Ein Hinweis aus der lokalen Bevölkerung hatte die Archäologen in die Gegend in der Nähe der Stadt Ibra in Oman geführt. Dort fanden sie mehrere Siedlungen vor. Irini Biezeveld und Jonas Kluge dokumentierten die sichtbaren Gebäude und legten Testschnitte im Gelände an. Mit Hilfe etwaiger Holzkohlefunde wollten sie die Siedlung datieren. Da kam etwas Grünes zum Vorschein: Ein außen korrodierter Kupferklumpen, bestehend aus drei einzelnen Barren in der Form eines runden Kegels. „Ein solcher Fund ist äußerst selten“, sagt PD Dr. Stephanie Döpper, die die beiden Doktoranden wissenschaftlich betreut. Der 1,7 Kilogramm schwere Fund sei von den Anwohnern vermutlich aus Versehen zurückgelassen worden, als die Siedlung aufgegeben wurde.
Ein überraschender Fund
Die Siedlung, die Biezeveld und Kluge identifizierten, stammt aus der Frühen Bronzezeit. In dieser Zeit gehörte das Gebiet des heutigen Oman zu den wichtigsten Produzenten für Kupfer für das antike Mesopotamien im heutigen Irak sowie für die Indus-Kultur im heutigen Pakistan und Indien. Nur hier kam in größerem Umfang Kupfererz vor: ein begehrtes Handelsgut, wie u.a. Keilschrifttexte aus Mesopotamien belegen. Da die Kupferbarren in der Regel zu Werkzeugen und anderen Gegenständen weiterverarbeitet wurden, gehören sie auf archäologischen Ausgrabungen zu den seltenen Funden. Umso überraschender war der Fund gleich mehrerer solcher Barren in der frühbronzezeitlichen Siedlung.
Die Kupferbarren haben eine für die Zeit typische plankonvexe Form. Diese entsteht dadurch, dass man das flüssige Kupfer in kleine tönerne Tiegel goss. Der Fund der Kupferbarren ermöglicht es, mehr über die Rolle Omans in den interregionalen Handelsbeziehungen während der Frühen Bronzezeit zu erfahren. Zudem können die Wissenschaftler daraus neue Erkenntnisse zu den schon damals bekannten Technologien der Metallverarbeitung gewinnen. Die Verhüttung von Kupfer erfordert sehr viel Brennmaterial, was in einer so trockenen und vegetationsarmen Gegend wie Oman eine große Herausforderung dargestellt haben dürfte. Die Wissenschaftler möchten im Verlauf des Projekts u.a. herausfinden, wie die Menschen in der Frühen Bronzezeit mit ihren begrenzten Ressourcen umgegangen sind.
Dass das neu entdeckte Dorf in engem Kontakt und Austausch mit dem indischen Subkontinent stand, beweisen auch mehrere Keramikscherben sogenannter „black-slipped jars“: große Vorratsgefäße der Indus-Kultur, die die Archäologen ebenfalls dort entdeckten. Offenbar war sogar eine kleine, eher ländlich geprägte Siedlung im Zentraloman in ein System das interregionalen Handels und Austausches eingebunden.
Nach einer Pressemeldung der Goethe-Universität Frankfurt am Main