Das Haupt des Varus
Eine der größten Katastrophen der römischen Geschichte ist eng mit dem Feldherrn Varus verbunden. 9 n. Chr. erlitten, unter seiner Führung, drei römische Legionen samt Hilfstruppen und Tross in Germanien eine vernichtende Niederlage gegen germanische Truppenverbände. Der mit Varus befreundete Germanenfürst Arminius hatte sie in eine Falle gelockt. Die Schlacht, in der ein Achtel des Gesamtheeres des Römischen Reiches vernichtet wurde, leitete das Ende der römischen Bemühungen ein, die Gebiete rechts des Rheins dauerhaft zu einer römischen Provinz zu machen. Varus selbst beging in dieser Schlacht Selbstmord. Sein abgetrenntes Haupt sandten die Germanen an den Markomannenfürsten Marbod in Böhmen, um ihn zu ermutigen, ihrer Allianz gegen Rom beizutreten. Marbod aber lehnte das Angebot ab und sandte seinerseits das Haupt nach Rom an Kaiser Augustus.
Der gescheiterte Varus
Eine überlebensgroße Bronzeplastik, die den Titel „Der gescheiterte Varus“ trägt, ziert seit 2003 den Kardinal-von-Galen-Park nahe der Innenstadt von Haltern am See.
Die Skulptur wurde als erstes Projekt der 2001 gegründeten KulturStiftung Masthoff vom Rietberger Künstler Dr. Wilfried Koch geschaffen. Die 2,30 Meter hohe und 650 Kilogramm schwere Bronzefigur stellt Varus als geschlagenen Feldherrn nach der Varusschlacht dar. Sie spiegelt die innere Zerrissenheit und den tiefen Fall des gedemütigten Heerführers wider. Dargestellt wird Varus in dem dramatischen Moment, da er seine katastrophale Niederlage erkennt und den Verrat seines Freundes Arminius begreift.
Das könnte Sie auch interessieren!
Römer, Mythen, Vorurteile – Das alte Rom und die Macht
Nicht alle Tiroler jodeln. Nicht jeder Römer war ein Soldat. Und Vorurteile sind nicht Wissenschaft – auch dann nicht, wenn sie die Wissenschaft einmal selbst in die Welt gesetzt hat. Im Sonderheft der ANTIKEN WELT gehen wir auf eine Reise durch die Welt historischer Vorurteile. Sie führt zu einer ganzen Reihe von Allgemeinplätzen– zu häufig wiederholten Behauptungen über das Verhältnis des alten Rom zu Macht und Gewalt. Der Autor, Professor Günther Thüry, will einige wichtige und gängige Vorurteile über das alte Rom gerade rücken. Er konzentriert sich dabei auf eine Reihe solcher Klischees, die Roms Verhältnis zu Macht, Herrschaft und Gewalt betreffen. Und zeigt am Beispiel dieser Vorurteile, was die Folgen eines unsensiblen und voreiligen Umgangs mit den Zeugnissen der Vergangenheit sind.
zum Sonderheft
Um die Bronzeplastik herzustellen, fertigte Koch vom Kopf des Varus ein 1:1-Arbeitsmodell aus Gips an. Nach dem Tod des Rietberger Künstlers im August letzten Jahres ging der Gipskopf in das Eigentum der KulturStiftung Masthoff über. Seitdem war der Kopf schon in der Trierer Landesausstellung „Der Untergang des Römischen Reiches“ zu sehen. Nun hat das „Haupt des Varus“ einen würdevollen Aufbewahrungsort gefunden: das LWL-Römermuseum in Haltern am See.
Hintergrund zum Künstler
Dr. Wilfried Koch wurde 1929 in Duisburg geboren. Er arbeitete als Maler, Kunsthistoriker, Bildhauer, Musiker und Belletrist. Seit 1971 lebte und arbeitete er in Rietberg im Kreis Gütersloh. Nach seiner künstlerischen Ausbildung im Fach „Porträt“ bei Rudolf Porth vom Städelschen Kunstinstitut Frankfurt setzte er an der Kunsthochschule in Stuttgart seine Studien für freie Malerei, für Glasmalerei, Fresko und Mosaik fort. Anschließend studierte Koch Kunstgeschichte in Freiburg und Stuttgart. Koch starb im vergangenen Jahr in Rietberg.
Im Mittelpunkt von Wilfried Kochs Arbeiten stand immer das Porträt. Er malte und zeichnete über 1.000 Porträts und schuf zahlreiche Bronzestatuen nach dem Wachsausschmelzverfahren. In seinen oft überlebensgroßen Skulpturen gestaltete er Menschen in emotionalen Grenzsituationen, so auch Publius Quinctilius Varus.
Nach Pressemitteilung des LWL