Während der Tagung gaben insgesamt 13 Vorträge einen Rückblick auf die archäologischen Höhepunkte des vergangenen Jahres. Neu im Programm waren 14 Kurzvorträge, die schlaglichtartig in wenigen Minuten einen kurzen Überblick über einzelne Fundobjekte oder Themen ermöglichten.
Inhaltlich waren die Themen breit gefächert: Die Teilnehmenden reisten, beginnend mit der Paläontologie und der Suche nach den letzten riesigen Ichthyosauriern über das römische Uferkastell in Haltern bis hin zu einem mittelalterlichen Münzschatzfund und Themen der Neuzeitarchäologie, durch alle Epochen der Geschichte Westfalens. Die Tagung endete mit Vorträgen zu den Methoden der Archäologie und der zeitgemäßen Vermittlung von archäologischem Wissen in den Archäologiemuseen des Landschaftsverbandes.
Archäologische Perspektiven der Flutkatastrophe 2021
Ein Beispiel für eines der Themen, war ein Vortrag, der sich aus archäologischer Sicht mit der Flutkatastrophe vom Juli 2021 auseinandersetzte. Das Hochwasser traf auch viele Bewohner:innen des Sauerlandes schwer und zerstörte zahlreiche Existenzen, doch auch die regionalen Bodendenkmäler des Sauerlandes blieben nicht unbeschadet. Daher begann im Frühling 2022 eine großflächige Prospektion, bei der bekannte Fundstellen untersucht und Schäden dokumentiert wurden. Außerdem konnten bei den Erkundungen alte bereits bekannte, aber nur ungenau in den 1950er und 1960er Jahren kartierte aufschlussreiche Fundstellen wieder lokalisiert werden.
Augustäische Weinamphoren aus Paderborn
Einer der Kurzvorträge stellte den Fund von vier fragmentarisch erhaltenen, augusteischen Weinamphoren aus Paderborn vor. Im Herbst 2022 kamen diese Amphoren bei einer Grabung am St. Johannisstift zum Vorschein. Sie legen nah, dass vor mehr als 2000 Jahren römischer Wein nach Paderborn importiert wurde. Damit werfen sie ein komplett neues Licht auf die Geschichte der Stadt. Ein Legionslager ist in Paderborn nicht zu vermuten, die neuen Funde lassen jetzt jedoch die Existenz eines römischen Wachtpostens möglich erscheinen. Dies ist der erste Hinweis auf die Präsenz von römischem Militär im Gebiet der heutigen Stadt.
„Durch den Neuentwurf des Denkmalschutzgesetztes ist es umso wichtiger, auf die Arbeit der Archäolog:innen in Westfalen hinzuweisen“, so Prof. Dr. Michael Rind, LWL-Chefarchäologe und Direktor der LWL-Archäologie für Westfalen. „Allein im vergangenen Jahr fanden mehr als 240 Ausgrabungen statt, und der Bauboom hält weiter an. Die Zahl der Grabungen hat sich in den vergangenen zwölf Jahren in Westfalen fast vervierfacht, die Anzahl der Lizenzen für Sondengehende steigt stetig. Da zukünftig mehr Arbeit auf uns zukommen wird, müssen wir die Bedeutung unserer Arbeit in der Öffentlichkeit stärker kenntlich machen“, sagte Rind.
Nach einer Pressemeldung des LWL