Die FAN wiegt leer und trocken 2,2 Tonnen, die Danuvina alacris, im Gegensatz zur FAN mit einem flachen Boden ausgestattet und mit 18 Meter Gesamtlänge nur 2 Meter länger als die FAN, wiegt beinahe doppelt so viel. Beide Boote haben aber keinen Kiel im modernen Sinne, der dem Kurs weitere Stabilität verleiht, sondern die Steuerruder am Heck halten die Boote auf Position.
Wetter ideal, Stimmung super
Trotz schlechter Wetterprognosen, war das Wetter schließlich wie gemacht für die Tests. „Wind an den Segeltagen und wenig Wind an den Rudertagen. Die Götter meinten es gut mit uns“, sagt Prof. Boris Dreyer, Leiter des Projekts und Professor für Alte Geschichte. „Die Freiwilligen, an manchen Tagen über 80, waren äußerst engagiert, die Stimmung blieb bis zuletzt toll. Unser Team hat super funktioniert“, berichtet er. Das Kernteam, das seit Jahren beim Bau mitmacht und auch bei den Fahrten dabei ist, wurde außerdem noch von Segel- und Ruderexpertinnen und -experten unterstützt.
Am ersten Tag testeten Dreyer und seine Leute Lateinersegel. Eines aus antikem Segelstoff, also Leinen, eines aus dem modernen Textil Duradon. Das Material wurde auf Härte geprüft und tatsächlich brach am ersten Tag auch die Lateinerrute mit Duradonstoff auf der Danuvina. Die Daten, also Geschwindigkeit Daten bei bestimmter Windrichtung und -stärke, maß das Team sowohl mittels einer Logge, als auch über GPS – Tracker und Gamingeräten. Mit Kursen querab und hart am Wind maßen Dreyer und seine Leute den seitlichen Vertrieb, da beide Boote keinen Kiel haben. Mit raumem Wind, also Wind der von schräg hinten kommt, eruierten sie die beste Segelperformanz für die jeweiligen Boote. Analog zum Messverfahren am ersten Tag, testeten Dreyer und sein Team am zweiten Tag die Sprietsegel und am dritten Tag die Rahsegel an den Booten.
Sehr deutlich wurde das gute Segelverhalten der Boote, wenn die Riemen unterstützen. „Die Boote können gut Mithilfe der Riemen kreuzen“, erklärt Prof. Dreyer. „Sehr hart an den Wind kann man mit Riemen an Lee, also wenn die Ruder auf der windabgewandten Seite sind“, ergänzt Dreyer. „Ganz wie es auch für Pilgerfahrten auf dem Mittelmeer im Mittelalter überliefert ist.“
Letztlich fährt die FAN am besten mit dem kleinen, vorne liegenden Sprietsegel, die Danuvia alacris hingegen mit dem schräg seitlich verlaufenden Lateinersegel. Dabei erreichte das erste FAU-Römerboot eine Spitzengeschwindigkeit von 17 km/h. In beiden Fällen war der antike Leinenstoff dem modernen Duradon überlegen.
Wer rudert am schnellsten?
Am Donnerstag war Regatta-Tag. Auf einer Strecke mit einer Länge von 600 m testeten vier Mannschaften das Verhalten der beiden Boote unter Ruder. Zwei Strecken hatte jede Mannschaft, die sich nach antikem Vorbild als die Blauen, die Roten, die Grünen und die Weißen bezeichneten, zu absolvieren, am Nachmittag zwei weitere auf dem jeweiligen anderen Boot, insgesamt also vier Fahrten. Auf der Hinfahrt wurde der Riemen kardanisch, meint hinter der Dolle, bugwärts gelegt, auf der Rückfahrt vor der Dolle. Am Vormittag ruderten die Teams mit 4,1 Meter langen Riemen, am Nachmittag mit 4,7 Meter langen Riemen. Die Strömungsforschenden der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, die mit der FAU kooperieren, konstruierten eine Messdolle, die beispielhaft an einer Position bei beiden Schiffen die Kraftübertragung maß.
„Sieger des Tages war die Mannschaft Blau, gefolgt von der Mannschaft Rot, dann Grün und Weiß“, erzählt der Althistoriker Boris Dreyer. „Interessant war, dass die Position der Riemen vor der Dolle nicht den entscheidenden Unterschied machte, lediglich der Grad der Abnutzung ist in dieser Position größer. Die Position hinter der Dolle ist jedoch historisch belegt.“ Deutlich hingegen: Die 4,1 m Riemen wurden von den meisten Ruderern als die bessere Variante empfunden wurde. „Außerdem ist klargeworden, dass die Mannschaft, die am konsequentesten im Rhythmus mit dem kräftigsten und längsten Zug gerudert hat, gewonnen hat“, sagt Prof. Dreyer.
Am Freitag, den 19.5. stand die Ermittlung der optimalen Geschwindigkeit auf beiden Booten im Fokus. Unter Aufsicht von FAU-Sportmedizinerinnen und -medizinern wurden viermal täglich pro Strecke der Puls und die Laktatwerte in der Muskulatur im Ruhezustand und an Bord von acht Personen getestet, insgesamt also 32 Personen. Jede Strecke war in vier Stufen zu absolvieren, mit einer weiteren Extremstufe, nach jeder Stufe erfolgte an Bord der Test an den Testpersonen: Begonnen wurde mit 4 km/h, dann 5, 6, 7 und zuletzt 8 km/h, jeweils für 4 Minuten. „Nun müssen wir alle auf die Auswertung der detaillierten Daten warten und sind schon sehr gespannt auf die Ergebnisse“, sagt Prof. Boris Dreyer.
Pressemitteilung der FAU