Laut Radiokarbondatierung datiert das Grab in das 1. Jh. n. Chr. Die gefundenen Werkzeuge, die von außergewöhnlicher Qualität sind, wurden vor allem für die Heilung und chirurgische Eingriffe verwendet. Man geht davon aus, dass das 1. Jh. in Jászság eine Übergangszeit zwischen der sarmatischen Bevölkerung der Keltenzeit und der Römerzeit gewesen sein könnte. Daher ist es an sich schon erstaunlich, dass ein mit solch prestigeträchtiger Ausrüstung ausgestatteter Arzt diese Gegend besuchte. Die Archäologen gehen aktuell davon aus, dass der Arzt wahrscheinlich aus dem Imperium Romanum stammte oder dort seine Ausbildung erhielt. Wahrscheinlich reiste er nach Jászság, um jemanden zu retten.
Das medizinische Besteck war im Grab in Holzkisten, in der Nähe der Füße, deponiert worden. Neben Zangen, Nadeln, Pinzetten und hochwertigen, für chirurgische Eingriffe geeignete Skalpelle fand man auch Medikamentenrückstände. Die Skalpelle aus Kupferlegierung waren versilbert und mit austauschbaren Stahlklingen ausgestattet. Am Knie des Verstorbenen wurde ein Reibstein gefunden, der nach den Abriebspuren zu urteilen zum Mischen von Kräutern und anderen Medikamenten verwendet worden sein könnte.
Parallelen von chirurgischen Instrumenten sind aus weiten Teilen des Imperium Romanums bekannt. Eine genaue Parallele der Skalpelle findet sich in einer gallischen Fundstelle. Dennoch sind Funde dieser Art im Gebiet des ehemaligen Barbaricum äußerst selten. Die Bedeutung des Fundes wird dadurch unterstrichen, dass es sich – gemessen an der Ausstattung – um ein für die damalige Zeit vollständiges medizinisches Set handelt.
Nach einer Pressemeldung der ELTE
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