Für Forschungen zu den ältesten urbanen Strukturen Europas verleiht das internationale Archäologieforum Shanghai (Shanghai Archaeology Forum, SAF) Johannes Müller, Professor für Prähistorische Archäologie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, einen der renommierten „Shanghai Archaeology Awards“ in der Kategorie „Field Discovery“. Die mit dem Archäologiepreis gewürdigten Ausgrabungen und Analysen erfolgten vor allem im Rahmen des Kieler Sonderforschungsbereichs 1266 „TransformationsDimensionen“ und des Kieler Exzellenzclusters ROOTS, deren Sprecher Johannes Müller ist. „Das Shanghai Archaeology Forum ist eine international äußerst renommierte Plattform für innovative Forschung zur menschlichen Vergangenheit. Hier eine Auszeichnung zu erhalten, ist eine große Ehre für unser interdisziplinäres Team“, sagt Johannes Müller. Die offizielle Preisverleihung erfolgt heute in Shanghai.
Bereits der zweite Archäologiepreis für Johannes Müller
In einem mehrstufigen Verfahren hatten die internationalen Mitglieder des Forums aus 131 Nominierungen zehn Preisträgerinnen und Preisträger in der Kategorie „Research“ (Forschung) und zehn in der Kategorie „Field Discovery“ (Entdeckung bei Feldarbeiten) ausgewählt. An der letzten Auswahlrunde waren 55 Forumsmitglieder aus 32 Ländern beteiligt.
Schon 2019 hatte Johannes Müller einen SAF Award erhalten, damals in der Kategorie „Research“ für Forschungen zu früher Monumentalität in der Jungsteinzeit. Damit ist Johannes Müller nach dem bekannten britischen Archäologen Colin Renfrew der zweite Wissenschaftler, der zwei SAF Awards erhalten hat.
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Siedlungen mit mehreren tausend Häusern schon vor 6000 Jahren
Der Kieler Wissenschaftler beschäftigt sich seit mehr als zehn Jahren mit Großsiedlungen der sogenannten Cucuteni-Tripolje-Kultur. Sie entstanden ab 4100 v. u. Z. im Gebiet der zentralukrainischen Waldsteppe. Einige hatten eine Ausdehnung von bis zu 3,2 Quadratkilometern und bestanden aus bis zu 2800 Häusern gleichzeitig. „Wie kam es dazu? Wie sicherten die Menschen damals ihre Existenz? Welche politischen Institutionen lassen sich rekonstruieren? Warum verschwanden die Großsiedlungen um 3500 v. u. Z. wieder? Das sind Fragen, die uns im SFB1266 und im Exzellenzcluster ROOTS beschäftigen“, erklärt Johannes Müller.
Viele Disziplinen am wissenschaftlichen Erfolg beteiligt
Um diese Fragen zu beantworten, haben die Kieler Forschenden gemeinsam mit dem Institut für Archäologie der Kiewer Akademie der Wissenschaften, der Borys Grinchenko Universität Kiew, dem Nationalmuseum Chişinău (Republik Moldau), der Moldauischen Staatlichen Universität Chişinău, dem Museum Legedzine und der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts 39 Standorte geomagnetisch prospektiert und an 18 Standorten Ausgrabungen durchgeführt.
„Die Kombination neuester Prospektions- und Grabungsmethoden mit innovativen naturwissenschaftlichen Analysetechnologien hat zu wirklich bahnbrechenden Ergebnissen geführt. Sie tragen zu einem tiefen Verständnis dieser faszinierenden prähistorischer Gesellschaften und ihrer Beziehung zur Umwelt bei“, betont Johannes Müller. „Hier kam und kommt die Innovationskraft der gemeinsamen umwelt- und sozialarchäologischen Kieler Forschung zum Ausdruck“.
Leider erschwert der Krieg in der Ukraine seit 2022 die Arbeiten erheblich. „Der SAF Award ist daher ein weiterer Ansporn, die guten Beziehungen zu den ukrainischen Partnern auch in Krisenzeiten zu pflegen und weiter zu vertiefen, so, wie wir es im Sommer 2022 mit einem zusätzlichen Partnerschaftsabkommen schon getan haben“, sagt Johannes Müller.
Nach einer Meldung des Exzellensclusters ROOTS an der Universität Kiel
Die Uhr tickt für das kulturelle Erbe der Ukraine
Die erste bodengestützte Untersuchung der Schäden an Kulturstätten enthüllt deren Ausmaß
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