die als „Täter“ in die engere Wahl kommen: ein Otter, ein Vielfraß, eine Hyäne und eine Scheinsäbelzahnkatze. Aufgrund der Form und der gefundenen Nahrungsreste bestehen für die kleineren Koprolithen, die gut 2 Millionen Jahre älter sind als die bislang bekannten Exkremente, die besten Übereinstimmungen zu einer Hyäne – etwa so groß wie ein Fuchs. Die größeren Funde sind einer Scheinsäbelzahnkatze zuzuschreiben und waren bisher gänzlich unbekannt. Hierbei handelt es sich um ein rund 100 kg schweres Tier mit stark verlängerten Eckzähnen, vergleichbar mit der bekannten eiszeitlichen „echten“ Säbelzahnkatze. Diese Katze war vermutlich ein auf größere Beute spezialisierter Lauerjäger und stand an der Spitze der Nahrungskette, während sich die Hyäne von kleinerer Beute und Aas ernährte.
Indizien versteckt im Kot
In den Koprolithen der Hyäne stecken zahlreiche, meist millimetergroße, stark korrodierte Knochenbruchstücke, die auf intensives Zerbeißen und kräftige Verdauungsaktivität hinweisen. Einige winzig kleine Röhrenknochen zeigen kleine Wirbeltiere als Beute an. Größere spongiöse Knochenteile können auf das Kauen an den Knochenenden größerer Langknochen und/oder auf das Aufknacken des Knochenschaftes mittelgroßer Knochen zurückgeführt werden. Als besondere Rarität finden sich in diesen Stücken derzeit noch nicht näher bestimmte Abdrücke von Haaren. Aufgrund des Haardurchmessers könnten sie aber von kleinen bis mittelgroßen Beutetieren (z. B. Flughörnchen, Biber, Pfeifhase, Moschustier) oder aber vom Räuber selbst stammen. Mikroskopisch kleine Reste von Nadelbäumen und Blütenpflanzen in diesen Exkrementen wurden vermutlich unbeabsichtigt beim Fressen oder Trinken aufgenommen.
Im Gegensatz dazu wurden im Kot der Scheinsäbelzahnkatze keine Einschlüsse (wie z. B. Knochenreste) gefunden. Lediglich Tausendstelmillimeter große, kugelige Gebilde treten massenhaft auf, die als versteinerte Bakterien interpretiert werden.
Eine Studie über diese Funde wurde vor kurzem im Wissenschaftsjournal Historical Biology veröffentlicht: Gross Martin, Prieto Jérôme, Grímsson Friðgeir, Bojar Hans-Peter 2023: Hyena and ‘false‘ sabre-toothed cat coprolites from the late Middle Miocene of south-eastern Austria.
Pressemitteilung des Universalmuseum Joanneum
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