„Baumaßnahmen wie die an der A94 reißen auch weniger bekannte Orte der NS-Verbrechen aus dem Vergessen und rücken diese junge Zeitschicht in den Blickpunkt der Bodendenkmalpflege. Für die Mitarbeiter im Landesamt bedeutet das, dass sie sich als Bodendenkmalpfleger und Archäologen in einem Spannungsfeld zwischen Dokumentieren, Forschen und Gedenken bewegen.“, betont Generalkonservator Prof. Mathias Pfeil, Leiter des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege.
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Berichte zu neuen Ausgrabungen und eindrucksvollen Funden der archäologischen Forschung in Deutschland finden Sie in jedem Heft des AiD Magazins unter der Rubrik »Aktuelles aus der Landesarchäologie«.
Zwangsarbeit und Vernichtung
Ähnlich anderer großer Vernichtungs- und Konzentrationslager der Nationalsozialisten, wurde das in der Oberpfalz gelegene KZ-Hauptlager Flossenbürg ab 1942 zur Zentrale eines weit verzweigten Lagersystems. Das südlichste der annähernd 80 Außenlager des KZ Flossenbürg war das bei Pocking.
1942 als Lager für sowjetische Kriegsgefangene errichtet, wurden dort ab 6. März 1945 in einem abgetrennten Bereich 400 KZ-Häftlinge interniert. Sie erreichten das KZ-Außenlager Pocking auf unmenschliche Weise in Bahnwaggons und auf Todesmärschen aus östlicher gelegenen Lagern. Sie wurden zu Bauarbeiten am Bahnhof und für die Rollbahn des Fliegerhorsts Waldstadt gezwungen.
Ein Viertel von ihnen starb, vor allem an Krankheiten und der katastrophalen Unterernährung. Das Lager wurde am 2. Mai 1945 durch amerikanische Truppen befreit.
Die archäologischen Funde
Die bei der Grabung freigelegten Funde sind sowohl Tätern, als auch Opfern zuzuordnen: Profane Alltagsgegenstände wie Bier- und Mineralwasserflaschen, Uniformknöpfe, Zahnpasta-Tuben und Porzellanscherben zeugen vom Alltag der Täter; NS-Orden bilden die nationalsozialistische Gesinnung der Zeit ab. Die Grabung legte auch persönliche und Gebrauchsgegenstände der Opfer frei wie Reste von Lederschuhen, eine mühevoll ausgestanzte Dose, wahrscheinlich ein provisorisches Sieb, und eben das verzierte Etui.
Röntgenaufnahmen zeigen, dass es ursprünglich maschinell ohne Dekor hergestellt wurde. Das Zierwerk wurde aufwändig hinzugefügt. Das Grabungsteam konnte auch Reste von zehn Gebäuden freilegen: etwa von der Entlausungsstation und der Baracken, in denen die Häftlinge untergebracht waren.
Archäologie und NW-Zeit
Mit wachsendem zeitlichen Abstand ist die Epoche des Nationalsozialismus verstärkt Thema der Bodendenkmalpflege und Gegenstand archäologischer Ausgrabungen. Nach 1945 waren Orte mit einem Bezug zum Zweiten Weltkrieg oder den Verbrechen des Naziregimes wie die KZ-Außenlager zum Teil aus der öffentlichen Wahrnehmung verdrängt worden. Baumaßnahmen wie in Pocking führen dazu, dass die Forschungsfelder der Bodendenkmalpflege und der Archäologie sich vermehrt dieser jungen Zeitschicht zuwenden.
Am 18. April 2023 haben die Gemeinde Pocking, die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg und das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege die archäologische Maßnahme und die Funde in Pocking vorgestellt .
Nach Pressemitteilung des BLFD
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