Die Wikinger kamen mit Tieren nach Großbritannien

Eine Analyse von verbrannten Knochenfragmenten aus Grabhügeln in Derbyshire, Großbritannien, liefert den ersten soliden Beweis dafür, dass die Wikinger bereits im neunten Jahrhundert nach Christus mit Pferden, Hunden und anderen Tieren die Nordsee überquerten. Die Studie wurde von Tessi Löffelmann von der University of Durham, Großbritannien, der Vrije Universiteit Brüssel, Belgien, und Kollegen in der Open-Access-Zeitschrift PLOS ONE veröffentlicht. Die Forscher analysierten Proben von menschlichen und tierischen Überresten und fanden heraus, dass sie höchstwahrscheinlich aus Skandinavien stammten und bald nach ihrer Ankunft in Großbritannien starben.

Fragment eines verbrannten Pferdeknochens (Bildnachweis: Löffelmann et al., 2023, PLOS ONE, CC-BY 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/).

In Heath Wood in Derbyshire gibt es 59 Grabhügel, von denen zwanzig untersucht wurden, meist in den 1940er und 50er Jahren. Eine zeitgenössische Quelle besagt, dass im Jahr 873 n. Chr. das große Heer der Wikinger in Repton, in der Nähe von Heath Wood, überwinterte. Die dortigen Überreste wurden mit Kohlenstoff auf das achte bis zehnte Jahrhundert datiert, aber die Ursprünge sind unklar.

Die Forscher entnahmen kleine, verbrannte Fragmente von Oberschenkel- und Schädelknochen aus den Überresten von zwei Erwachsenen und einem Jugendlichen sowie drei tierische Überreste: ein Pferd, einen Hund und wahrscheinlich ein Schwein. Die Tatsache, dass diese Überreste eingeäschert wurden, deutet auf einen starken skandinavischen Einfluss hin, denn in Großbritannien war die Bestattung inhumiert die übliche Vorgehensweise.

Die Proben wurden untersucht, um den Strontiumgehalt zu bestimmen – ein Spurenelement, das in Gestein, Boden, Wasser, Pflanzen und Tieren vorkommt – und diese Werte wurden mit denen in der Umgebung verglichen. Das Strontium eines Erwachsenen und der Tiere wich von den lokalen Strontiumverhältnissen ab, während die anderen Proben von Erwachsenen und Kleinkindern mit den lokalen Verhältnissen übereinstimmten. Diese Daten deuten darauf hin, dass es an der Grabstätte Menschen mit unterschiedlicher Geschichte gibt, und wenn sie zur großen Wikingerarmee gehörten, setzte sich diese Bande aus verschiedenen Populationen zusammen.

Die Autoren weisen darauf hin, dass ihre Forschung den ersten soliden Beweis für den Transport von Tieren aus Skandinavien in das Herz Englands im neunten Jahrhundert darstellt. Dies unterscheidet sich von den zeitgenössischen Berichten in der angelsächsischen Chronik, in denen es heißt, dass die Skandinavier bei ihrer Ankunft in Ostengland der einheimischen Bevölkerung Pferde abnahmen.

Die Autoren fügen hinzu: „Unsere Studie zeigt zum ersten Mal, dass die Wikinger im 9. Jahrhundert Tiere, insbesondere Pferde und Hunde, nach Großbritannien brachten. Höchstwahrscheinlich reisten sie zusammen mit Menschen auf Schiffen.“

Originalpublikation

Löffelmann T, Snoeck C, Richards JD, Johnson LJ, Claeys P, Montgomery J (2023) Sr analyses from only known Scandinavian cremation cemetery in Britain illuminate early Viking journey with horse and dog across the North Sea. PLoS ONE 18(2): e0280589. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0280589

Nach einer Pressemeldung von PLOS ONE.

Das könnte Sie auch interessieren! Die Wikinger

Das Bild der Wikinger ist in der öffentlichen Wahrnehmung geprägt von einer Fokussierung auf die namensgebenden Raubzüge. »Die« Wikinger werden als wilde, barbarische Krieger dargestellt, die auf ihren Langschiffen in ­Scharen in die christlich-europäische Welt einfielen. Ihre Raubzüge werden einer ­unabwendbaren Naturkatastrophe gleichgestellt oder – wie es teilweise in den Überlieferungen christlicher Mönche formuliert wird – als Strafgericht ­Gottes für die Sünden der Christenheit.
Dass dieses, auch heute nach über 1000 Jahren noch so zentrale Bild dieser ­vielschichtigen und faszinierenden Kultur in erster Linie aus den alles andere als objektiven Aufzeichnungen christlicher Mönche resultiert, bleibt bei diesen Darstellungen oft unerwähnt. Es ist daher wichtig, diesen so zentralen Aspekt der Wikingerzeit aus archäologischer Sichtweise aus zu betrachten.

zum Sonderheft

Das Jahresabonnement der ANTIKEN WELT

Nutzen Sie den Preisvorteil!

  • Abopreisvorteil (D):
    93,60 € zzgl. 6,30 € Versand (D) statt 131,55 € im Einzelkauf
  • inkl. Digitalzugang
  • 10,40 € pro Ausgabe
  • insgesamt 9 Ausgaben im Jahr: 6 reguläre Hefte und 3 Sonderhefte
  • ohne Risiko, jederzeit kündbar 
Jetzt testen

Das Jahresabonnement der Archäologie in Deutschland

Nutzen Sie den Preisvorteil!

  • Abopreisvorteil (D):
    93,60 € zzgl. 6,30 € Versand (D) statt 131,55 € im Einzelkauf
  • inkl. Digitalzugang
  • 10,40 € pro Ausgabe
  • insgesamt 9 Ausgaben im Jahr: 6 reguläre Hefte und 3 Sonderhefte
  • ohne Risiko, jederzeit kündbar 
Jetzt testen